Bissige Spiele (German Edition)
denkst du nach?“
Ich schreckte zusammen. Sara hatte sich weder bewegt, noch ihre Augen offen. Entweder hatte sie gar nicht geschlafen oder sie war gerade aufgewacht und hatte sich nicht weiter zu erkennen gegeben.
Ihre Frage war jedenfalls sehr persönlich, abgesehen davon, dass sie mich völlig aus der Bahn geworfen hatte.
„Was sollte ich denn denken?“
Eine Gegenfrage aus Verlegenheit war eine gute Idee und eine Möglichkeit nicht gleich antworten zu müssen. Was hätte ich ihr denn auch sagen sollen?
„Nun, ich wüsste da schon einiges: Du bist ein Vampir!
Ich bin ein Mensch! Wir haben uns, nun, sagen wir mal ineinander verguckt. Du willst ein Mensch werden, damit du wieder lieben kannst. Wir wollen gemeinsam zu deiner Mutter, um Hilfe zu bekommen.
Ich bin von einem Vampir gebissen worden, und habe vielleicht nur noch einen Monat Zeit, bis sich das Gift in meinem Körper verteilt und ich ebenfalls ein gefühlloses Monster werde. Nur derselbe Vampir, der mich gebissen hat, kann das Gift neutralisieren.
Und du fragst, was es nachzudenken gibt?“
Obwohl alles wahre Gegebenheiten waren, die nicht gerade nüchtern zu betrachten waren, schien Sara immer noch besonnen, denn sie war weder hochgeschnellt, noch hatte sie ihre Augen aufgeschlagen, während sie gesprochen hatte.
Mehr als nur überrascht über ihre Ruhe, verharrte ich einen Moment in Stillschweigen, bevor ich meine Sprache wiedererlangte.
„Ich dachte über Hugh nach, wenn du es genau wissen willst.“, beichtete ich, denn irgendwie kam ich mir in diesem Augenblick vor wie ein Sünder. Warum sollte ich Sara irgendetwas verschweigen, wo wir doch definitiv im selben Boot saßen? Einerseits hielt ich sie für sehr robust, aber andererseits spürte ich immer wieder das Bedürfnis, Dinge vor ihr geheim zu halten oder Sara mit gewissen Vampirtatsachen nicht zu konfrontieren. Warum nur?
Möglicherweise war meine jahrelange Abstinenz daran schuld. Ich war einfach nicht mehr in der Lage, den richtigen Umgang mit Frauen zu pflegen. Wahrscheinlich wusste ich nicht, wie man mit ihnen umging! Anders konnte ich mir mein zwielichtiges Verhalten nicht erklären.
„Glaubst du er folgt uns?“, fragte sie gerade heraus.
„Denke schon, und ich hoffe es. Ohne Hugh wird es schwer, das Gift aufzuhalten.“
„Du denkst also ich bin schon vergiftet, oder?“
„Ja! Und ich habe so große Angst davor, dass ich mich vergessen könnte, Sara! Du weißt ja gar nicht, was alles noch auf uns zukommt!“
„Dann erzähle es mir. Bitte!“
Sie klang ruhig und bereit, sich allen Situationen zu stellen.
„Meinst du wirklich? Du willst alles wissen?“
Ich wollte auf Nummer sicher gehen, damit sie mir nicht anfing zu kollabieren.
„Ja, David. Alles!“
Immer noch waren ihre Augen geschlossen und ich war irgendwie froh, dass es so war.
Eigentlich wollte ich überlegen, wie ich beginnen sollte, aber dann merkte ich, wie idiotisch es war, sich über eine Reihenfolge Gedanken zu machen. Also beschloss ich einfach spontan und aus dem Bauch heraus zu berichten.
„Nun, du wirst in dem Monat von Tag zu Tag mehr die Gewohnheiten, Fähigkeiten und Sehnsüchte eines Vampirs annehmen. Du wirst weniger Schlaf benötigen, weniger Schmerz empfinden, mehr Energie und Kraft haben. Deine Sinne werden schärfer. Deine Augen nehmen ihre Umgebung schneller wahr und die Reaktionen der Menschen erkennst du in einer Zeitraffung. Ebenso dein Gehör. Du wirst über größere Entfernung Geräusche wahrnehmen, die du vorher nie gehört hast. Auch dein Geruch- und Geschmacksinn wird sich ändern. Menschen werden nicht mehr so riechen, wie vorher. Parfum oder Schweiß ist nicht mehr von Bedeutung, wenngleich auch manchmal ausschlaggebend für die Wahl deiner zukünftigen Beute, vielmehr wirst du das Eisen in ihrem Blut riechen können und so eine Geschmacksrichtung erkennen. Und natürlich werden sich deine Essgewohnheiten ändern. Du wirst zunehmend mehr Fleisch essen, am liebsten blutig und alles, was nach Blut schmeckt ebenso bevorzugen. Schluss mit Gemüse, Obst und all den angeblich gesunden Speisen.
Aber eigentlich ist das alles gar nicht so schlimm. Vielmehr glaube ich, dass dies für die meisten Menschen eine tolle Veränderung ist. Schluss mir den ewigen Grenzen und Schmerzen. Ja, wenn das Übel nicht dazu kommen würde, wäre ich sicher gerne ein Vampir!“
Gedanken an den Monat, in dem ich verwandelt wurde, kamen in mir auf. Damals empfand ich alles ebenso als angenehm und
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