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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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eingestellt hat, ist True News  – und Ms. Adams’ Kolumne – die letzte Rettung für diejenigen von uns, die als Zugabe zum üblichen Alltagshorror hin und wieder ganz gern eine Vampirstory lesen. Nicht, dass Weekly World News da eine ernsthafte Konkurrenz gewesen wäre. Ich habe aufgehört, das Blatt zu lesen, als sie seinerzeit diese Zusatzerklärung eingeführt haben, dass das Ganze nur der Unterhaltung diene. Es ist mir vorgekommen wie eine billige Entschuldigung dafür, dass sie nicht mal mehr versuchen würden, wirklich irgendwas rauszufinden.«
    Sie reichte mir ein Glas Wein. »Ms. Adams dagegen? Die ist ein Profi. Sie nimmt sich selbst nicht zu ernst. Schließlich« – ein Zwinkern – »reden wir hier über das Paranormale und nicht die Weltpolitik. Aber ich habe den Eindruck, sie sucht wirklich nach der Wahrheit. Sie kommt mir vor wie eine junge Frau, mit der ich gern mal einen Kaffee trinken würde.« Sie hob ihr Glas in meine Richtung und lächelte. »Oder ein Glas Wein.«
    Das Telefon klingelte wieder. »Das kann der Anrufbeantworter erledigen«, sagte sie.
    »Nein, gehen Sie ruhig dran.«
    Das Klingeln hörte auf.
    »Gut. Und Sie wollten also wissen …«
    Das Telefon meldete sich wieder. Sie seufzte und versicherte mir, es würde nur eine Minute dauern.
    Ich nippte an meinem Wein und drehte mich um, um mir den Raum näher anzusehen. Angesichts dessen, was ich sah, verschluckte ich mich heftig; ich schlug mir die Hand vor den Mund, bevor ich den Wein auf mein T-Shirt spuckte. Dort, fast über meinem Kopf, hing ein Bild von mir.
    »Mögen Sie Wölfe?«
    Ich fuhr zusammen. Lynn stand in der Tür.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte sie. »Ich habe nur gefragt, ob Sie Wölfe mögen.«
    Sie zeigte auf das Bild. Es zeigte mich … in Wolfsgestalt und als Teil eines von Jeremys Gemälden. Nightfall, wenn ich mich recht erinnerte. Es war Jahre her, seit ich dieses Bild das letzte Mal gesehen hatte. Sein Publikum zog die atmosphärischeren Bilder von Wölfen in städtischer Umgebung vor; dies war der naturnähere Stil, den er persönlich am liebsten mochte.
    »Es ist ein Druck«, sagte sie, während sie sich setzte. »Ich hätte furchtbar gern ein Original, aber das könnte ich mir nie leisten. Ich muss gestehen, Wölfe faszinieren mich – heutzutage scheint das vielen Leuten so zu gehen.«
    »Sie sind gerade ziemlich beliebt.«
    »Erst verteufelt, dann romantisiert. Nein, ich hoffe, meine Einstellung zu Wölfen ist eine Spur realistischer. Schon richtig, sie sind nicht die Bestien aus dem Volksglauben. Aber wenn ich in der Wildnis einem begegnen sollte, würde ich sehr langsam zurückweichen und dann machen, dass ich da wegkomme.«
    »Statt ihn streicheln zu wollen?«
    Sie lachte. »Genau das. Aber sie faszinieren mich trotzdem mehr als andere Tiere, und als das mit diesen Rissen angefangen hat, habe ich deswegen …«
    Das Telefon klingelte.
    Lynn seufzte. »Und dieses Mal lasse ich wirklich den Anrufbeantworter drangehen.« Das Gerät schaltete sich klickend ein, und wir hörten, dass der Anrufer ein junger Mann war; er erklärte, dass er wegen einer befristeten Anstellung als Holzfäller in der Stadt war und ein Zimmer zur Miete suchte.
    »Ich kriege viele Anfragen«, sagte Lynn, als er fertig war. »Aber nicht die Sorte, auf die ich gehofft hatte.«
    »Sie vermieten ein Zimmer?«
    »Oder zwei. Mein Mann ist vor ein paar Jahren gestorben, und inzwischen bin ich so weit, dass ich wieder ein bisschen Gesellschaft brauchen könnte. Ich hatte an eine Stripperin gedacht.«
    Ich kann mir vorstellen, wie mein Gesichtsausdruck ausgefallen sein muss, denn sie lachte. »Das muss jetzt etwas merkwürdig geklungen haben, richtig? Ich hatte gehofft, ich könnte Zimmer an diese Mädchen vermieten, die mit Kurzzeit-Engagements in Bars von Stadt zu Stadt ziehen. Von denen kommen viele hier durch, und ihre Unterkünfte sind nicht gerade das Wahre. Ich dachte, ich könnte etwas Besseres und Sichereres bieten. Wenn man in dieser Branche arbeitet, ist es ziemlich schwierig, eine sichere Bleibe zu finden.«
    »Ich habe gehört, dass in letzter Zeit ein paar Mädchen einfach verschwunden sind. Allerdings waren sie keine Stripperinnen. Zumindest hatte ich nicht den Eindruck, dass sie welche waren.«
    »Nein, waren sie auch nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Die Erste war wohl eine Art Teilzeitprostituierte, obwohl Sie das in den Zeitungsberichten nicht finden werden. Zu Recht, meiner Meinung nach. Eine

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