Biss der Wölfin: Roman
Stonehaven lebte, konnte ich allem Anschein nach bei anderen Frauen nicht über das Stadium einer flüchtigen Bekanntschaft hinauskommen. Irgendwie fühlte ich mich anders. Nachdem sich die Werwölfe der paranormalen Gemeinschaft wieder zugesellt hatten, begann ich, die Lücke in meinem Leben zu füllen, zunächst mit Paige und später dann auch mit Jaime und Hope. Und obwohl ich nach wie vor nicht zu den Frauen gehörte, die stundenlang am Telefon schwatzten oder sich zu Shopping-Wochenenden in New York verabredeten, war es nett, noch ein paar andere Frauen zu kennen, mit denen ich reden konnte.
Ich mochte Hope. Ich sah in ihr Entschlossenheit und ein Bedürfnis nach Eigenständigkeit, das allerdings von ihrem brüchigen Selbstvertrauen untergraben wurde – und das war etwas, mit dem ich mich identifizieren konnte. In ihrem Alter war ich genauso gewesen, und es gibt Tage, an denen ich das Gefühl habe, dass ich seither nicht viel weiter gekommen bin.
Ich hatte Hope über Karl Marsten kennengelernt. Aus ihrer Freundschaft war vor ein paar Jahren eine Zweierbeziehung geworden, und ich bin mir immer noch nicht sicher, wie ich dazu stehe. Ich mache mir Sorgen, dass Hope dabei unglücklich wird, aber Karl macht den Eindruck, als sei es ihm ernst damit … so ernst zumindest, wie es einem werwölfischen Juwelendieb, Ex-Mutt und jetzigen widerwilligen Rudelmitglied mit einer Beziehung sein kann.
»Jedenfalls«, sagte ich, »ich wollte dich nur warnen, ich bin jetzt deine Assistentin.«
»Cool. Ich erzähle meinem Herausgeber jetzt schon seit Jahren, dass ich eine brauche. Wann kann ich anfangen, all meine Mails über Entführungen durch Außerirdische an dich weiterzuleiten?«
»Jederzeit – wann immer du sie von Logan und Kate beantwortet haben willst.«
Sie lachte. »Das wäre direkt noch eine Idee. Lass sie in Buntstift antworten, dann sind die wochenlang damit beschäftigt, die verschlüsselte Botschaft von E.T. zu dechiffrieren. Wochen, in denen sie schon mal nicht dazu kommen werden, die überlastete Frau fürs Abgedrehte bei True News zu quälen. Also, worum geht es bei dieser Assistentinnensache, brauchst du einen plausiblen Hintergrund?«
»Genau das.« Ich erzählte ihr von Lynn Nygard. »Und ich habe mir gedacht, ich kaufe mir einen Schuss Plausibilität, indem ich behaupte, ich arbeite mit dir zusammen. Ich würde ihr sagen, dass ich im Urlaub bin und nicht offiziell recherchiere.«
»Aber weil ihre Theorie so interessant klingt, möchtest du der Sache nachgehen, wobei du die unausgesprochene Möglichkeit in der Luft hängen lässt, dass es vielleicht, aber nur vielleicht zu einer Erwähnung in unserem Qualitätsblatt reichen könnte. Na sicher, nur zu. Es ist ja nicht so, als ob irgendwer hier deine Existenz bestreiten würde. Wenn man paranormale Phänomene recherchiert, zweifelt kein Mensch an einer Phantomassistentin, jedenfalls solange sie kein Honorar verlangt.«
»Und apropos paranormal …« Ich erzählte ihr von unserer unheimlichen Begegnung mit der geheimnisvollen Bestie. »Und nein, ich glaube nicht wirklich dran, dass es Bigfoot oder der Yeti oder der Schneemensch war, aber wenn du mal Gelegenheit hast, in deinen Dateien nachzusehen, einfach für den Fall, dass es noch mehr Berichte über merkwürdige Begegnungen der dritten Art in Alaska gibt – das wäre phantastisch.«
»Wird gemacht.«
Ich hatte das Handy kaum zugeklappt, als der nächste Anruf kam, von einer Nummer, die ich nicht kannte und die mir nach Übersee aussah. Verwählt, da war ich mir sicher, aber ich ging trotzdem dran.
»Elena Michaels?« fragte eine Stimme mit hörbarem Akzent.
»Ja?«
»Hier spricht Roman Novikov. Hat Jeremy dir gesagt, dass ich anrufen werde?«
Mist. Das war der Teil der Nachricht, den ich nicht verstanden hatte – nicht, dass Jeremy sich noch einmal melden würde, sondern dass Roman es tun würde. Ich hielt Clay mit einer Geste vom Weitergehen ab und schob mich rasch in die Einmündung eines Durchgangs, um aus dem Verkehrslärm herauszukommen.
»Ja, das hat er«, sagte ich. »Danke – wir wissen es zu schätzen.«
»Es ist kein Problem.« Er lachte leise. »Obwohl dies anders ist – mit einem Werwolf zu sprechen und die Stimme einer Frau zu hören. Jedenfalls eine hübsche Abwechslung. Es geht dir gut?«
»Sehr gut, und dir?«
Es folgte ein kurzer Austausch von Höflichkeiten. Mein Herz hämmerte die ganze Zeit. Ich hatte noch niemals zuvor Kontakt zu Roman gehabt, und
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