Bissige Spiele (German Edition)
für einen Moment und teilten die Stille Belustigung über diesen Anblick, wobei noch ein weiteres Gefühl mitschwang. Es war jene Besonderheit der Erkenntnis, von der wir beide immer noch überrascht waren, und die bestimmt noch eine Weile anhalten würde.
„Diese Küchenarbeit!“, log sie. Sara und ich wechselten einen winzigen Blick, der alles verriet.
„Jetzt kommen Sie doch mal zur Ruhe, Catherine. Ich habe kaum etwas von Ihnen gehabt, seitdem wir gekommen sind. Und Sara ist doch auch nur wegen Ihnen hier!“, schmeichelte ich ihr ein wenig, was sie sofort erneut in Verlegenheit brachte. Erzürnt blitzten Saras Augen mich von der Seite an, als wollten sie mir damit andeuten, dass es gemein von mir war, die Situation so schamlos auszunutzen.
Irgendwie war es das auch, fand ich. Dennoch machte es auch Spaß! Jeder kennt doch die Spielereien der Katzen mit ihren Mäusen, bevor sie zum Gnadenstoß zubissen. Warum sollte es bei mir anders sein? Natürlich wollte ich Sara damit nur ein wenig ärgern, oder vielmehr aufklären. Eines lag mir jedoch absolut fern: Verängstigen wollte ich sie auf keinen Fall!
Seit dem Schaufenstergespräch über Vampire glaubte ich ohnehin nicht daran, sie in Angst und Schrecken versetzen zu können. Es klang absurd, aber sie schien das alles tatsächlich überhaupt nicht zu stören.
Für mich war dies alles wie ein Wunder! Nicht nur, dass ich eine Möglichkeit gefunden hatte, mein Leben wieder zu bekommen. Nein! Das war bei weitem nicht alles! Hinzu bekam ich einen furchtlosen Weg, der von einer unbeschreiblichen Zuneigung begleitet wurde. Mein Glück war mehr als ich verdient hatte. Auch wenn ich von mir nie so schlecht gedacht hatte, so war ich doch ein unheimliches Wesen, das einzig und allein den Tod brachte!
Catherine setzte sich in den ebenfalls senffarbenen Sessel uns gegenüber. Es war ein Chesterfieldsessel, der nur zu gut zur übrigen Einrichtung passte. Seine schwarzen Nieten glänzten in dem schwachen Mittagslicht, das durch die Wolken getrübt wurde. Trotzdem ließ allein daran bereits erkennen, welche Reinlichkeit Catherine bei ihrer Hausarbeit an den Tag legte. Meiner Meinung nach war dies besonders in englischen Haushalten mit seinem aristokratischen Stil geradezu notwendig. Leicht konnte eine Wohnung als muffig und staubig gelten, wenn jene Rosen und Toile-de-Jouy-Bezüge ihren Reiz fanden und von Leuchtern, Teppichen und Vorhängen begleitet wurden.
„Wie wäre es mit ein wenig Musik, David? Würden Sie uns die Freude machen und ein wenig spielen?“, fragte sie nach einer Weile.
Bereits gestern hatte ich geahnt, diese Frage relativ schnell gestellt zu bekommen, doch ihre Ungeduld übertraf meine Vorstellung bei weitem. Vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass ich ausgerechnet dasselbe Instrument spielte wie ihr geliebter Bruder. Sicher hatte sie große Sehnsucht nach ihm, wenn sie mich zu einem Ständchen aufforderte, denn wenn es ihr Schmerzen bereitet hätte, würde das Instrument nicht an der Wand hängen, und gefragt hätte sie mich wohl eher auch nicht.
„Was werden die Nachbarn sagen?“, wollte ich mich absichern.
„Nachbarn? David, wir sind in der Innenstadt von Cambridge. Auch wenn sich hier viele Wohnungen befinden, haben wir doch keine Mittagsruhe. Außerdem sind Sie sicher kein hektischer Spieler, der nur nervige Töne von sich gibt, oder?“
„Nein, da gebe ich ihnen Recht!“, stimmte ich zufrieden zu, weil sie mich richtig eingeschätzt hatte.
„Also?“, forderte sie mich noch einmal auf und hob ihre Hand in Richtung des Instrumentes an der Wand, das wie eine Einladung galt, das Saxophon von seinem Haken zu holen.
Ich stand auf, nicht ohne zu bemerken, wie Catherine die Konturen meines Körpers beäugte, der sich unter einem schwarzen T-Shirt verbarg, ging zu dem Saxophon und blieb davor stehen.
Auch hier konnte man die Reinlichkeit Catherines deutlich erkennen. Kein Staubkorn ließ den goldenen Klangkörper ermatten und er wirkte auf den Betrachter so, als hätte noch vor kurzem jemand darauf gespielt.
Restlos begeistert von dem glänzenden Objekt griff ich danach und wurde nicht enttäuscht, als ich das ebenso kalte und glatte Blech unter meinen Fingern spürte. Meine Augen mussten in diesem winzigen Moment ihre Begeisterung ausgedrückt haben, denn ich konnte eine Reaktion von Sara in den Augenwinkeln erkennen, die ebenso begeistert jede meiner Bewegungen beobachtete. Ich glaubte zu erkennen, dass sie sich für mich
Weitere Kostenlose Bücher