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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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viele Jahre her.«
    Wir traten ein. Als ich den Verwesungsgeruch zum ersten Mal aufgefangen hatte, dachte ich zunächst, Wölfe hätten Dennis umgebracht. Die Bedrohung, die ein Werwolf für ihr neues Territorium darstellte, könnte möglicherweise schwerer gewogen haben als der Instinkt, der ihnen nahelegte, sich von Menschen fernzuhalten. Aber in dem Moment, da ich den ersten Blick in die Hütte geworfen hatte, wusste ich, es waren keine Wölfe gewesen. Jedenfalls nicht die Sorte, die auf vier Beinen läuft.
    Dennis Stillwell saß auf einem Küchenstuhl in der Mitte des Raums; seine Hände und Füße waren mit dicken Drahtkabeln gefesselt. Es sah aus, als sei er gefoltert worden. Wie übel, war kaum festzustellen. Trotz der Kälte hatte der Verwesungsprozess eingesetzt. Ich wusste nur, jemand hatte ihn festgebunden, versucht, Informationen aus ihm herauszubekommen, und ihn dann umgebracht.
    Clay sah auf Dennis hinunter; sein Gesichtsausdruck war undeutbar.
    »Ich werde sie finden«, sagte er.
    »Ich weiß.«

    Wir begruben Dennis im Wald. Wir wollten ihm eine Beerdigung geben, mehr noch, wir mussten es tun. Wenn Charles oder irgendwer sonst ihn gefunden hätte, wäre es zu einer Ermittlung und damit zu einer Obduktion gekommen, und keins von beiden konnten wir riskieren.
    Werwölfe sterben selten im Schlaf; es ist also unvermeidlich, dass es gelegentlich zu Obduktionen und polizeilichen Untersuchungen kommt, und der Himmel ist uns trotzdem noch nicht auf den Kopf gefallen. Die Anomalien in unserem Blut und unserer DNA haben wahrscheinlich schon mehr als einmal zu heftigem Kopfkratzen bei irgendeiner Assistentin geführt, und möglicherweise hat sie sich bei dieser Gelegenheit auch ein paar Notizen gemacht und für ein persönliches Forschungsprojekt abgespeichert, aber mehr wohl auch nicht. Trotzdem gehen wir keine Risiken ein, und selbst ein Mutt, der einen anderen Mutt umbringt, wird dafür sorgen, dass die Leiche verschwindet. Nur dass diese Mutts hier sich die Mühe offenkundig nicht gemacht hatten. War es ihnen einfach egal? Oder stellte dies eine Nachricht an jemanden dar – an Joey vielleicht?
    Clay und ich hatten Erfahrung mit dem Verschwindenlassen von Leichen. Zu viel. Wir hatten unsere eigenen Leute begraben, und wir hatten Mutts begraben. Wir wussten also, wie man es anstellte. Dennis Stillwell würde ganz einfach verschwinden wie so viele Werwölfe vor ihm.
    Nachdem wir fertig waren, standen wir am Grab, während der schneidende Wind durch die Bäume peitschte, jeden Quadratzentimeter ungeschützter Haut erstarren ließ und uns die Tränen in die Augen trieb. Aber diese Tränen waren die einzigen, die wir vergossen hatten. Auch Worte am Grab hätte man von uns keine gehört. Das ist die Tradition der Menschen. Unsere ist stiller, privater, einfach ein paar Augenblicke des wortlosen Respekts und der Reflexion.
    Mein Kopf fuhr hoch, als ich ein vertrautes Prickeln im Nacken spürte.
    »Warte«, sagte Clay; seine Stimme war leise. »Langsam bewegen.«
    Ich drehte den Kopf und folgte seiner Blickrichtung, ließ den Blick über den Wald schweifen.
    »Oh, mein Gott«, flüsterte ich.
    Der Widerschein von mindestens einem Dutzend Augenpaaren blinkte aus dem Wald heraus. Ich konnte graue Umrisse vor dem schwarzen Hintergrund erkennen. Wölfe.
    »Wir gehen wieder rein«, murmelte Clay. »Sind hinter mir auch welche?«
    »Ein paar.«
    »Okay. Zähl bis drei. Dann dreh mir den Rücken zu. Wir gehen Rücken an Rücken. Halt den Blick über ihre Köpfe hinweg gerichtet.«
    »Kein Blickkontakt.«
    »Genau. Wenn einer angreift, dann sieh ihm in die Augen. Vielleicht weicht er zurück.«
    Ich hoffte es sehr. Ein Dutzend Wölfe gegen zwei Werwölfe? Nicht einmal Clay war besonders erpicht auf diese Herausforderung.
    Rücken an Rücken kehrten wir in die Hütte zurück. Während Clay die Tür verriegelte, sah ich hinaus. Die Wölfe hatten sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Meinst du, sie haben die Leiche gerochen?«, fragte ich.
    »Langer Winter. Futter muss allmählich knapp werden.«
    »Das würde die Kratzspuren an der Tür erklären.«
    »Yeah.«
    Unsere Blicke trafen sich, bestätigten einander, dass wir bei unserer Geschichte bleiben würden, obwohl wir beide wussten, dass sie Blödsinn war. Diese Wölfe hatten nicht den Eindruck gemacht, als wären sie am Verhungern. Sie hätten möglicherweise Dennis’ Leiche zerrissen, wenn sie sie im Freien gefunden hätten, aber den Schnee zu zertreten, bis es aussah,

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