Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Respekt. Sie haben sie weggeworfen. Wie …« Er schwenkte die Hand und suchte nach Worten. »Wie Abfall. Sie sind Monster.«
    Ganz meiner Meinung. Und als mir das Schicksal dieser Mädchen bestätigt wurde, wuchs meine Entschlossenheit, Tesler umzubringen. Aber ich stellte fest, dass der Alpha meine Aufmerksamkeit von dem Problem der beiden verbliebenen »Wolfsrisse« abgelenkt hatte. Diese Männer waren nicht von Teslers Bande umgebracht worden, und er wusste es. Eine andere, weniger bequeme Erklärung begann sich im Hintergrund meiner Gedanken zu etablieren.
    »Du sagst, die Anführer dieses Rudels waren ärgerlich darüber, dass die Leiche im Freien liegen geblieben ist und gefunden wurde«, sagte ich langsam. »Sehr ärgerlich sogar. Wenn das wieder passierte, würden sie vielleicht hinreichend ärgerlich – und nervös – werden, um von hier zu verschwinden.«
    »Ja, aber sie haben es nicht getan.«
    »Weil sie gewusst haben, dass sie für die beiden anderen Toten nicht verantwortlich waren, und weil sie keine Ahnung haben, wie normale Wölfe sich verhalten, haben sie an Wölfe gedacht und es ignoriert. Und damit war euer Plan fehlgeschlagen.«
    Der Alpha nickte … und brach ab, als ihm aufging, was er da gerade zugab. Daraufhin begann er sich zu rechtfertigen – nicht, dass er es bestritten hätte, aber er wies darauf hin, dass die beiden Männer, die sie umgebracht hatten, Wilderer und Fallensteller gewesen waren, Leute, die zur Jagdbeute bestimmte Tiere stahlen und nur die Pelze nahmen.
    »Und Tiere sind nicht das Einzige, was sie umbringen«, murmelte Eli.
    Sein Vater versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen, aber er tat es nur halbherzig, den Blick abgewandt, die Augen voller Kummer.
    »Wilderer haben einen von euch umgebracht«, schlussfolgerte ich. »In gewandelter Form. Sie müssen euch verwechselt …«
    »Sie haben ihn mit nichts verwechselt«, fauchte Eli; Speichel spritzte. »Er war nicht gewandelt. Der Mann hat ihn erschossen und seine Leiche zu verstecken versucht, als hätte er ein Stück Wild in der Schonzeit geschossen.«
    »Mein zweiter Sohn«, sagte Miles. »Elis Bruder aus demselben Wurf.«
    Elis Zwillingsbruder, durch ein Versehen in menschlicher Gestalt erschossen. Das dürfte seine Feindseligkeit uns gegenüber erklären – wahrscheinlich Werwölfen, Wölfen und Menschen gegenüber gleichermaßen, all denen, die er jetzt von seinem Territorium zu vertreiben versuchte mit der unbeirrbaren Rage eines trauernden Teenagers. Ja, vor ein paar Stunden im Wald hatte er zwar ganz andere Dinge versucht, aber das war reiner Instinkt gewesen. Mein Geruch, der auf seine Teenagerhormone traf. Selbst jetzt noch sah ich den Konflikt zwischen Verachtung und Anziehung, wann immer sein Blick zu mir herüberglitt.
    »Aber was wir getan haben – es war keine Rache«, sagte der Alpha.
    Nicht wissentlich jedenfalls, dessen war ich mir sicher, aber unterbewusst dürfte es durchaus eine Rolle gespielt haben. Während Eli seinem Kummer Luft machte, indem er jeden anderen Beutegreifer aus seinem Territorium verjagte, fanden die Älteren eine Entschuldigung dafür, das Gleiche mit Wilderern und Fallenstellern zu tun, Leuten, die sie jetzt als Bedrohung betrachteten. In ihren Augen mochte der Tod dieser beiden Männer bedauerlich gewesen sein, konnte durch ihr Tun und die Notwendigkeit, die größere Bedrohung in Gestalt von Teslers Mutts auszuschalten, aber gerechtfertigt werden. Und während ich selbst der Logik dieser Argumentation nachdrücklich widersprochen hätte, war mir klar, dass sie in ihren Augen absolut folgerichtig war. Und hier konnte ich nicht widersprechen.
    Eine Frage blieb bei all dem allerdings immer noch unbeantwortet. Es hätte eine andere Methode gegeben, das Problem beizulegen. Eine, die sehr viel verlässlicher – und ethisch vertretbarer – gewesen wäre als der Versuch, dem Rudel die Morde unterzuschieben.
    »Ihr wollt Tesler und seine Bande tot sehen«, sagte ich. »Warum tut ihr es nicht selbst?«
    »Es ist verboten.«
    »Vielleicht, aber …«
    »Nein. Werwölfe zu töten ist verboten. «
    Sein Tonfall teilte mir mit, dass dies ein unangreifbares, nicht zu hinterfragendes Gesetz war. Sie durften also Menschen töten, nicht aber Werwölfe? Das ergab in meinen Augen keinerlei Sinn.
    Aber andererseits, in ihren Augen tat es das vielleicht. Sie hatten Eli dafür zurechtgewiesen, dass er es mir gegenüber an Respekt hatte fehlen lassen. Er hatte durchblicken lassen, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher