Biss der Wölfin: Roman
sein.«
Nick täuschte nach links, um seinen Mann anzugehen und umzureißen. Dann erstarrte er; sein Blick schoss zu etwas in meinem Rücken hinüber, seine Lippen öffneten sich.
»Elena!«
Er fuhr herum und stürzte auf mich zu. Der Ukrainer packte ihn. Als ich von Marko aufsprang, glitt ein Schatten über mich hinweg, und ich fing eine Spur Werwolfgeruch auf. Ich drehte mich hastig um und sah mich einem unbekannten Mutt gegenüber, dem zwei weitere folgten.
»Und, willst du jetzt wissen, was wir getrieben haben?«, fragte Marko. »Wir haben dem Rest von unserem Rudel falsche Pässe besorgt und sie dann hergebracht.«
Es war ein sehr kurzer Kampf.
38 Drama
M arko trat die Tür der Hütte auf und stieß mich mit seinem unverletzten Arm ins Innere.
»Irgendwer zu Hause?«, rief er. »Wir haben dir was mitgebracht, Travis.«
»Zwei Geschenke sogar«, sagte der Ukrainer, während er Nick hineinschob. Zwei weitere Mutts folgten. »Ich weiß nicht, ob du den hier lebend haben wolltest, aber ich gehe mal davon aus.«
»Und wenn du ihn nicht willst, nehme ich ihn«, sagte einer der Neuankömmlinge, ein dickbäuchiges Vieh mit ergrauendem Haar und einem kaum noch hörbaren Akzent. Sein Grinsen sah aus wie ein Lattenzaun; die Hälfte der Zähne fehlte. »Er ist hübsch.«
Nick ignorierte ihn und sah sich stattdessen in aller Ruhe um. Ich könnte jetzt sagen, dass er seine Nervosität gut verbarg, aber tatsächlich machte er sich einfach nicht allzu viele Sorgen. Ich war ja schließlich da, also brauchte er nichts weiter zu tun, als aufmerksam zu bleiben und auf Befehle zu warten. Manchmal ist es wirklich das Letzte, das Kommando zu haben.
Zugegeben, auch ich war nicht so nervös, wie ich vielleicht hätte sein sollen. Die anderen waren unterwegs, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Teslers uns umbringen würden. Ihr Ziel war letzten Endes, Clay umzubringen. Und welchen besseren Köder hätte es da gegeben als seine Gefährtin und seinen besten Freund?
Und was die Frage anging, was Tesler mit mir anstellen würde, um sich die Zeit zu vertreiben – auch in dieser Hinsicht machte ich mir überraschend wenig Gedanken. Ich schob es auf die Drogen. Ich war mir sicher, wenn die Wirkung erst abflaute, würde ich sie für das gesamte »Schon wieder gefangen«-Schlamassel verantwortlich machen. Eine weitere Alpha-Trainings-Lektion – strategische Entscheidungen sollten niemals unter dem Einfluss von Schmerzmitteln getroffen werden.
Selbst als Tesler aus dem Nachbarraum kam, mich sah und zu grinsen begann, legte mein Puls kaum einen Schlag zu. Er kam mit langen Schritten zu mir herüber, griff nach meinen beiden Händen und hielt mich auf Armeslänge von sich ab, um mich aufmerksam zu mustern wie ein Bräutigam, der die für ihn ausgesuchte Braut ins Auge fasst.
»All das, und sie sieht immer noch gut aus. Du hältst dich prima, Süße. Zu schade, dass du nicht mehr gut aussehen wirst, wenn ich mit dir fertig bin.«
Er zog mich näher heran und schob die Hand unter meinen Parka, um meinen Hintern zu quetschen. Ich hörte hinter mir ein Handgemenge ausbrechen, und als ich mich umsah, kämpfte Nick gegen seinen Gefangenenwärter an und stierte wütend zu Tesler hinüber. Als ich ihm einen Blick zuwarf, hörte er auf. Ich wusste seine Reaktion zu würdigen, aber wenn er nicht den Mustergefangenen spielte, würden sie am Ende doch noch zu dem Schluss kommen, dass sie keine zwei Geiseln brauchten.
»Sie haben Andrej umgebracht«, sagte der Ukrainer.
Als Tesler die Stirn runzelte, lehnte Eddie sich zu ihm hin und flüsterte: »Der große Rumäne. Ist dazugestoßen, bevor wir hergekommen sind.«
Teslers Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Vielleicht erinnerte er sich an den Mann. Vielleicht auch nicht. In jedem Fall interessierte es ihn nicht die Spur.
Der Ukrainer hatte recht. Eddie hielt den Anschein aufrecht, dass sein Bruder der Anführer war, aber es war genau das Arrangement, das auch Clay und ich für die Zeit planten, wenn ich Alpha war: Wenn die Mutts glauben wollten, dass der große gefährliche Typ das Sagen hatte, dann würden wir sie nicht daran hindern. Aber ein Rudel funktioniert im Grunde nicht anders als eine menschliche Organisation. Kurzfristig gibt der Stärkste vielleicht den besten Anführer ab, aber auf längere Sicht reicht das nicht aus, um Erfolg zu haben. In diesem Fall konnten sich nicht einmal die Rudelmitglieder selbst darüber einigen, wer ihr Alpha war – was bedeutete, sie
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