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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ich an.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Na ja, Den… das heißt, er scheint wohl etwas gesehen zu haben, aber erzählt hat er mir nichts davon. Ich habe gelernt, nicht nachzubohren. Es gibt Leute, die es nicht abwarten können, ihre Geschichte zu erzählen, sobald sie ein offenes Ohr finden, und andere, die sich erst mal selbst damit auseinandersetzen müssen. Was er gesagt hat, ist, dass er eine Hütte in einer Gegend hat, die als Ijiraat-Territorium gilt. Er hat sich spezifisch nach der Gestalt der Ijiraat erkundigt. Ob sie sich in Bären oder in Wölfe verwandeln oder vielleicht in etwas, das ganz einfach beiden ähnelt, je nachdem, wen man fragt.«
    »Wie zwei Leute, die ein Tier in irgendeiner innerstädtischen Einfahrt sehen, und einer sagt, es wäre eine Katze gewesen, der andere hält es für eine Ratte?«
    »Genau. Es ist eine faszinierende Idee, die ich mir noch gar nicht überlegt hatte. Wenn ein Mensch die Gestalt eines Tieres annimmt, dann dürfte eine vollständige Verwandlung in einen Bären oder Wolf eher unwahrscheinlich sein. Es wäre plausibler, wenn er sich in etwas Bären- oder Wolfs ähnliche s verwandelte. Ein Tier auf zwei Beinen.«
    »Wie diese alten Hollywood-Wolfsmenschen?«
    »Genau.«

    Clay hatte Hunger. Ich erzählte ihm, was ich erfahren hatte, während wir uns in einem Drive-in mit Hamburgern versorgten.
    »Vielleicht existieren solche Wesen wirklich«, sagte er, nahm seine Tüte entgegen und fuhr los, ohne auf das Wechselgeld zu warten. »Aber ich sehe keine Hinweise darauf, dass sie Gestaltwechsler wären. Ich habe mir diese Aufzeichnungen fertig durchgelesen, während du da drin warst, und keine einzige Erwähnung der üblichen Anzeichen für ein formwandelndes Menschenwesen gefunden – Fußabdrücke, die in ein Gebüsch führen, und Pfotenabdrücke, die herauskommen; ein Tier angeschossen zu haben und später dann einen verletzten Menschen zu sehen. Jedenfalls keine glaubwürdige Erwähnung. Ich würde es für wahrscheinlicher halten, wenn es ein humanoides Wesen ist, das nur eine einzige Gestalt hat, so wie Bigfoot.«
    »Guter Aspekt.«
    »Was Dennis da auch gesehen hat, es könnte so ein Ijiraat gewesen sein – entweder ein humanoides Wesen oder ein Formwandler. Und was das auch war, das dich letzte Nacht angegriffen hat, es war definitiv kein Bär. Die Inuit sagen, diese Ijiraat sind seit Generationen hier in der Gegend, und die Leute haben seit hundert Jahren über Sichtungen berichtet. Warum fängt es dann erst jetzt an, Leute umzubringen? Gerade als ein Rudel von Muttschlägern sich hier breitmacht?«
    »Na ja, ich glaube, die Information dürfte an Lynn vorbeigegangen sein.«
    »Dennis muss irgendwas gesehen haben, und ich stimme zu, da draußen könnte tatsächlich irgendwas sein. Was ich nicht glaube, ist, dass die beiden Phänomene – dieses Wesen und die Todesfälle – zusammenhängen. Außer insofern – wenn ein solches Wesen existiert und wenn dies sein angestammtes Territorium ist, dann wird es nicht glücklich darüber sein, dass Werwölfe gerade einen Sportplatz daraus machen.«
    »Stimmt. Und das könnte sogar erklären, warum es nicht sehr glücklich war, dass wir uns letzte Nacht in seinem Territorium rumgetrieben haben.« Ich wickelte meinen Burger aus und warf einen Blick zu Clay hinüber. »Wir müssen noch mal hin.«

22 Wissbegier
    D ass wir uns prompt entschieden hatten, etwas Gefährliches zu tun, bedeutete nicht, dass wir uns der Gefahr nicht bewusst gewesen wären. Einfach in dieses Waldgebiet zu schlendern in der Hoffnung, die Bestie anzulocken, wäre etwa so gewesen, als machte man einen Spaziergang zu einem Wasserloch in der afrikanischen Steppe, schwenkte ein Steak und riefe: »Hallo, Miez, Miez.«
    Wir hatten eine gewisse Vorstellung davon, womit wir es zu tun hatten. Es war größer als wir, stärker als wir und vielleicht sogar ein besserer Jäger als wir. Die beste Methode, einen Gegner mit Klauen und Reißzähnen zu bekämpfen, ist es, selbst welche zu haben. Entweder das, oder man bringt sich eine große – eine richtig große – Schusswaffe mit.
    Allerdings sah ich ehrlich gesagt nicht recht ein, inwiefern eine Schusswaffe einen entscheidenden Vorteil bedeuten sollte. Zuzubeißen oder mit den Krallen zuzuschlagen ist eine natürliche Fortführung des Nahkampfes. Eine Schusswaffe dagegen ist schwer und unhandlich, und wenn man sie nicht rechtzeitig in Position bringt oder sie versagt, dann hat man ein Problem. Also blieb ich

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