Biss sagt mehr als tausend Worte
einen Kugelhagel überlebte, der eine ganze Kompanie ausgelöscht hätte, nur um daraufhin noch ein halbes Dutzend Menschen zu ermorden, aber irgendwann waren sie schließlich darauf gekommen.
»Das waren keine Katzen«, sagte Rivera.
»Sie haben uns doch versprochen, dass sie verschwinden«, sagte Cavuto und unterbrach sein demonstrativ perkussives Wählen. »Die gruselige Kleine hat gesagt, sie hätten die Stadt verlassen.« Mit sie meinte er Jody und Tommy, die versprochen hatten, auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. »Der Kaiser meint, er hätte gesehen, wie der alte Vampir auf ein Schiff gegangen ist. Die sind alle zusammen abgesegelt.«
»Aber der ist doch total unglaubwürdig«, sagte Rivera.
»Meistens. Hierbei handelt es sich jedenfalls nicht um…«
Rivera hob einen Zeigefinger, um ihn zu bremsen. Sie hatten vereinbart, in Gegenwart anderer das V-Wort nie wieder zu benutzen. »Wir müssen mit dem gruseligen Mädchen sprechen.«
»Neeeiiiinn«, heulte Cavuto, dann fing er sich, als ihm bewusst wurde, dass ein Mann von seiner Statur, seiner Erscheinung und seinem Beruf nicht aufheulen durfte, wenn ihm eine Begegnung mit einem dürren Teenager bevorstand,
denn vermutlich würde man ihn für einen – nun – einen Waschlappen halten.
»Reiß dich zusammen, Nick! Wir erklären ihr, dass sie nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht zu schweigen hat. Außerdem habe ich Verstärkung angefordert.«
»Vielleicht sollte ich lieber mit dem Kaiser im Auto warten. Mal sehen, ob er sich an noch irgendwas erinnert.«
Genau in diesem Augenblick entstand einige Unruhe am Absperrband, und ein uniformierter Beamter sagte: »Inspektor, diese Frau will durch. Sie sagt, sie möchte zu ihrer Tochter, die in dem Apartment da drüben wohnt.« Der Beamte deutete auf die Feuertür des Lofts, in dem das gruselige Mädchen mit ihrem Freund hauste.
Eine attraktive Blondine von Anfang dreißig im Schwesternkittel mit Paisley-Muster versuchte, sich an dem Beamten vorbeizudrängen.
»Lassen Sie sie durch«, sagte Rivera. »Guck mal, Nick, da kommt dein Schutzengel.«
»Gott schütze mich vor den verfluchten Neo-Hippies«, sagte Lauwarmer Nussknacker.
5
Die weiteren Chroniken der Abby Normal:
Traurige, liebeskranke Emo-Tussi
der Nacht
Okay, also, wer sonst steht da vor meiner Tür als die Spaßbremse höchstpersönlich, das Muttertier, in Begleitung dieser beiden dumm-dämlichen Bullen vom Morddezernat – Rivera und Cavuto.
Ich voll so: »Welch Freude! Haben die entkoffeinierten Kaffeetanten auch Donuts dabei?« Was, wie sich herausstellte, nicht der Fall war, was wiederum die Frage aufwirft, wozu man Bullen mitbringt?
Und das Muttertier voll so: »Das kannst du nicht machen und wer ist dieser Junge und wo bist du gewesen und das geht doch nicht und blablabla, Verantwortung, krank vor Sorge, du bist ein böses Kind, und mit deinen Plateaus und deinen Piercings hast du mein Leben ruiniert!«
Okay, das waren jetzt nicht genau ihre Worte, aber der Subtext klang durch. Rückblickend mag es ein Fehler gewesen sein, den Trick mit dem »Ich schlaf heute Nacht bei Lily« volle zwei Monate durchzuziehen, da ich in Wahrheit in meinem eigenen très coolen Liebesnest wohne, zusammen mit einem geheimnisumwitterten Liebesninja. Also beschloss ich, den Spieß umzudrehen, indem ich ihr Fragen stellte, bevor sie mich in die Zange nehmen und mit Mutterschuld zuschaufeln konnte.
Also ich so: »Wie hast du mich gefunden?«
Und der dunkle Latinobulle tritt vor, und er so: »Ich hab sie angerufen.«
Also habe ich mich direkt vor seiner Nase aufgebaut. Na ja, eher direkt vor seinem Krawattenknoten, weil er größer ist als ich. Und ich so: »Ich fass es nicht, dass du mich verpfiffen hast. Du Frauenverräter!«
Und der Bulle wird ganz chillig und meint voll so: »Ich bin kein Verräter. Ich bin auf deiner Seite, Allison.« Und spricht mich mit meinem Sklavennamen an, nur um sich mit mir anzulegen.
Also denk ich voll so: Okay, Bulle, mir scheint, du hältst dich für unwiderstehlich und willst vor dem Muttertier unbedingt clever und knallhart rüberkommen, damit sie auf dich steht. Ich weiß… Paarungsrituale der Alten und Gebrechlichen – da könnte einem glatt alles hochkommen, oder?
Also gehe ich rüber zu dem großen schwulen Bullen und sage mit sanfter Kleinmädchenstimme: »Ich dachte, wir sind auf derselben Seite, weil – also –, weil wir beide über den Nosferatu und das viele Geld für seine
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