Biss der Wölfin: Roman
Geruch überdeckt, der uns sonst vielleicht davon abgehalten hätte, ins Zimmer zu kommen.
Ich trat zurück in die offene Tür, immer noch schnuppernd, und versuchte, in der Luft jeden Geruch aufzufangen, der mir verraten würde, ob sich noch ein Mutt in unserem Zimmer aufhielt. Selbst als ich nichts dergleichen witterte, schob ich mich äußerst vorsichtig ins Innere, langsam und mit dem Rücken zur Wand. Ich trat die Badezimmertür auf. Leer. Die Zimmermädchen hatten den Duschvorhang zurückgezogen; ich konnte also sehen, dass sich niemand dahinter versteckte.
Ich rannte ins Zimmer und sprang aufs Bett, um die andere Seite zu überprüfen. Das Zimmer war leer. Aber es roch nach Werwolf – nach zwei von den Werwölfen, die Dennis umgebracht hatten.
Es stank außerdem noch nach etwas anderem. Der Geruch stieg von einer Stelle unter mir auf. Ich sah auf das nachlässig gemachte Bett hinunter, beugte mich vor und riss die Decke zur Seite. Der Geruch von Sperma quoll darunter hervor. Ich fluchte und sprang vom Bett.
Im Sprung fiel mein Blick auf etwas, das in der Wasserflasche auf dem Nachttisch trieb. Ich griff nach der Flasche. Drinnen schwammen Segmente von zwei Fingern. Reeses Fingern.
Als ich das Klicken und Summen von Clays Codekarte im Schloss hörte, stürzte ich zur Tür. Ich packte den Knauf, zwängte mich hinaus und schob Clay dabei vor mir her, zurück in den Flur.
»Die Mutts waren hier«, sagte ich. »Wir suchen uns ein neues Hotel.«
Er fing die Tür ab, bevor ich sie zuschlagen konnte.
»Du willst da gar nicht …«, begann ich.
Er drängte sich an mir vorbei ins Zimmer. Ich marschierte hinter ihm her. Er blieb mitten im Raum stehen, den Rücken zu mir gewandt. Er sah zum Bett hinüber und sog scharf den Atem ein. Die Sehnen in seinem Nacken spannten sich. Noch ein Schnuppern. Er packte eine offene Schublade, die mir gar nicht aufgefallen war – die Schublade, in die ich meine getragene Kleidung gestopft hatte.
Er hob einen blauen Baumwollslip hoch. Ich konnte das Sperma auf die Entfernung noch riechen. Er warf ihn auf den Boden und ging mit langen Schritten an mir vorbei zur Tür. Ich griff nach seinem Arm. Er schüttelte mich ab.
»Clay, bitte …«
Die Tür flog auf und krachte gegen die Wand.
»Clay …«
Er war verschwunden. Ich gab mir einen Moment Zeit, um meine eigene Reaktion unter Kontrolle zu bekommen – in den Gang hinauszustürzen und hinter ihm herzubrüllen würde nicht helfen. Als ich dann hinausrannte, war der Hotelflur bereits leer. Ich konnte den Ehekrach immer noch hören; die Frau versicherte gerade, dass sie wirklich nicht geflirtet habe, sie wollte einfach nur dem Mann helfen, das Zimmer seines Freundes zu finden – er hatte unverkennbar nicht gut Englisch gesprochen.
Gebrochenes Englisch? Er hatte nach dem Zimmer eines »Freundes« gesucht? Die Mutts waren erst vor kurzem hier gewesen, wenn das Paar sich ihretwegen immer noch stritt.
Ich stürzte hinter Clay her ins Treppenhaus. Fünf Stockwerke unter mir knallte eine Tür zu. Ich jagte die Treppe hinunter und holte ihn draußen auf der Straße ein. Er stand auf dem Gehweg; seine Nasenflügel blähten sich, als er die Witterung wiederzufinden versuchte.
Ich trat hinter ihn.
»Lass es«, knurrte er, ohne sich umzudrehen.
Die Rage ging in Wellen von ihm aus, sein Profil war hart wie Stein, in seinem Hals pochte eine Ader.
»Ich werde dich nicht aufhalten«, sagte ich. »Ich will mich nur vergewissern, dass du weißt, du gehst in eine Falle.«
Seine Schultern strafften sich.
»Sie sind am hellen Tag in unser Zimmer eingebrochen«, sagte ich. »Sie haben Reeses Finger in meiner Wasserflasche zurückgelassen. Sie haben sich in unserem Bett und in meiner getragenen Unterwäsche einen runtergeholt. Glaubst du, sie versuchen, dich mit all dem abzuschrecken?«
»Nein, sie versuchen, mich aufzubringen.«
»So gründlich, wie sie nur können. In dein Territorium eindringen und es besudeln. Deine Gefährtin beleidigen. Dich selbst beleidigen. Dann einfach dasitzen und drauf warten, dass du angestürmt kommst, zu wütend, um zu sehen, dass du in eine Falle läufst.«
Er atmete schwer; der weiße Nebel strömte in die kalte Luft hinaus, als er gegen den Instinkt ankämpfte, der ihm mitteilte, dass jede Sekunde der Verzögerung einen Zeitverlust bedeutete, ein Zeichen der Schwäche.
Ich hob die Hand, um seinen Rücken zu berühren, und hielt inne.
Ich senkte die Stimme. »Wenn du sie jetzt verfolgst, wirst
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