Bissig! (German Edition)
Geheimdiensten - sie waren einfach nur hochbegabt. Hier kommen zwei neue Faktoren dazu. Erstens: Mit seinen Verbindungen könnte Grey selbst undercover gegen diese Organisation, die sich ‚Ad Vitam Aeternam’, kurz AVA nennt, ermittelt haben. Zweitens müssen wir diesen paranormalen Mist ausschließen. Wir wollen hier einen guten Job hinlegen und das stört nur.“
Usher wirkte auf Jess nicht wie ein professioneller Agent, und er konnte sich keinen Reim darauf machen, was an diesem verflixten Engländer übersinnlich sein sollte. Skeptisch schaute er Raven an, doch dann nickte er. „Du meinst, Grey hat es darauf angelegt, von diesen Typen gefasst zu werden? Sein Verhalten würde Sinn machen, denn er hat nicht die geringste Spur von Angst gezeigt. Im Gegenteil.“
Raven strich sich nun über seinen schwarzen Unterlippenbart, wie immer, wenn er etwas ausheckte. Diese Geste kannte Jess leider zur Genüge – es folgte immer eine außerordentlich bescheuerte Idee. Innerlich rollte er mit den Augen und wappnete sich gegen das, was unausweichlich folgen würde.
Mit erhobenem Zeigefinger räusperte sich Raven. „Jetzt kommen wir zu der Sache mit deinem Schinkenbeutel, Jess. Unser Mr. Grey hatte ihn sich in die Anzugstasche gestopft. Ach übrigens, der Slip war nass. Ich hoffe doch, es war nur Wasser, oder?“
„Raven, ich kann …“ Himmel, war das peinlich. Er hatte es befürchtet.
„Du musst nichts erklären, Jess. Ich weiß, dass unser Engländer offensichtlich auf deine Unterwäsche steht. Hmm … sniff, sniff.“ Raven hielt inne, um über seinen eigenen Witz zu gackern. Sein Lachen war einzigartig, es klang wirklich so.
Fassungslos schüttelte Jess den Kopf. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Die Tatsache, dass dieser notgeile Gentleman offensichtlich seinen Slip aus dem Papierkorb gefischt hatte, ließ ihn schaudern. „Raven, selbst wenn …“, begann Jess, aber sein Boss fuhr ihm sofort über den Mund.
„Fakt ist, dass Mr. Grey scharf auf dich ist. Das müssen wir ausnutzen. Das heißt, du wirst ihn in den nächsten Tagen näher kennenlernen und sein Vertrauen gewinnen.“
So langsam brodelte es in Jess' Blut. „Das ist schlichtweg inakzeptabel, Raven. Der Typ will mich flachlegen. Er ist irgendwie sexuell gestört. Das kommt nicht in die Tüte.“ Demonstrativ lehnte Jess sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Deine Bemerkung habe ich akustisch nicht richtig verstanden.“ Raven steckte sich den kleinen Finger ins rechte Ohr und bohrte vehement darin herum. Jess atmete tief aus. Natürlich hatte Raven ihn sehr wohl verstanden. Es war nur die Art seines Vorgesetzten, ihm mitzuteilen, dass er nichts von seinem Einwand hielt.
Kritisch begutachtete Raven seinen kleinen Finger, befand ihn offenbar für sauber und beugte sich vor. „Körpereinsatz, Jess. Wir alle haben lernen müssen, unseren Beruf vor unsere privaten Bedürfnisse zu stellen. Die Befehlsverweigerung eben habe ich in deinem eigenen Interesse nicht gehört. Also verstehen wir uns? Wir müssen sein Interesse an dir ausnutzen, um an Informationen zu kommen.“
Jess mahlte mit den Kiefern. „Das heißt … ich soll Mr. Grey ins Bett schleifen, damit er redet?“
„Nun, das habe ich nicht so direkt gesagt. Du sollst ein Vertrauensverhältnis zu ihm aufbauen.“ Schmunzelnd betrachtete Raven jetzt seine Fingernägel. Ob er bald fertig mit seiner visuellen Maniküre war?
„Er wird mich gnadenlos flachlegen, Chef.“ Warum wurde es Jess warm bei dem Gedanken?
„Die Kondome kannst du mit auf die Spesenabrechnung setzen, Sexspielzeug, wenn nötig, auch. Ficken im Namen der Regierung, Jess. Viele würden dich um deinen Job beneiden.“ Raven starrte versonnen aus dem Fenster. Das war das Zeichen, dass die Unterhaltung für ihn beendet und jeglicher Widerspruch indiskutabel war.
Mit einem schiefen Grinsen schaute Raven ihn noch einmal an, bevor er aufstand und nach seiner Jacke griff. „Ach Jess … versuche bitte erst gar nicht, mich zu überzeugen, deinen Job für dich zu machen. Er hatte deinen Schlüpfer, nicht meinen. Einen schönen Feierabend wünsche ich dir.“
Zu gern hätte Jess ihm den Mittelfinger gezeigt.
Kindheitserinnerungen
Jerry grinste in sich hinein. Jetzt hatte er den interessanten Engländer an der Backe. Der Mann sah ja nun mit seinem Dreitagebart und dem markanten Gesicht echt nicht schlecht aus, das gefiel ihm. Er spürte so ein Prickeln, wenn er ihn ansah. Das war ihm zwar nicht recht,
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