Biss der Wölfin: Roman
Jacke hat einem Werwolf gehört, und sie hat einem Stillwell gehört, aber weder Dennis noch Joey.«
Jetzt war Clay mit dem Fluchen an der Reihe. Er nahm mir die Jacke ab, sog den Geruch ein und fluchte noch einmal.
»Wir müssen mit Joey reden«, sagte ich.
Wir hätten sowieso mit ihm reden müssen – über seinen »Deal« mit den Mutts und seine Lüge, dass er nie mit ihnen zu tun gehabt hatte. Und jetzt dies, die Existenz oder ehemalige Existenz eines Stillwell, von dem Jeremy nichts geahnt hatte.
Aber dies war nicht die Sorte Unterhaltung, die wir in Joeys Büro führen konnten. Wir würden ihm auflauern müssen, wenn er von der Arbeit kam, und hoffen, dass er es mit den Überstunden nicht übertrieb.
Es war noch mitten am Nachmittag, so dass wir erst in ein paar Stunden mit Joey reden konnten. Das war uns ganz recht, denn im Augenblick hatte keiner von uns Lust auf diese Unterhaltung. Wir waren müde und zerschlagen und hatten Hunger, und wir wollten nichts weiter als zurück in unser Hotelzimmer und etwas ausruhen … was nicht so ohne weiteres möglich war.
»Schon erledigt«, sagte Clay. »Ich hab Jeremy angerufen, gleich nachdem wir uns vorhin getrennt hatten. Inzwischen wird er uns irgendwas Neues gebucht haben.«
Trotzdem würden wir zuerst unser Gepäck aus dem Hotel holen müssen. Meine Schritte wurden langsamer, als wir das Foyer betraten; ich war mir sicher, dass ich ganz schwach noch den Geruch von Travis Tesler spüren konnte, und meine Eingeweide verknoteten sich bei dem Gedanken, hinaufzugehen, ihn dort zu riechen, zu riechen, was er getan hatte.
»Setz dich hin«, sagte Clay mit einer Handbewegung zu den Sesseln im Foyer hinüber. »Ruf die Kinder an.«
Ich zögerte.
»Massenhaft Leute hier«, sagte er. »Keine Gefahr.«
»Das meine ich auch nicht. Ich sollte dir helfen …«
»Platz.«
Als er weitergehen wollte, rief ich ihn noch einmal zurück. »Meine Sachen. Die, in denen er …«
»In die nächste Mülltonne, zusammen mit allem, was er auch nur angefasst hat.«
»Danke.«
»Hey, wenn du ein paar Tage lang nackt rumlaufen musst, werde ich mich nicht beschweren.«
Ich brachte ein Lächeln zustande; dann suchte ich mir einen Sessel, der mit der Lehne zum Rezeptionstisch stand und von dem aus ich die Eingangstüren im Blick hatte. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass sich Tesler hier an mich heranschleichen würde, aber ich fühlte mich besser, wenn ich Vorsichtsmaßnahmen traf. Dann rief ich zu Hause an.
Als Erstes redete ich mit Kate. Ich begann damit, dass ich ihr versicherte, wir würden so bald wie möglich nach Hause kommen, um mir die Probleme zu ersparen, die Jeremy mit ihr gehabt hatte. Es funktionierte.
Sie erzählte mir, wie ihr Tag verlaufen war, und vor allem von dem Abendessen am Vortag, nachdem Jeremy nach New York verschwunden war. Jaime hatte ihnen Pfannkuchen gemacht, und die waren auch gut gewesen, aber sie hatte es trotzdem nicht ganz richtig gemacht, weil es die Pfannkuchen nicht zum Frühstück gegeben hatte, und deswegen waren sie nicht im Schlafanzug gewesen, und Jaime hatte die Heidelbeeren vergessen, aber nein, Kate wollte nicht, dass ich Jaime verriet, wo die Heidelbeeren waren, denn sie wollte sie aufheben, bis wir nach Hause kamen, und sobald wir wieder zu Hause waren, mussten wir unser Spezialpfannkuchenfrühstück mit Heidelbeeren und Schinken machen, und wir mussten alle im Schlafanzug sein dabei, und wir mussten so tun, als würde es für Daddy nicht mehr reichen, und ihm auf die Finger schlagen, wenn er versuchte, Schinken aus der Bratpfanne zu stehlen, und dann musste er mich aus dem Zimmer tragen und die Tür abschließen und …
Es war ein albernes kleines Ritual. Die Sorte Ritual, die Dreijährige lieben, die Sorte, die sich ständig weiterentwickelt und bei der jedes Mal jeder Schritt sorgfältig beachtet werden muss, und es ist beim zehnten Mal noch genauso komisch wie beim ersten.
Als Clay wieder herunterkam, wollte ich aufstehen, aber er teilte mir mit einer Handbewegung mit, dass er das Auschecken erledigen würde und ich weiterreden sollte. Ich gab das Telefon trotzdem an ihn weiter und rannte davon, bevor er widersprechen konnte. Ich war nicht die Einzige, die es brauchen konnte, vom Geschnatter unserer Tochter in die Realität zurückgeholt zu werden. Als ich mich entfernte, hörte ich sie sagen: »Und Jaime hat uns Pfannkuchen gemacht, aber sie …«, und ich lächelte.
20 Professor
D as hier kommt der Sache
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