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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ist. Ganz gleich, wie viel Mühe er sich gibt, keinen Ärger zu bekommen. Das Ende sieht trotzdem so aus. Von Mutts ermordet. Und im Wald vergraben.« Er unterbrach sich und wandte den Blick ab. »Ich nehme an, das ist es, was ihr getan habt. Rudelprotokoll und all das.« In den Worten schwang ein bitterer Beiklang mit.
    »Ja. Es ging nicht anders.«
    »Genau das meine ich. Ein kurzes, brutales Leben und am Ende ein unauffindbares Grab.«
    Ich wartete einen Moment und sagte dann vorsichtig: »Dein Vater scheint irgendwas recherchiert zu haben.«
    »Oh, mein Vater und seine verdammten Recherchen. Es hat mal eine Zeit gegeben, da waren wir uns noch weitgehend einig, wollten beide das Gleiche – einfach in Frieden gelassen werden. Dann habe ich beschlossen, dass mir das nicht genug war. Aber während ich mich aus diesem Leben zurückziehe, muss er sich wieder hineinstürzen. Er legt sich die Hütte zu und beschließt, seinen inneren Wolf zu finden. Eine gottverdammte Midlife-Crisis.«
    »Weißt du vielleicht, was er …«
    »Ich weiß nichts über das Leben meines Vaters in den letzten ein, zwei Jahren. Meine Entscheidung. Und bitte, sag Clay, dass es mir leidtut, aber ich habe nicht den Wunsch, ihn zu sehen, und ich wäre euch dankbar, wenn ihr Alaska so schnell wie möglich verlassen würdet.«
    Dann ging er mit schnellen Schritten davon.
    »Joseph, bitte. Wir wollen …«
    Er verschwand in seinem Bürohaus.
    Ich wartete in der Hoffnung, dass er wieder herauskommen würde. Als er nichts dergleichen tat, ging ich weiter. An der nächsten Ecke verspürte ich plötzlich das Gefühl einer vertrauten Gegenwart. Ich sah mich nicht um, sondern wartete einfach, bis Clay mich eingeholt hatte.
    »Das ist nicht so glattgegangen, wie du gehofft hattest, was?«, fragte er.
    »Nein.«
    Wir überquerten die Straße.
    »Danke«, sagte er. »Dafür, dass du ihn überreden wolltest, sich mit mir zu treffen.«
    Wir gingen noch einen halben Häuserblock weiter, bevor ich fragte: »Wie geht es mit den Recherchen voran?«
    »Hast du dir wirklich eingebildet, ich gehe zurück ins Hotel und lese ein bisschen, während du draußen unterwegs bist und drei Killermutts frei herumlaufen?«
    »Das war aber, glaube ich, ein Befehl.«
    »Nicht wirklich. Eher ein nachdrücklich formulierter Vorschlag. Du musst an deiner Wortwahl arbeiten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie viel hast du also mitgekriegt?«
    »Das meiste davon.«
    »Ich nehme an, dein Freund hat sich verändert.«
    »Etwas. Aber von uns allen hatte Joey es immer am wenigsten mit dem ganzen Wolfszeug. Es überrascht mich nicht, dass er sich für diesen Weg entschieden hat. Ich verstehe es nicht, aber es überrascht mich nicht.«
    Wir brachten einen weiteren Block schweigend hinter uns.
    »Es tut mir leid, dass ich ihn nicht dazu bewegen konnte, mit dir zu reden. Ich hab’s wirklich …«
    »… probiert, ich weiß. Du bist eigens noch mal hingegangen, weil du weißt, ich hätte mich drauf gefreut, ihn wiederzusehen. Ich weiß es zu würdigen. Ich tu’s wirklich.«
    »Ich wollte, dass er die Nachricht von dir bekommt, aber ich konnte ja nicht einfach gehen, ohne ihn gewarnt zu haben. Schließlich musste ich ihm Bescheid sagen über die Mutts und über seinen Vater.«
    »Und das ist alles, was wir tun können. Ihn warnen. Und ihn danach in Frieden lassen.«

    Unterwegs zu unserem Hotel erledigte ich zwei Anrufe. Zunächst versuchte ich, Lynn Nygard zu erreichen, die Liebhaberin alles Paranormalen. Sie war immer noch nicht zu Hause. Ich würde es heute Abend noch einmal probieren. Bei dem Gedanken an die Dinge, die ich sie fragen musste, ging mir auf, dass es möglicherweise eine einfache Methode gab, mir dieses Treffen zu sichern. Also brachte ich den zweiten Anruf an.
    »Hope Adams«, meldete sich eine jung klingende Frauenstimme. »True News.«
    »Hey, Hope. Elena hier. Wie geht’s?«
    Clay verdrehte die Augen, als ich mich in den Smalltalk stürzte. Er selbst wäre ohne Umschweife zur Sache gekommen. Ich fragte Hope, woran sie gerade arbeite, und erzählte ihr, was wir trieben; mochte ein Teil davon bloße Höflichkeit sein, so war das meiste doch echtes Interesse.
    Ich habe nie zu den Leuten gehört, die einen riesigen Freundeskreis haben und keinen Abend zu Hause verbringen, aber nachdem Clay mich gebissen hatte, hatte es eine Phase in meinem Leben gegeben, in der sich unter meinen näheren Bekannten keine einzige Frau befand. Selbst in den Zeitspannen, die ich nicht in

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