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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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fuchsteufelswild wäre, dann wüsstest du’s. Wenn ich leicht verärgert wäre, dann wüsstest du’s auch. Ich bin keins von beiden, weil ich nicht zum Alpha geboren bin. Mutt schlägt über die Stränge? Du und Jeremy, ihr sagt, prügel den windelweich und erteil ihm eine Lektion. Ich sage, bring den Dreckskerl um und erspar uns alle künftigen Probleme. Ich bin nicht zum Alpha geboren.«
    »Aber du bist der beste Kämpfer. Jeder rechnet damit, dass du es wirst. Willst du denn nicht Alpha sein?«
    »Nein.« Er sah zu mir herüber, fing meinen Blick auf und hielt ihn fest. »Ich hab nicht damit gerechnet, dass ich’s werde, und ich würde den Job nicht übernehmen, wenn er ihn mir anböte. Ich mag’s, der Zweitkommandierende zu sein. Dich als Alpha zu haben – wenn das bedeutet, dass ich das weiterhin machen kann, dann bin ich absolut glücklich. Dieser ganze politische Mist?« Er schnaubte. »Kein Interesse.«
    »Wir könnten Co-Alphas sein. Ein Alphapaar, wie bei Wölfen.«
    »Was bei Wölfen funktioniert, funktioniert nicht unbedingt auch bei Werwölfen. In den Augen von so einem durchschnittlichen Mutt hätte ich dich dann im Interesse der ehelichen Harmonie und nicht etwa der ehrlichen Strategie zum Co-Alpha gemacht, und das würde auf keinen von uns ein gutes Licht werfen. Werwölfe haben einen Alpha. Ein Wolf, sie zu knechten. Und dieser Wolf musst du sein.«
    Ich starrte hinaus auf eine sumpfartige Landschaft mit skelettdürren Bäumen, eine Wüstenei, umgeben von üppigem Wald.
    »Aber du wärst glücklicher über die Beförderung, wenn du mehr Konkurrenz hättest.«
    Ich drehte den Kopf zu ihm herum. »Was?«
    »Es war nicht gerade ein spannendes Alpha-Rennen, und jeder weiß es. Antonio wäre gut, aber er ist älter als Jeremy und hat eine Firma zu leiten. Nick und Karl kommen gar nicht erst in Frage. Ich will den Job nicht. Sieg mangels Mitbewerbern ist wirklich nicht sehr befriedigend.«
    »Du glaubst, der Mangel an Konkurrenten macht mir zu schaffen? Also bitte. Ich …« Angesichts seines Blicks seufzte ich und schob meinen Pferdeschwanz über die Schulter nach hinten. »Okay, ja, natürlich wäre es schmeichelhafter, wenn ich nicht die einzige Kandidatin gewesen wäre.«
    »Aber das ist es nicht, was dich wirklich umtreibt, oder?« Er sah zu mir herüber; sein Blick bohrte sich von der Seite her in meinen Kopf hinein, als könne er meine Gedanken lesen. »Ist es noch etwas im Zusammenhang damit, dass du Alpha werden sollst? Oder irgendwas anderes?«
    Ich zuckte die Achseln. »Es ist jedenfalls nichts Wichtiges.«
    »Ist es doch nie, stimmt’s? Etwas, das mit dem Aufstieg zum Alpha zu tun hat, und noch was anderes. Was ist noch passiert, während ich weg war?«
    Die Worte lagen mir bereits auf der Zunge. Ich hab einen Brief von einem der Männer gekriegt  …
    Nicht jetzt. Noch nicht.
    »Es ist nichts … Moment. Du hast die Ausfahrt verpasst.«
    Er trat auf die Bremse und legte den Rückwärtsgang ein. »Was wolltest du sagen?«
    »Später. Wir sind fast da.« Ich sah mich über die Schulter nach der schmalen schwarzen Fahrspur um, die hier als Straße durchging. »Und das hier wird ein bisschen Navigieren erfordern.«

    Wir hatten bald begriffen, warum Charles gelacht hatte, als ich mich nach der Adresse von Dennis’ Hütte erkundigte. Das hier war kein Ferienhaus an irgendeinem See im kanadischen Muskoka, am Ende eines malerisch geschlängelten Fahrwegs und mit einem Schild an der Zufahrt, das Besucher in »The Granger’s Getaway« willkommen hieß.
    Wir bogen auf die Fahrspur ab, dann auf eine weitere und noch eine dritte, jede davon schmaler als die Vorgängerin, bis Zweige beide Seiten des Geländewagens streiften. Und dann endete der Weg.
    Wir stiegen aus und spähten in die Dunkelheit. Nach ein paar Minuten fanden wir einen Pfad. Ein paar Meter weiter stießen wir auf einen aus Ytong-Steinen gebauten Schuppen mit breiter Tür, solidem Vorhängeschloss und einem »Privatgrundstück«-Schild. Es stank nach Öl und Benzin. Stiefelabdrücke führten zur Tür, und Motorschlittenspuren führten von ihr fort.
    »Hier stellt man also den Schlitten ab und geht zu Fuß weiter.« Ich bückte mich und schnupperte. »Mensch, aber ich glaube, ein schwacher Werwolfgeruch ist auch dabei. Eine ältere Fährte.«
    Clay ging in die Hocke und sog den Atem ein. »Yeah, das ist Dennis.«
    Wir folgten den Motorschlittenspuren durch knietiefen Schnee. Als Wölfe hätten wir uns müheloser fortbewegen

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