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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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verriet mir, dass das in seinen Augen noch kein hinreichender Grund für Respekt war. Aber das wusste ich bereits. Er war derjenige gewesen, dem Clay und ich im Wald begegnet waren, und nach dem Verhalten unseres Mutts-der-mit-den-Wölfen-rennt zu urteilen waren wir nicht die einzigen Werwölfe, die Eli terrorisierte.
    Der Alpha zog einen Stuhl heran, der aus zusammengebundenen Zweigen gebaut und mit einem Tierfell bedeckt war – Bär, dem Geruch nach –, und teilte mir mit einer Handbewegung mit, ich solle mich setzen. Ich tat es und sah mich um. Die Höhle war eine irritierende Mischung aus Primitivität und Moderne – neben den Pelzen und den aus Zweigen gebauten Möbeln sah ich Parkas und Winterstiefel, und neben dem Feuer stand ein Stahleimer mit Wasser. Nicht primitiv, nehme ich an, nur altmodisch überall dort, wo das Moderne nicht nötig war, nicht anders als bei Menschen, die von dem leben, was das Land hergibt.
    Als der Alpha allerdings meiner Blickrichtung folgte, sagte er rasch: »Das ist nur ein Lagerplatz für die Jagd. Wir leben eine Strecke entfernt. In Häusern«, fügte er nachdrücklich hinzu, damit ich nicht auf die Idee kam, sie für höhlenbewohnende Wilde zu halten.
    »Sind dort auch die Frauen?« Ich hatte keine Ahnung, ob sie Frauen hatten, aber ich hegte den Verdacht, dass diese Typen wahrscheinlich nicht nach Anchorage hineinschlenderten, um dort in den Bars Mädchen aufzureißen.
    Er nickte. »Manchmal kommen sie mit. Dieses Mal nicht.«
    »Und sind sie … wie ihr? Können sie sich wandeln … in das, in das ihr euch wandelt?«
    Er sah verwirrt aus. Ich konnte es ihm nicht verübeln – meine Frage war nicht sonderlich verständlich ausgefallen. Aber ich hatte schließlich keine Ahnung, wie sie selbst sich nannten.
    »Eure Frauen«, sagte ich. »Sind sie genau wie ihr? Sie … ändern die Gestalt?«
    »Natürlich.« Er runzelte die Stirn und nickte dann. »Ja, es gibt keine Frauen bei den Werwölfen. Oder, das habe ich jedenfalls gehört, aber du bist ja …« Er überlegte sich die Sache eine Minute lang und sagte dann: »Du bist also eine Gebissene.«
    Ich nickte. »Ist es das, was eure Frauen sind? Gebissene?«
    »Nein, es ist nicht dasselbe. Wir können das … nicht tun. Wir sind geborene Wandler. Auch unsere Frauen sind es, aber es gibt nur wenige.«
    In seinem Rücken murrte Eli etwas. Ich ging davon aus, dass diese Gegebenheiten nicht nach seinem Geschmack waren.
    Ich wandte mich wieder dem Alpha zu. Sie hatten mich nicht hierher eingeladen, damit wir Vergleiche zwischen unseren jeweiligen Spezies anstellen konnten; wenn ich also noch etwas wissen wollte, dann sollte ich mich mit dem Fragen wohl beeilen.
    »Und ihr lebt tiefer in den Wäldern? In einer Gruppe? Gibt es viele von euch?«
    Typische Fragen, vor allem für jemanden, der mit einem Anthropologen verheiratet war und nach jedem Detail gefragt werden würde. Doch nach dem Gesichtsausdruck des Alpha zu urteilen war er nicht sonderlich daran interessiert, mir diese Auskünfte zu liefern. Er verbarg sein Unbehagen, indem er rasch den Blick abwandte und murmelte: »Nicht wichtig.«
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht bohren. Es ist nur – ich habe noch nie … Wandler getroffen.«
    »Es gibt viele von uns«, sagte Eli. »Mehr als von euch Werwölfen, und alle größer und stärker als die Besten von euch. Wenn ihr kommt, dann kämpfen wir.« Er fing meinen Blick auf. »Und wir werden gewinnen.«
    »Respekt!«, fauchte der Alpha, während er zu ihm herumfuhr.
    »Aber warum? Sieh sie dir an. Sie ist nicht größer als ein Mensch. Und sie wandelt sich in einen normalen Wolf. Warum sollten wir Angst …?«
    Sein Vater versetzte ihm einen Stoß. »Respekt!«
    »Es ist schon in Ordnung.« Ich versuchte mich an einem schiefen Lächeln. »Ich kann mir vorstellen, dass meine Fragen so verstanden werden könnten, aber es war wirklich nur Neugier. Euer Territorium gehört euch. Wir haben unser eigenes, und wir sind glücklich mit ihm.«
    »Die Werwölfe mögen Städte«, sagte der Alpha in einem Tonfall, der nahelegte, dass er uns unserer Vorlieben wegen bedauerte, sich aber Mühe gab, in der Frage eine höfliche Neutralität zu bewahren. »Sie haben uns nie Schwierigkeiten gemacht. Bis jetzt. Diese Werwölfe im Tal. Die in der Hütte …«
    »Wenn du von den beiden Brüdern und ihren Freunden redest, sie gehören nicht zu meinem Rudel. Genau genommen bin ich ihnen gerade erst entkommen.«
    »Das wissen wir. Wir haben

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