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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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überwiegen würden.
    »Ich hoffe, du hast ihm gesagt, wo er sich den Brief hinschieben kann«, sagte er schließlich.
    »Ich verzeihe ihm nicht«, antwortete ich.
    »Zum Teufel, nein, tust du auch nicht. Und warum solltest du? Damit er sich besser fühlt? Mit seinem Leben weitermachen kann? Und was hat er getan, um dir zu helfen, damit du mit deinem weitermachen kannst?«
    Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht antworten. Ich wünschte mir, ich hätte den Brief behalten, damit ich nach Ontario fliegen, zu ihm hineinmarschieren und …
    Und ich wusste nicht, was tun. Nicht ihn verletzen. Ihm einfach zeigen, dass ich seine Entschuldigung nicht brauchte, nehme ich an. Ihm zeigen, dass ich zurechtkam. Mehr als das. Ich war glücklich, trotz allem, was er mir angetan hatte, und nein, ich würde ihm nicht verzeihen. Gott helfe mir, ich würde ihm nicht verzeihen.
    »Dir diesen Brief zu schicken war falsch«, sagte Clay. »Ist mir scheißegal, wie schlecht der sich fühlt. Was ist das eigentlich für ein Therapeut, der die Vergangenheit wieder aufreißt, indem er ihn so einen Brief schreiben lässt?«
    »Ich bin sicher, manchen Opfern kann es helfen.«
    »Tja, aber nicht allen. Und es ist verantwortungslos, mit dem Mist anzufangen.«
    Ich nickte. Und wünschte mir wieder, ich hätte es ihm früher erzählt, denn dies war genau das, was ich hören wollte, die Bestätigung, dass ich das Recht hatte, wütend zu sein, die Bestätigung, dass ich das Recht hatte, die alten Wunden nicht wieder aufreißen zu wollen.
    Ein Therapeut hätte jetzt vielleicht gesagt, das sei der Beweis dafür, dass ich nicht geheilt war. Auch meine Reaktionen auf Tesler bewiesen wohl, dass ich nicht geheilt war. Doch als ich das Clay gegenüber erwähnte, schüttelte er nur den Kopf.
    »Der Grund, warum du bei Tesler ausgerastet bist, war dieser Brief. Der hat den ganzen Mist wieder an die Oberfläche geholt, und es war einfach ein Scheißpech, dass Tesler da gerade aufgetaucht ist und genau reingepasst hat. Aber das ist vorbei. Er ist ein Feigling, und jetzt weißt du’s. Hoffentlich wirst du mit dem nie wieder zu tun haben – jedenfalls nicht allein. Aber wenn doch, zeig ihm einfach, wer der Boss ist, und er rennt, dass es staubt. Du bist ein besserer Kämpfer als er. Vergiss das nicht.«
    Ich nickte, aber dieses Mal war ich mir nicht so sicher, dass ich seiner Ansicht war. Als Clay weiter auf das Thema eingehen wollte, zeigte ich stattdessen auf die Tüte, die er in der Hand hatte.
    »Du hast die Kleider von diesem Mutt mitgebracht?«, fragte ich. »Dann müssen wir einen Ort finden, wo wir sie verbrennen können.«
    »Nee. Es war alles unspezifisches Zeug. Ich habe bloß das hier gewollt.«
    Er gab mir die Tüte. Sie enthielt Dans Jacke, gewaschener Denim mit Lederbesätzen und Lammfutter.
    »Hübsch, sieht mir aber aus, als wär sie ein bisschen zu klein für dich.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Okay«, sagte ich, »ich geb’s auf. Was willst du mit seiner Jacke?«
    »Das ist nicht seine. Die gehört Dennis.«
    »Dennis?«
    »Ich hab’s gerochen, als ich bei Podrova nach Ausweispapieren gesucht habe. Also habe ich sie genommen. Kein Mutt wird in Dennis’ Jacke begraben.«
    Ich zog sie aus der Tüte. »Die gehört nicht Dennis. Erstens habe ich seine Jacke in der Hütte gesehen, es war ein ganz gewöhnlicher Parka aus dem Versandhaus. Seine Kleider waren alle Kaufhaussachen, und das hier« – ich zeigte auf die Jacke – »könnte zwar auch aus dem Katalog sein, aber dann war’s einer von diesen schicken Läden für Freizeitkleidung. Es ist eine Jacke für einen jungen Mann. Dennis hat seinen inneren Wolf gesucht, nicht seinen dritten Frühling.«
    »Na ja, sie riecht aber nach Dennis. Als ob er sie getragen hätte.«
    Er teilte mir mit einer Handbewegung mit, ich sollte am Futter riechen. Ich tat es, und ja, Dennis’ Witterung war da, als hätte er die Jacke ein- oder zweimal angezogen, aber unter dem neuen Geruch des Mutts war noch ein anderer, der tiefer in den Stoff eingedrungen war. Der wirkliche Besitzer. Und als ich ihn auffing, fluchte ich.
    Clays Augenwinkel kräuselten sich, als er lächelte. »Gibst du jetzt etwa zu, dass du dich geirrt hast, Darling?«
    »Nicht in der Hinsicht. Es ist was Größeres. In Dennis’ Hütte habe ich noch einen anderen Werwolf gerochen. Einen Verwandten. Ich habe gedacht, es wäre Joey, aber jetzt, nachdem ich Joey gerochen habe und das hier gerochen habe – ich hab mich wirklich geirrt. Diese

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