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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bis ihm nichts anderes mehr übrigblieb, als sein Gewicht zu verlagern, wenn er mich ruhig halten wollte, einen Arm über meiner Kehle, die andere Hand hart um meine Brust geschlossen. Und als er es verlagerte, bekam ich die Gelegenheit, den Arm loszureißen.
    Ich erwischte eine Hand voll Haar und zerrte. Seine Hand schoss unter meinem T-Shirt heraus, packte mein Handgelenk und drehte, bis es kurz vor dem Brechen war. Ich ließ nicht los, aber es endete mit einer Faust voll Haare, als meine Hand fortgerissen wurde.
    Er nagelte mich wieder auf den Boden. Als seine Hand sich wieder unter mein T-Shirt schob, verdrehte er mir die Brust hart genug, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich stieß und wand und bäumte mich, aber ich konnte mich nicht befreien. Ich konnte einfach nicht, ganz gleich, wie viele Zweikämpfe ich schon gewonnen hatte, ganz gleich, wie viele Jahre ich trainiert hatte, ganz gleich, wie kräftig ich war und wie oft ich mir selbst schon erzählt hatte, dass niemand, niemand mich jemals wieder so berühren würde. Es passierte gerade, und es gab nichts, das ich dagegen tun konnte.
    Je mehr ich mich wehrte, desto fester drückte sich sein Unterarm auf meine Kehle, bis ich schließlich nicht mehr atmen konnte. Ich kämpfte weiter. Ich hörte mich selbst keuchen. Ich sah, wie die Welt kippte und dunkler wurde. Doch alles, was ich spürte, war seine Hand an meiner Taille, das Zerren an meinen Jeans, während er fingerte und tastete und grunzte.
    Und dann flog er von mir herunter, Clays Gesicht tauchte hinter ihm auf, verzerrt vor Wut. Clay fuhr herum; er hielt Tesler am Rückenteil seiner Jacke gepackt und seinen Schädel auf Kollisionskurs mit der Mauer, und ich wusste, genau das war es, was passieren würde. Clay würde ihn umbringen. Und es war mir egal.
    Nein, es war mir nicht egal. Ich war froh darüber. Ich hätte es selbst getan, wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Ich hätte sagen können, dass ich es für die Mädchen tat, die er vergewaltigt und ermordet hatte, um sicherzustellen, dass es nicht noch ein weiteres Opfer geben würde; das wäre durchaus ein plausibler Grund gewesen, aber ich hätte es im Grunde für mich selbst getan – damit er nie wieder Gelegenheit haben würde, zurückzukommen und mich zu vergewaltigen.
    Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, bis Clay Tesler herumgerissen hatte, bis ich erkannt hatte, dass ich froh darüber war, bis Teslers Körper sich verkrampfte vor Panik, als ihm aufging, dass er sterben würde. In diesem Augenblick kam ein zweiter Mutt um die Ecke gestürmt.
    Ich sprang auf die Beine, um ihm den Weg abzuschneiden, aber er war bereits mitten im Sprung. Er krachte gegen Clays Schulter und warf ihn aus dem Gleichgewicht. Clay ließ seine Beute nicht los, aber der eine Moment reichte Tesler. Seine Füße fanden wieder festen Boden, und seine Faust schoss auf Clays Kinn zu. Clay duckte sich unter dem Schlag weg, aber dabei musste er Tesler loslassen.
    Der zweite Mutt war kleiner, drahtig und blond. Ich erkannte seinen Geruch. Er war in unserem Hotelzimmer, in Dennis’ Blockhütte und im Museum gewesen. Teslers Kumpel, derjenige, der sich Reese gegenüber als »Dan« vorgestellt hatte. Er packte Clay hinten an der Jacke, aber ich riss ihn von den Füßen, so dass er Clay loslassen musste.
    Und somit hatte jeder seinen Gegner. Dan ging ohne Zögern auf mich los und überließ Clay seinem riesigen Freund. Seine ersten Schläge kamen mir halbherzig vor – wenn er mich zu schnell erledigte, würde er sich in den Kampf mit Clay stürzen müssen.
    Aber als ich seinen Schlägen auswich und selbst ein paar anbrachte, begann Dan, ernsthaft zu kämpfen – zuerst noch langsam, wie ein Profi, der sein gesamtes Programm noch vor sich hat und herauszufinden versucht, wie gering sein Energieaufwand sein darf, damit er noch damit durchkommt. Doch er musste bald feststellen, dass ein Gegner einer niedrigeren Gewichtsklasse nicht notwendigerweise ein schwächerer Gegner ist.
    Nach ein paar Schlägen duckte sich Dan unter einem Hieb weg, sprang zur Seite … und blieb gar nicht mehr stehen. Er rannte über den Parkplatz davon. Ich jagte ihn noch zwei Gebäude weit und kehrte dann zu Clay zurück.
    Clay hatte mit seinem Gegner nur unwesentlich mehr Schwierigkeiten als ich mit meinem. Tesler mochte ein Experte im Überwältigen von Frauen sein, aber seine Nahkampfkünste waren nicht viel besser als die eines durchschnittlichen Samstagabendschlägers. Wenn er

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