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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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der festen Überzeugung, dass Clay hinter der nächsten Ecke lauert.«
    »Ich lauere nicht«, merkte Clay an.
    »Ich sage euch alles, was ich über Liam und Ramon weiß«, sagte Reese. »Und dann suche ich mir irgendeinen Ort, wo ich unterkriechen kann.«
    »Wenn du auf diesem Kontinent irgendwohin gehst, dann ist es der Staat New York«, sagte ich. »Als Gast des Rudels.«
    Reese sah Clay an.
    »Wenn du umkommst, fühlt sie sich schlecht deswegen. Ich mag’s nicht, wenn sie sich schlecht fühlt.«
    »Entweder das, oder ich setze dich ins nächste Flugzeug zurück nach Australien«, fügte ich hinzu.
    »Nein«, sagte Reese schnell. »Ich … ich bin hier, ich gehe nicht zurück.«
    Das konnte bedeuten, dass er zu Hause irgendetwas angestellt hatte und deshalb nicht zurückkehren konnte, aber dem Ausdruck in seinen Augen – eine Mischung aus Entschlossenheit und Furcht – merkte ich an, dass es etwas Persönlicheres sein musste.
    »In Ordnung also«, sagte ich. »Du kommst beim Rudel unter, bis Clay und ich zurück sind und uns um diese Geschichte mit Liam und Ramon kümmern können.«
    »Was wollt ihr also, wo ich hingehe? Syracuse?«
    »Das ist der Wohnsitz des Alpha«, sagte Clay, als beantwortete das die Frage – was es für ihn auch tat.
    »Eine andere Rudelfamilie lebt in der Nähe von New York City«, sagte ich. »Sie haben ein großes Haus, jede Menge Platz. Du kannst bei ihnen unterkommen.«
    »Die Sorrentinos.«
    »Genau.«
    »Und die werden mich einfach so eine Weile da wohnen lassen?«
    »Antonio wird was für dich zu tun finden«, sagte Clay.
    Reese nickte mit offenkundiger Erleichterung. In seiner Welt klang das plausibel – niemand hilft aus reiner Herzensgüte, und wenn jemand behauptet, es tun zu wollen, dann sollte man in die entgegengesetzte Richtung rennen, so schnell man nur kann.
    Nachdem sich Reese einverstanden erklärt hatte, arrangierten wir das weitere Vorgehen. Nick würde ihn am Flughafen abholen. Heute Abend würde Jeremy Jaime die Zwillinge anvertrauen und zu Antonio fahren, um sich Reeses Finger anzusehen.
    Wir fuhren Reese zum Flughafen. Unterwegs hielt Clay »den Vortrag« – er enthielt sämtliche Ge- und Verbote, die bei einem Zusammentreffen mit dem Alpha zu beachten sind, und die sind kaum komplizierter als die Regeln für eine Audienz bei der Queen. Setz dich nicht hin, bevor du nicht dazu aufgefordert wirst. Rede nicht, es sei denn, er fragt dich etwas. Iss nicht, bevor er es nicht tut. Kein direkter Blickkontakt. Jeremy verlangte nichts von all dem, aber darum ging es hier nicht.
    Die Hierarchie ist unter Wölfen sehr wichtig, und ebenso wichtig ist sie bei uns. Stellt man einen Werwolf vor die Wahl zwischen zwei Anführern – einem, der ihn mit in die nächste Bar nimmt, und einem, der ihm das Ohr abreißt, wenn er als Erster trinkt –, dann wird er sich in jedem Fall den Letzteren aussuchen. Der Alpha ist sein Herr und sein Beschützer. Leichtgewichte, Kumpeltypen und Schwächlinge sind nicht erwünscht.
    Als Nächstes rezitierte Clay die Hausordnung für ein Leben mit den Sorrentinos. Sie hatte einige Ähnlichkeit mit den Zehn Geboten. Du sollst nicht lügen oder stehlen, du sollst nicht töten, es deinen Gastgebern gegenüber an Respekt fehlen lassen oder irgendeine von Nicks Freundinnen begehren. Und wenn du gegen diese Regeln verstößt, dann wirst du in den Arsch getreten und bekommst ihn danach in Einzelteilen zurück – ein Teil, von dem ich vermute, dass Gott ihn seinerzeit weggelassen hat.
    Reese hatte mit nichts davon irgendein Problem. Es war eine klare und nachdrückliche Sprache, die einem Werwolf eher einleuchtete als »sei ein rücksichtsvoller Besucher«.
    Nachdem wir ihn am Flughafen abgesetzt hatten, wurde es Zeit, an den Schauplatz des Verbrechens zurückzukehren – ins Museum.

9 Wendigo
    D as Museum lag nur ein paar Häuserblocks von unserem Hotel entfernt, in das wir noch nicht einmal eingecheckt hatten. Also stellten wir das Auto auf dem Hotelparkplatz ab und gingen zu Fuß.
    Im Museum fanden wir die Stelle, wo sie auf Reese losgegangen waren. An einer Vitrine, die etwas versteckt in einer Ecke stand, waren noch die Blutspritzer zu sehen. Es würde eine Weile dauern, bis irgendjemand sie bemerkte, und dann würde man sie wahrscheinlich mit Nasenbluten erklären.
    Der versteckte Ort machte es mir leicht, auf die Knie zu gehen und zu wittern. Ich tat es, während Clay Schmiere stand.
    »Und?«, fragte er, als ich wieder aufstand.
    »Es

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