Bissgeschick um Mitternacht
Gefahr und droht in den Wassermassen zu versinken. Die Katastrophenwarnungen kommen auf allen Radio- und Fernsehsendern«, erklärte Helene. »Wir müssen uns beeilen. Sie müssen sich beeilen«, sagte sie und sah den Vampirjäger eindringlich an. »Sie können diese Gefahr abwenden, indem Sie uns helfen.«
Dirk van Kombast sah Ludo und Helene misstrauisch an. »Wobei soll ich euch helfen?«
»Sie müssen das Nashorn ablenken, während wir Silvania und Daka vom Baum abhängen und aus dem Gehege holen«, erwiderte Ludo.
»Was hat das mit der Flutwelle zu tun?«, fragte der Vampirjäger.
»Ich hatte eine Vision«, erklärte Ludo. »Ich weiß, dass ich gemeinsam mit Helene, Silvania und Daka die Flutwelle aufhalten kann. Dazu müssen wir die Zwillinge aber erst befreien.«
»Eine Vision.« Dirk van Kombast zog eine Augenbraue nach oben.
In dem Moment klang von der Straße, die am Zoo vorbeiführte, eine Lautsprecherdurchsage hinüber. »Achtung! Achtung! Hier spricht die Bindburger Polizei. Eine Flutwelle nähert sich auf der Bindau der Stadt. Wir rufen alle Bewohner auf, sich in Sicherheit zu bringen und den Anweisungen der Rettungskräfte umgehend Folge zu leisten. Achtung! Achtung! Hier spricht ...«
Die Stimme der Polizei wurde immer leiser, als sich das Auto langsam vom Zoo entfernte.
»Eine Flutwelle. Es stimmt also.« Dirk van Kombast ließ die Zwille sinken und sah Helene und Ludo verblüfft an. Dann schüttelte er sich plötzlich. »Und ihr wollt diese Flutwelle aufhalten. Welch hirnkranker Humbug!«
»Die meisten Leute halten Vampire auch für hirnkranken Humbug«, erwiderte Ludo. »Sie sollten es eigentlich besser wissen.«
»Sie können dafür sorgen, dass wir diese Flutwelle aufhalten, indem Sie uns jetzt helfen«, erinnerte Helene den Vampirjäger.
Dirk van Kombast sah zu den Schwestern, dann zum Nashorn und zurück zu Helene und Ludo. Er knetete mit beiden Händen die Zwille.
Ludo sah, dass der Nachbar der Tepes' zögerte. »Wenn Sie uns helfen, können Sie zum Held werden. Zum Retter der ganzen Stadt. Straßen und Schwimmbäder würden nach Ihnen benannt werden.«
»Und Flughäfen«, ergänzte Daka mit durch die Lamadecke gedämpfter Stimme.
Dirk van Kombast sah unentschlossen zwischen den Vampirschwestern, dem Nashorn und Helene und Ludo hin und her.
Plötzlich fiel Helene etwas ein. »Sagen Sie mal, diese geschlossene Anstalt, in der Ihre geliebte Mutter lebt – ist das zufällig das Luisenhaus direkt an der Bindau?«
Kaum hatte Helene den Satz beendet, riss Dirk van Kombast die Augen auf und ließ beinahe die Zwille fallen.
Helene wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
Der
Nashornzähmer
D irk van Kombast stand breitbeinig vorm Nashorngehege, umklammerte die Zwille fest mit beiden Händen und hielt sie vor sich wie ein Laserschwert. Das Nashorn stand nur Zentimeter von ihm entfernt auf der anderen Seite des Gitters und schnaufte wütend. Nachdem der Vampirjäger es mit einer Knoblauchzehe beschossen hatte, war es sofort auf den Schützen losgestürmt wie ein Stier auf ein rotes Tuch. Im ersten Moment hatte es ausgesehen, als würde das Nashorn den Gehegezaun niederrammen und den Vampirjäger dahinter aufspießen. Doch das Gitter war robust und hielt dem Nashorn, das bestimmt drei Tonnen wog, stand. Es staubte, als das Nashorn erzürnt mit den Vorderhufen über den Erdboden wetzte.
»Sieh mir in die Augen, Grauer«, zischte Dirk van Kombast gerade.
Das Nashorn wackelte mit dem rechten Ohr, als hätte es sich verhört. Dann stieß es mit dem Horn gegen das Gehegegitter.
Dirk van Kombast schielte kurz zu dem Baum links vom Nashorn. Das Luder machte gerade eine Räuberleiter für Helene, die über den Zaun auf einen kräftigen Ast kletterte. »Beeilt euch!«, rief er ihnen zu.
Der Vampirjäger hatte dem Plan der beiden nur zugestimmt, um seine Mutti vor den Wassermassen zu retten. Wobei ihm immer noch nicht ganz klar war, wie die Vision des Luders, die Befreiung der bissigen Zwillinge und die Flutwelle zusammenhingen. Er wusste nur mit Sicherheit, dass eine Flutwelle auf die Stadt zurollte, dass seine Mutti in größter Gefahr schwebte und er nach jedem Strohhalm greifen würde, um sie zu retten. In dem Fall war der Strohhalm der Plan von einem Jungen namens Luder, der eine Vision mit zwei Halbvampiren hatte. Was alles andere als vielversprechend klang.
Dennoch hatte sich der Vampirjäger in höchster Sorge um seine Mutti spontan entschlossen, den Kindern zu helfen. Doch
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