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Bissig! (German Edition)

Bissig! (German Edition)

Titel: Bissig! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Henser , Sydney Stafford
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plötzlich den Keramikbecher aus der Hand nahm und ihn selbst oben auf den Tellerturm stellte. Dann kam er ziemlich nah, sodass Jerry zurückwich bis zur Wand. Ein sehr seltsames Gefühl stieg in ihm hoch.
    „Lieber Jérôme, bitte gucke dir mal diese Sauerei an“, flüsterte Usher direkt vor seinem Gesicht, der Atem strich über seine Wange. Fast hätte sich Jerrys Blick an den faszinierenden Augen festgesaugt, aber dann bemerkte er Ushers Handfläche, die mit Katzenhaaren bedeckt war.
    „Ich habe nur einmal über den Stoff des Sofas gerieben. Schau dir an, was ich herausgefunden habe: Dort wächst mir ein Fell.“ Usher sah ihn weiterhin intensiv an und lächelte.
    Es irritierte Jerry ungemein, dass er seinen Lippen so nah war, er bebte innerlich. Nicht gut, gar nicht gut. Der Kerl roch verführerisch, aber das brachte ihn noch mehr durcheinander.
    „Was wollen Sie mir damit sagen, Mr, Grey?“, fragte Jerry mit zittrig klingender Stimme.
    „Das soll vom Wichsen kommen. Aber wenn man schon behaarte Handflächen hat, darf der Spaß vorher nicht fehlen.“
    Was machte Usher jetzt? Oh verdammt, es war schon vorher nicht mehr viel Abstand zwischen ihren Lippen gewesen, aber jetzt kam er näher und berührte seinen Mundwinkel. Jerrys Herz raste wie wild, als er die Zungenspitze zärtlich spürte.
    „Sto... stop, Mr. Grey“, hauchte er.
    „Bleib ganz locker, mein Süßer.“ Das Letzte, was Jerry wahrnahm, war Ushers Atem, der kühl auf seiner feuchten Haut war. Dann begann er richtig zu schwitzen und am ganzen Körper zu beben.
    „Mein Süßer“ - die beiden Worte geisterten durch Jerrys Gehirnwindungen und triggerten dort an wohlversteckten Erinnerungen, kramten die Gefühle der Vergangenheit hervor. Er war wieder jugendlich, wohnte noch zuhause. Es passierte in der Nacht, das erste Mal. Widerlich und erniedrigend, seinen eigenen Vater so zu spüren. Das Keuchen traf seinen Nacken, füllte sein Ohr. Dann fasste er Jerry an. Schmerz, nur Schmerz. Wie konnte dieser Mann seinem Sohn das antun? Immer wieder, ohne Rücksicht? „Mein Süßer“ hatte Daddy ihn genannt, wenn er sich kurz darauf stöhnend und grunzend in ihm entlud.
    Jerry fühlte sich leer, als hätte er seinen Körper verlassen. Alles wurde taub, sein Puls jagte. Es dröhnte laut, er wurde geschüttelt. Oder vibrierte jede Zelle unter der Last dieser Bilder?
    „Jérôme! Bist du okay? Sprich mit mir! Schau mich an!“
    Ushers Stimme drang zu ihm durch, aber erst nur verschwommen. Dann wurde sie so laut, dass Jerry zusammenzuckte. Sicher hielt Usher ihn schon länger an den Schultern und rüttelte ihn. Diese unglaublichen blauen Augen waren besorgt aufgerissen.
    Ein warmes Gefühl durchflutete Jerry. So hatte ihn noch nie jemand angeschaut. Er spürte, wie seine Wangen nass wurden, die Tränen mussten ihm über das Gesicht laufen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
    „Er hat es getan. Mein Vater“, flüsterte er heiser, würgte die Worte fast heraus.
    Warum machte er das? Usher Grey war ein Fremder. Noch nie zuvor hatte Jerry einer Menschenseele davon erzählt, die einzigen Ausnahmen waren bisher der FBI-Psychologe und Jess gewesen. Doch er sah in Ushers Blick seinen Schmerz, als hielte er ihm einen Spiegel vor. Das Blau wurde undeutlich und schwamm, bis auch Ushers Wangen nass wurden.

    Es dauerte einen Moment, bis Usher verstand, was Jérôme meinte. Er hatte befürchtet, sein süßer Gastgeber hätte einen epileptischen Anfall oder einen allergischen Schock. So ähnlich hatte es ausgesehen, als Jérôme die Augen verdrehte und langsam zusammensackte.
    Aber beim FBI gab es sicher keine Mitarbeiter mit solchen Krankheitsbildern. Da wurde auf absolute Fitness geachtet, so viel Usher wusste.
    Wut stieg in ihm hoch und er wischte ungehalten die Tränen von seinem Gesicht. Verdammt, es reichte, wenn einer von ihnen weinte. Es war unfassbar, was Eltern ihren Kindern mitunter antaten. Ihm gingen solche Dinge besonders tief unter die Haut, weil er selbst seine Familie nicht kannte. Usher war als Baby unter einem Busch gefunden worden und in Heimen aufgewachsen.
    „Es gibt Dinge, die will man nicht wissen“, murmelte er. Doch dann fiel sein Blick wieder auf Jérôme, der ein Bild des Jammers war. Noch immer liefen Tränen über sein Gesicht.
    „Wenn du es mir erzählen möchtest, dann rede. Aber ich verstehe auch ohne Worte.“ Sanft umfasste er Jérômes Wangen und zog ihn näher, um sie trocken zu küssen.
    Der salzige Geschmack erinnerte ihn

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