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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nena Siara
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beobachten erschien mir falsch und ich musste mir im selben Augenblick Mut einreden und den guten Hintergedanken, sie schließlich nur vor wilden, unzurechnungsfähigen Vampiren beschützen zu wollen.
    Nun ja, eigentlich nur vor einem einzigen: Hugh!
    Einige Meter Abstand lagen zwischen uns, genug, damit sie mich nicht erkennen konnte, zudem hätte sie sicher nicht mit mir gerechnet, sodass ein Schattendasein gewährleistet war.
    Ein hungriger Schatten, denn ich bemerkte, dass ich nicht für genügend Vorrat gesorgt hatte, um eine derartige Strecke ohne Nahrung zu absolvieren. Darüber machte ich mir doch mittlerweile Gedanken. In all den Jahrhunderten gab es nie Durststrecken im wahrsten Sinne des Wortes. Es war nur die Qualität, die von Zeit zu Zeit zu wünschen übrig ließ, und wenn ich so richtig darüber nachdachte, konnte ich Robert schon verstehen, dass er sich nur über weibliche Personen hermachte und bei dem Gedanken hatte ich zunehmend weniger Verständnis für meine verzweifelten Versuche, mich an Obdachlosen satt zu trinken, im Glauben, dass sie keiner vermisste.
    Andererseits wenn ich Sara ansah und mir vorstellte, wie sehr ihr der Verlust der Mutter zu schaffen machte, wusste ich doch, warum ich mich all die Nächte anders entschieden hatte.
    Ich musste über meine Natur als Vampir schmunzeln – so waren wir eben.
    Sara war im Begriff in Richtung Untergrundbahn zu gehen und ich atmete wirklich auf. So konnte ich sie definitiv vollkommen unerkannt verfolgen, und ich hatte die Gelegenheit unbemerkt einen Leckerbissen zu mir zu nehmen, denn eines stand fest: Wenn ich Sara verfolgen wollte, musste ich einmal eine Ausnahme machen. Vielleicht auch öfter, schließlich wusste ich nicht wohin genau die Reise führte und wie lange Sara unterwegs sein würde. Ich wollte aber unter allen Umständen an ihr dran bleiben, also musste ich meinen Prinzipien untreu werden und nehmen, was sich mir bot.
    Und das bald, denn ich fing schon an, die schmachtenden Blicke der Frauen und Männer, die sich längere Zeit in meiner Nähe befanden, als angenehm zu empfinden. Außerdem erwischte ich mich dabei, dass ich mir ausmalte, wo ich sie am besten hinlocken könnte und wie sie schmecken könnten.
    Je länger die Reise andauerte, um so detaillierter wurden meine Fantasievorstellungen, was meine Nahrung anging, und als ich plötzlich nur noch meine trockene Kehle spürte und überall um mich herum pulsierende Adern sah und beinahe schon hörte, beschloss ich, meinen Regelbruch in die Tat umzusetzen. Es hatte keinen Sinn, sich weiter dagegen zu wehren, das wusste ich. Vielem konnte ich trotzen, aber meinem Durst nicht.
    Wenn ich Sara nicht verlieren wollte, dann musste ich schnell handeln. Bis zur nächsten Haltestation waren es höchstens noch fünfzehn Minuten. Normalerweise war der Tötungsakt eine Sache von höchstens ein bis zwei Minuten, aber unter diesen komplizierten Umständen hatte ich Bedenken, ob ich es in einer viertel Stunde tatsächlich schaffen konnte. Wenn ich nur gewusste hätte, wohin Sara fuhr und wann sie ausstieg, aber ich konnte kein Risiko eingehen, und daher musste ich jetzt handeln.
    Auf dem Weg zur Toilette versuchte ich mir einen willigen Blutspender auszugucken und tatsächlich fand ich schneller als erwartet eine ältere Frau, die mich wie beflügelt ansah und es anscheinend begrüßte, dass ich so nah bei ihr anhielt.
    Freundlich lächelte ich ihr in die wohl letzten Gesichtszüge und versuchte nicht darüber nachzudenken, ob sie eventuell Kinder haben könnte, die sie anschließend vermissen würden.
    Es ging auch gar nicht mehr, denn mein Durst beherrschte mittlerweile meinen gesamten Körper. Meine Sinne wurden so scharf, wie die eines Jagdhundes, der seine Fährte aufgenommen hatte. Die Blutspur trieb ihn immer weiter, genau wie mich die pulsierenden Adern der Frau immer weiter handeln ließen. Ich spürte, wie meine Zunge langsam an meinen spitzen Reißzähnen entlang glitt und mir das Wasser förmlich im Mund zusammen lief.
    Stück für Stück rutschte ich weiter zur Toilettentüre, bis wir schließlich vor ihr stehen blieben. Die ältere Dame war mir unfreiwillig gefolgt und mittlerweile auch mehr als hinfällig. Sie tat mir richtig leid, denn sie hätte sich nie gegen mich wehren können, es sei denn ich hätte es zugelassen.
    Ich wusste nicht, ob uns jemand beobachtet hatte. Der Zug war voll und ich hoffte, dass jeder mit sich selbst beschäftigt war, wie das in Zügen so üblich

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