Bissige Spiele (German Edition)
ästhetischen vornehmen Look.
Wieder erkannte ich die dreißiger Jahre und unweigerlich dachte ich an Hugh. Waren sie etwa gerade bei den Vampiren in Mode?
Derart angetan von der eleganten und doch sportlichen Erscheinung, dachte ich über Homosexualität zwischen Vampiren nach!
Meine Gedanken ließen mich zusammenfahren und ich fühlte mich plötzlich, als hätte ich gesündigt, auch wenn dies wohl die kleinste Sünde in unserem Killerdasein gewesen wäre.
Der Barmann schürzte die Lippen. Vielleicht war er sich seiner Ausstrahlung bewusst und provozierte gerne! Aber was sollte ich damit anfangen? Gab es denn eine Chance für diesen Fall?
„Danke!“, stotterte ich und blickte schnell irritiert zur Seite, bevor ich Anstalten machte, mich umzudrehen.
„Was hast du vor? Willst du etwa dort arbeiten?“
Mit meinem Abgang anscheinend nicht einverstanden deutete der hübsche Vampir fragend auf meinen Musikkoffer, den ich über meiner Schulter trug.
„Ja! Saxophon!“, antwortete ich knapp.
„Bist du gut?“
„Glaub schon!“
„Bleibst du länger?“
„Mal sehen! Hab einiges vor!“ Ich musste ihm ja nicht gleich meine Vampirgeschichte ausbreiten.
„Hast du Durst?“, frage er mich und ich nickte dankbar, nicht ohne ihn weiterhin zu beäugen.
Es lag eine derartige Faszination, in allem was er tat, jede Bewegung war geschmeidig und anmutig. Seine Hände wirkten trotz der Arbeit unbeschmutzt und zart. Nur ein Vampir konnte solche Hände haben. Jeder andere hätte bei diesem Job aufgequollene Hände gehabt.
Er nicht!
„Blutgruppe?“
Eine trockenere Frage hätte ich mir in diesem Augenblick nicht vorstellen können.
„A negativ!“
„Ist nicht dein Ernst?“
„Warum?“
„Meine auch! Ist selten, aber auch selten köstlich! Frisch natürlich umso schmackhafter!“
An einem Ort wie diesem, gab es sicherlich oft den Luxus von frischem A negativ, und es zeugte von enormer Klugheit, einen Job hier anzunehmen, wo genügend Durchgangsverkehr war, und nirgendwo anders sein Glück zu suchen.
Er bereitete uns beiden ein Martiniglas unserer Delikatesse zu. „Miguel!“, stellte er sich beim Anstoßen vor und ich nannte meinen Namen.
„Woher kommst du?“
„Aus London!“
Er lachte und sah dabei irgendwie goldig aus. Meine Begeisterung für ihn war mir peinlich und ich versuchte, die Konversation so flach wie möglich zu halten, in der Hoffnung, er merkte mir nichts an. Unter menschlichen Umständen wäre ich sicherlich vor Scham errötet, es war mein Glück, ein Vampir zu sein.
Meine Brust fühlte sich seit dem Abflug wieder so kalt und hart an wie seit hunderten von Jahren und das erste Mal war ich dafür mehr als dankbar.
Das Glück schien auf meiner Seite. Hugh hatte mich vor dem Irrtum meines Daseins gerettet und ich saß nun im warmen Spanien und war im Begriff meiner Natur gänzlich auf die Schliche zu kommen und sie lieben zu lernen.
„Ist kalt dort!“
„Nicht für uns! Trotzdem fühlt es sich hier wärmer an. Wie kommt das?“, wollte ich wissen.
„Spanische Energie!“ Wieder lachte er wie zuvor, und ich wusste partout nichts mit meiner aufsteigenden Bewunderung anzufangen.
Mein Glas war leer und ich musste dringend fort von hier. Auch wenn ich mich besser denn je in meiner Haut fühlte, hatte ich das unbestimmte Gefühl, mir eine kleine Auszeit von meinen vergangenen Ereignissen gönnen zu müssen. Vielleicht hatte ich mir doch ein wenig zu viel zugemutet und drehte einfach nur gerade durch? Jedenfalls ergaben meine Gedanken und Emotionen keinen Sinn und waren geradezu unpassend.
„Ich muss wirklich los!“ Ich versuchte höflich zu klingen.
„Zeitdruck als Vampir? Unüblich!“, spottete er ein wenig.
„Kommt manchmal vor!“
Noch nie hatte ich über meine gelegentliche Ungeduld nachgedacht, aber jetzt, als Miguel mich neckte, fand ich es ebenso komisch, es eilig zu haben.
Wahrscheinlich wollte ich einfach nur weg von
ihm,
weil ich nicht wusste, was gerade mit mir passierte. Lächelnd stand ich auf. In meinen Augenwinkeln konnte ich eine gewisse Unsicherheit in Miguels Bewegungen erkennen, doch ich wusste nicht warum.
„Komm mal vorbei!“, rutschte es mir heraus. Ich Idiot! Gerade erfolgreich gelöst, brachte ich mich augenblicklich in eine neue prekäre Situation.
Sein violetter Ring in seinen Augen blitzte auf, als er mir nickend zuzwinkerte und umgehend die zwei Martinigläser verschwinden ließ.
Ein Mensch war im Anmarsch auf die Bar. Ich sah ihn nicht,
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