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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sind die gleichen Gerüche wie die im Wald, und ich nehme an, das ist ein Glück – wenigstens haben wir es nicht mit noch mehr Mutts zu tun.«
    Clay nickte, aber ich merkte ihm an, dass er nicht sonderlich erleichtert war. Sein Blick glitt unablässig durch den Raum, ohne auf einem Ausstellungsstück zur Ruhe zu kommen, und das sah ihm ganz und gar nicht ähnlich.
    »Du machst dir Sorgen um Dennis und Joey«, sagte ich.
    »Ich bin sicher, da ist alles in Ordnung. Es ist bloß …« Er sah sich um, schüttelte es ab und ging zur Tür. Wir nahmen auf dem Rückweg zum Haupteingang eine andere Route und hatten die Tür fast erreicht, als Clay plötzlich stehen blieb.
    »Dennis war hier.«
    »Dennis? Ich hoffe bloß, er hat diese Mutts nicht ins Museum verfolgt.«
    »Würde er nicht.«
    Ich sog Luft ein, als Clay sich nach links wandte und einen weiteren Ausstellungsraum betrat.
    »Ich rieche nichts«, sagte ich. »Bist du dir sicher?«
    Er war bereits im Nachbarraum. Ich folgte ihm und fand mich in einer Ausstellung von Ureinwohner-Kunsthandwerk wieder. Clay kauerte mitten im Raum am Boden. Glücklicherweise war dieses Zimmer menschenleer – nicht, als ob die Anwesenheit von Publikum ihn davon abgehalten hätte, auf alle viere zu gehen und zu wittern.
    Als ich selbst weiter in den Raum hineinging, roch ich Dennis schließlich doch noch – der gleiche Geruch, den wir vor seiner Wohnungstür aufgefangen hatten, und genauso schwach, was bedeutete, dass er auch mindestens genauso alt war. Und was die Frage anging, wie Clay ihn vom Foyer aus bemerkt hatte – es bewies lediglich, dass Dennis und Joey im Augenblick sein wichtigstes und vordringlichstes Anliegen waren, sosehr er sich auch bemühte, in der Sache rational zu bleiben.
    Während er die Fährte abging, sah ich mich um. Es schien eine vorübergehende Ausstellung zu sein, die sich mit lokalen Mythologien und Legenden befasste. Sollten wir später noch Zeit für die Sehenswürdigkeiten von Anchorage haben, würde dieser Raum auf Clays Liste ganz oben stehen. Selbst jetzt nutzte er die Gelegenheit, kurze Blicke auf die Ausstellungsstücke zu werfen und die Tafeln zu lesen.
    Mythologie und Ritual sind Clays akademisches Forschungsgebiet. Sein besonderes Interesse gilt dabei dem Anthropomorphismus in der Religion – den Glaubenssystemen, zu denen Mischformen aus Mensch und Tier oder Gestaltwechsler gehören.
    »Hat Dennis sich für diese Sachen interessiert?«, fragte ich.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Und er hätte davon gewusst, wenn es so gewesen wäre. Clays Fachgebiet war unter Werwölfen nicht gerade ein gängiges Konversationsthema. Bevor ich dazugestoßen war, hatte er zwei mögliche Gesprächspartner gehabt, wenn er darüber reden wollte – Jeremy, der sich nach Kräften bemühte, Interesse aufzubringen, und Nick, der es gar nicht erst versuchte. Wenn Dennis auch nur entfernt interessiert gewesen wäre, hätte Clay sich auf ihn gestürzt wie ein halb verhungerter Wolf auf ein lahmendes Reh.
    Ich spähte zur Tür hinaus, um sicherzustellen, dass die Luft rein war, ging dann in die Hocke und schnupperte am Teppichboden. An einem öffentlichen Ort ist das keine angenehme Erfahrung, aber ich habe es inzwischen oft genug getan, um die weniger appetitlichen Aromen herauszufiltern und nach dem zu suchen, was mich interessiert.
    »Keinerlei Fährten von den anderen Mutts«, sagte ich. »Wenn Dennis sich hier hereingeflüchtet hätte, um sich vor ihnen zu verstecken, dann wäre das ein bisschen viel Zufall – obwohl ich annehme, er könnte sich das Gleiche überlegt haben wie Reese, dass das hier nämlich so ziemlich der letzte Ort ist, an den ihn ein Werwolf verfolgen würde. Wir sind die Ausnahmen hier. Na ja, solange man Karl nicht zählt, und sein Interesse an Kunsthandwerk ist nicht von der akademischen Art.«
    Clay knurrte etwas vor sich hin, während er versuchte, Dennis’ Fährte zu isolieren. Clay hatte eine Menge Probleme damit, dass Karl Marsten sich dem Rudel angeschlossen hatte, aber als wir ihn gefragt hatten, ob er unserer Liste von Vorbehalten noch etwas hinzuzufügen hatte, hatte er lediglich gesagt: »Keine Museumsdiebstähle mehr.«
    Als Karl davon hörte, war er ziemlich verblüfft gewesen. Dies war vermutlich der allerletzte Einwand, den er von Clay gegen sich erwartet hätte in Anbetracht der Tatsache, dass Karl einmal dabei geholfen hatte, Clay zu kidnappen. Doch Clays Prioritäten entsprachen in aller Regel nicht dem, was die Leute

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