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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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weggeschickt zu werden wie sein Rudelgefährte. Er versuchte, sie nach wie vor geheim zu halten, weil er fürchtete, seine Überführung als Menschenfresser würde sein Schicksal besiegeln. Dabei war dies von allen Fragen und Anliegen am wenigsten wichtig. Wir wussten, dass sie verantwortlich waren.
    Es gab einen Punkt, bis zu dem Clay nachhaken konnte, aber auch eine Grenze bei dem Schmerz, den er zufügen konnte, wenn sein Opfer bei Bewusstsein und bei klarem Verstand bleiben sollte. Also war er zu einer anderen Frage übergegangen, von der er wusste, dass sie mir am Herzen lag: die verschwundenen jungen Frauen. Und hier war Podrova offenbar an seine Grenzen gekommen und hatte sich nicht mehr die Mühe gemacht, den Fragen auszuweichen. Ja, er war sicher, dass Tesler für das Verschwinden dieser Mädchen verantwortlich war. Als ihr kleines Rudel in Alaska eingetroffen war, hatte Eddie darauf bestanden, dass sein älterer Bruder sich diese Angewohnheit abgewöhnen musste. Die Polizei würde hierzulande aufmerksamer und besser organisiert sein, und wenn sie sich auf Dauer hier niederlassen wollten, mussten sie vorsichtig sein.
    Podrova hatte zwar keinen Beweis, aber er war trotzdem überzeugt davon, dass diese Mädchen nicht rein zufällig verschwunden waren, nachdem er und seine Freunde eingetroffen waren. Ebenso sicher war er sich, dass es bei dreien nicht bleiben würde.
    »Und das war alles, was er gesagt hat. Aber was du eigentlich wissen willst, ist dies: Wo zum Teufel liegt diese Hütte, damit du den Dreckskerl erledigen kannst? Er sagt, das weiß er selbst nicht, und so blöd das klingt, ich glaub’s ihm. Die Teslers erledigen das Fahren. Dieser Typ steigt einfach mit ein. Er weiß, es ist südlich der Stadt. Er weiß, es ist etwa eine Stunde Fahrt. Er weiß, dass sie an dieser Tankstelle vorbeikommen, bevor sie abbiegen, weil sie die Pizza dort mögen, also fahren sie auf dem Heimweg immer da vorbei. Dann geht’s zurück auf den Highway, noch eine Weile fahren und dann abbiegen. Und abbiegen. Und abbiegen …«
    Ich stöhnte.
    »Ja, es ist genauso wie die Fahrt zu Dennis’ Hütte, bloß scheint sie mir noch tiefer im Wald zu liegen. Und das gleiche Problem – im Winter kommt man nur mit dem Motorschlitten hin.«
    »Aber die haben die Hütte gekauft! Wenn wir uns also die Grundbucheinträge für den betreffenden Zeitraum ansehen …« Ich sah seinen Gesichtsausdruck und unterbrach mich. »Sie haben sie gar nicht gekauft, stimmt’s?«
    »Der Typ hat keine blasse Ahnung, Darling. Er weiß bloß, dass sie nach Anchorage gekommen und gleich in eine große, schon möblierte Hütte gezogen sind. Vielleicht haben die Teslers sie gekauft. Vielleicht haben sie die Eigentümer umgebracht. Vielleicht haben sie sich auch einfach im Sommerhaus von irgendwelchen Leuten eingenistet, die anderswo wohnen. Dieser Mutt tut, was man ihm sagt, und belastet sein Hirn nicht mit den Details. Der ist glücklich und zufrieden, wenn er einen Alpha hat, der ihm sagt, wo’s langgeht.« Clay wischte sich das Blut von der Wange. »Zu dem Thema werde ich nichts mehr aus ihm rauskriegen, aber wenn es noch was anderes gibt …«
    Es gab noch einiges, das ich gern herausgefunden hätte, aber nichts, das er jetzt noch herausfinden konnte. Wenn der Mutt bewusstlos war, dann war seine Belastungsgrenze überschritten. Selbst wenn Clay ihn noch einmal ins Bewusstsein zurückbrachte – er hatte einen ersten Geschmack von schmerzfreiem Entkommen gehabt und würde jetzt jede Lüge erzählen, von der er glaubte, dass Clay sie hören wollte, um dorthin zurückkehren zu können.
    »Es reicht«, sagte ich. »Ich kann dir mit dem Rest helfen.«
    »Ich komme klar.«
    »Du wirst ihn begraben m…«
    »Der Fußboden ist festgetretene Erde, und Werkzeug ist auch da. Geht schon.«
    »Aber ich kann …«
    »Ich komme klar.«
    Er ging wieder hinein. Als er später wieder herauskam, hatte er eine Tasche dabei, die wahrscheinlich all die Dinge enthielt, mit denen man den toten Mann hätte identifizieren können. Wir gingen bis zum Ufer, und ich half ihm, sich das Blut abzuwaschen. Anschließend hatte sich seine Stimmung etwas gebessert. Er war nicht gerade so weit, Witze zu reißen, aber er wirkte gelassen und hatte wieder zu seinem inneren Gleichgewicht gefunden.
    Ich hatte einmal geglaubt, Clay empfände nichts dabei, wenn er gezwungen war, Mutts zu foltern. Er empfindet durchaus etwas; er gestattet sich nur nicht, dem nachzugehen. Es ist Teil seiner

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