Biss der Wölfin: Roman
aufpassen«, sagte er. »Die Hintertür war offen, und ich hab in der Küche einen Typ gefunden, der gerade euren Kühlschrank ausgeräumt hat. Aber macht euch keine Sorgen, ich habe das für euch erledigt.« Er warf einen Blick über die Schulter auf den Fußboden, dorthin, wo vermutlich Gavril lag. Dann glitt sein Blick über ihre Gesichter. »Oh, war das einer von euch? Verdammt, das tut mir wirklich leid.«
Während er sprach, war Eddie die einzige Person im Raum, die sich bewegte – er wich in meine Richtung zurück, um die Geisel zu bewachen. Alle anderen starrten, als versuchten sie dahinterzukommen, was eigentlich gerade los war. Irgendwann stürzte der Ukrainer auf Antonio zu, und Antonio warf sich nach vorn, dem Angriff entgegen.
Eine Gestalt glitt von der gegenüberliegenden Seite herein, dort, wo die Tür zum Vorraum war, und hinter Nick, der immer noch von Marko festgehalten wurde.
»Marko!«, brüllte Eddie.
Marko sah ihn nur stirnrunzelnd an, als fragte er sich, warum Eddie trotz seines einen unbrauchbaren Arms von ihm verlangte, gegen Antonio auszuhelfen. Der andere Mutt begriff schneller; er brüllte eine Warnung und gestikulierte zu Reese hin, der mit einem Schürhaken bewaffnet hereingekommen war. Reese holte aus und traf Marko seitlich am Kopf.
Tesler zog mich an sich, hielt meine Arme mit einer Hand in meinem Rücken fest und drückte mir den Unterarm auf die Kehle. Jeder Gedanke an Kampf verging mir – nicht wegen des Würgegriffs, sondern wegen Eddie, der sich in unsere Richtung zurückzog, um die Beute zu bewachen, während sein Fußvolk das Kämpfen erledigte. Mit beiden konnte ich es nicht aufnehmen, und weil Eddie sich aus dem Kampf heraushielt, waren wir ohnehin in der Überzahl.
Antonio tötete den zweiten Neuankömmling – ich hatte schon wieder vergessen, wie Eddie ihn genannt hatte. Damit blieben noch der Ukrainer, der inzwischen von Nick am Fußboden festgehalten wurde, und Marko, den Reese mühelos unter Kontrolle hielt – er brauchte ihm nur den gebrochenen Arm zu verdrehen, um ihn auf den Knien zu halten. Ich gab ihnen zu verstehen, sie sollten die beiden Männer einfach festhalten. Sie umzubringen würde uns um unsere Verhandlungsgrundlage bringen.
Als Antonio einen Schritt auf mich zu machte, riss Eddie einen meiner Arme aus Teslers Griff. »Noch ein Schritt, und ich breche ihr den. Nur für den Anfang.«
Antonio blieb stehen.
»Ich glaube, das nennt man jetzt eine Pattsituation«, bemerkte Eddie.
»Nicht wirklich«, sagte ich. »Ich bin die einzige Geisel, die das Behalten wert ist. Merkst du, dass ich einen Austausch nicht mal vorschlage? Ihr würdet euch nie drauf einlassen – die da sind einfach nur Kanonenfutter:«
Marko und der Ukrainier verspannten sich sichtlich; Marko sah Tesler an, der Ukrainer Eddie.
»Ich hätte gern meine Leute zurück«, sagte Eddie ruhig.
»Aber du würdest mich nicht rausgeben, um sie zu bekommen, stimmt’s? Zwei gegen eine. Das ist ein ziemlich gutes Angebot. Ihr lasst mich gehen. Sie lassen die beiden gehen.« Ich drehte den Kopf, um Eddie ansehen zu können. »Das Angebot gilt.«
Keiner der Männer rührte sich vom Fleck.
»Anscheinend nicht«, sagte ich. »Tut mir leid, Leute. Sieht so aus, als wärt ihr’s nicht wert.«
»Nein, ich nehme das Angebot einfach nicht sehr ernst in Anbetracht der Person, von der es kommt.« Eddie wandte sich an Antonio. »Ihr lasst ja wohl keine Frau für euch sprechen, oder?«
»In der Regel schon. Die sind da einfach besser.«
»Sprich für dich selbst«, sagte Nick.
Reese lachte leise.
»Ich würde vorschlagen, dass ihr das hier ein bisschen ernster nehmt«, sagte Eddie. »Und sagt mir, mit wem ich eigentlich verhandele. Ich weiß, dass ihr die Gefährtin vom Beta nicht für das Rudel sprechen lasst.«
»Nein, wir lassen die künftige Alpha für das Rudel sprechen«, sagte Nick. »Und sie hat es gerade getan.«
Ich warf einen Blick zu ihm hinüber. Hatte eigentlich jeder im Rudel vor mir Bescheid gewusst?
»Hältst du das für komisch?« Eddie hob einen meiner Finger. »Das hier findest du vielleicht noch komischer?«
Er brach mir den Finger. Nick zuckte zusammen. Ich nicht. Ich werde jetzt nicht behaupten, dass ich es nicht gespürt hätte – nur, dass ich es hatte kommen sehen und mich innen auf die Wange biss, um den Schmerz im Zaum zu halten.
»Sicher, das kannst du tun«, sagte ich. »Aber ein Wort der Warnung? Je übler die Verfassung, in der ich bin, desto
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