Bissige Spiele (German Edition)
kommt denn?“
Saras Stimme wurde bei jeder Frage schriller, möglicherweise wusste sie aber auch, dass sie keine Antworten bekam.
„Du stellst zu viel Fragen junge Dame!“ Damit war klar, sie hatte abzuwarten.
Gruselkabinett
Selbst mir als Vampir war die Situation unheimlich. Mein Herz pochte zur Abwechslung wieder mal und mittlerweile nahm ich diese Gegebenheit einfach an, ohne weiter darüber nach zu denken. Zwar war es ein unregelmäßiger Rhythmus, aber die Schläge kamen, und somit war es doch auf gewisse Weise regelmäßig.
Bald würde ohnehin mein gesamter Körper zum Leben erwachen und jede Faser und jede Zelle würde pulsieren und arbeiten. Jede einzelne. Für das Leben. Und durch das Leben.
Mit Saras Hilfe.
Ein Fauchen ließ mich aus meinen Gedanken hochfahren und zu der schweren Metalltüre des Wagons blicken, vor der wir mittlerweile mehrere Minuten verharrt hatten.
Sie öffnete sich langsam.
Neugierig starrten Sara und ich zu dem Spalt, der sich viel zu langsam für uns öffnete.
Das Gesicht vor uns war blass, aber nicht farblos, die Augen schwarz, aber nicht leer, die Lippen zart, aber nicht fahl. Ein kleines Mädchen mit langen schwarzen und glatten Haaren stand vor uns. Sie wirkte zerbrechlich auf der einen Seite, doch gab sie sicher jedem von uns nicht das Gefühl, als könnte man ihr etwas anhaben. Zwischen acht und zehn Jahren schätzte ich sie, menschlich gesehen. Wie alt ihr Vampiralter war, konnte ich schlecht erahnen. Ein nachtblaues, bodenlanges Gewand das fließend glitt über ihren ganzen schmalen Körper und bedeckte einen Teil ihrer Haare. Wie der Mond im nachtblauen Himmel wirkte dieses Zusammenspiel, vertrauenswürdig, beruhigend, anziehend und doch geheimnisvoll. Ein altes, silberfarbenes Amulett präsentierte sich auffällig auf ihrem verdeckten Dekolleté. Es zeigte einen Stern, der in einem Quadrat eingefasst war, welches mit einer Schrift rundherum beschrieben war. In der Mitte des Sternes befanden sich zwei winzige Augen, die sich bewegten und zu leben schienen.
Ein erneutes Fauchen ließ meine Augen von dem Mädchen nehmen und ich blickte nach unten neben ihre verdeckten Füße.
Ein Tierkopf spähte hinter ihrem langen Gewand hervor und beäugte uns kritisch. Seine spitzen mit Büscheln versehenen Ohren wirkten putzig und schienen, wenn mich nicht alles täuschte, einem Luchs zu gehören. Sein geflecktes Fell, das er uns nur spärlich zeigte, unterstrichen meine Vermutungen. Sachte strich das Mädchen mit ihren weißen Händen über den Kopf.
„Danke Salomon, für deine Vorsicht und deinen Mut. Du kannst dich nun zurückhalten.“ Ihre Stimme war derart lieblich und voller Demut und Hingabe, dass ich sicher eine Gänsehaut bekommen hätte, wenn ich bereits menschlich gewesen wäre.
Das Tier nahm augenblicklich eine entspannte Haltung ein und zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Es hatte wunderschönes glänzendes Fell, dicht und geschmeidig behütete es den Körper seines Besitzers und schmückte ihn majestätisch. Seine Augen funkelten wie leuchtend grüne Smaragde mit einem Hauch Bernstein in deren Mitte und gaben dem Tier definitiv eine Seele.
Sara hatte vor Angst meine Hand gedrückt, als das Tier gefaucht hatte und auch
ihre
Körperhaltung entspannte sich mit der des Tieres, gerade so, als hätte das Tier einen Impuls an seine Umgebung abgegeben.
„Bitte entschuldigt Salomon. Er ist Fremden gegenüber sehr vorsichtig und nimmt seine Aufgabe sehr ernst.“, sagte das Mädchen und blickte den Luchs dabei mit liebevollem Blick an.
Kurzzeitig dachte ich daran, meine Neugier zu befriedigen, und nach den Aufgaben von Salomon zu fragen, aber natürlich tat ich es nicht.
„Ihr müsst David und Sara sein. Willkommen. Schön, dass ihr den Weg zu uns gefunden habt. Kommt herein.“, forderte sie uns auf und wir folgten kommentarlos.
„War eure Reise beschwerlich? Seid ihr hungrig? Wir haben hier genügend Vorrat angelegt. A – negativ ist heute geliefert worden.“
Ihre schwarzen Augen blitzten dabei auf, als gäbe sie die Bewertung eines guten Weines ab, der eher selten zu haben ist.
„Nein danke. Aber gut zu wissen, ich melde mich, wenn ich Durst habe.“, entgegnete ich salopp und merkte dabei, dass mein Energiehaushalt stark beansprucht worden war und ich sicher von dem Angebot Gebrauch machen würde.
Saras Magen meldete sich. Ich Idiot! Ständig dachte ich nur an meinen eigenen Durst und vergaß, dass ich einen Menschen an meiner Seite hatte, der
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