Bissige Spiele (German Edition)
verborgen, reglos. Langsam kniete ich mich zu ihr auf den Boden, doch sie rührte sich nicht. Auch wenn ich alles am liebsten sofort wiederholt hätte, wusste ich genau, dass es nichts gab, was uns schlechter tat als das. Also versuchte ich so nüchtern wie möglich meine Hand nach ihr auszustrecken, doch jeder Zentimeter, den ich mich ihr näherte, stieg mein ungeheures Verlangen nach ihrem Körper und nach ihrem mittlerweile unwiderstehlich gewordenen Blut. Meine Hand zitterte und ich meinte sogar, dass es nicht nur meine Hand war. Trotzdem zog ich sie nicht zurück, sondern führte die Bewegung fort, bis ich ihr zartes Kinn berührte und ihren Kopf so sanft es mir möglich war hochhob. Ihr Blick war immer noch gesenkt, meiner ruhte ruhig auf ihrem Gesicht.
„Was tun wir da bloß andauernd? Ich kann es mir einfach nicht erklären! Wir wollen doch etwas anderes, oder nicht?“ Endlich sah sie auf. Ihre Augen hatten sich während ihren Worten mit Tränen gefüllt, die ihrer inneren Stärke jedoch standhielten und nicht über ihre Wangen liefen.
„Ich weiß nicht, wie ich es stoppen kann. Es ist wie eine Sucht. Wenn du mich berührst, will ich immer mehr und mehr und das Gefühl von dir gebissen zu werden übertrifft alles, was ich bisher erlebt habe. Nichts kommt annähernd an diese Emotionen heran. Als wäre in deinen Zähnen ein Pulver, das meine Nerven aufs höchste Maß erregt und gleichzeitig betäubt. Willenlos und maßlos, mehr und mehr muss es sein und ich will keine Sekunde vergeuden. Deine Bisse sind wie eine Droge für mich, ich weiß wirklich nicht mehr, ob ich
das
beenden will.“
Stille trat ein, in der wir uns beide intensiv beäugten. Normalerweise konnte ich gut erahnen, was in meinem Gegenüber vor sich ging, aber Sara konnte ich zeitweise nicht durchschauen, und dies war ein solcher Moment, in dem ich einfach nur blind war. Den Gedanken, der mir auf der Zunge lag, mochte ich kaum aussprechen, aber wir hatten nicht die Möglichkeit viel Zeit vergehen zu lassen, also nahm ich meinen Mut zusammen.
„Möchtest du mich nicht mehr verwandeln?“
„David?“
„Ja?“
„Wie bist du ein Vampir geworden?“
Ihre Frage hatte mich ein wenig überrumpelt, andererseits hatte ich damit gerechnet, ihr eines Tages darauf eine Antwort geben zu müssen. Und nun war es eben soweit.
„Bist du dir sicher das hören zu wollen?“
Eine Augenbraue hochgezogen, bat sie mich wortlos darum, sie nicht hinzuhalten und ich kam so nüchtern wie möglich ihrer Bitte nach.
„Gut! Es war im Jahre 212. Lieblosigkeit durchfuhr mich, ich war tief erschüttert von einer Verbindung in die nächste gerutscht und mittlerweile mehr als nur frustriert. Die Frauen hatten mir mit ihrer Treulosigkeit und egozentrischen Art mein Herz erkalten lassen und ich war starr vor Wut und Trauer. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch ein einziges Wesen in meine Gefühlsnähe kommen zu lassen. Nicht eine einzige! Meine Enttäuschung und Wut über das weibliche Geschlecht überstieg eine Grenze, die mich mein Leben kostete, denn ich spürte, wie sich mein Blut in meinen Adern zurückzog und aus meiner Wut wurde unbändiger Hass auf alles weibliche, was sich mir in den Weg stellte. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich eine nach der anderen töten würde. Töten für die unerhörte Frechheit mich enttäuscht zu haben, mich ausgenutzt zu haben, mich betrogen zu haben, mir das zu nehmen, was ich so an der Liebe liebte. Mein Vertrauen in den anderen Menschen und mein unnachahmliches Gefühl der Zuneigung für diesen einen auserwählten Menschen.
Ich wollte nur noch eines: Alle Frauen töten!
Ich saß wie an jenem Abend, als ich das seltsame Mädchen auf einem Stein sitzen sah…
Es war als hätte mich ein Blitz getroffen. Etwas stach mich in den Hals, erbarmungslos und mit einem Schmerz begleitet, der mich erbrechen ließ. Immer und immer wieder. Dann war sie verschwunden und ich blieb krümmend vor Schmerz und Unwohlsein auf diesem Stein zurück, einem Stein, an dessen Stelle nun die Bank steht, auf der wir uns an der Themse kennen lernten. Zunächst wusste ich nicht, was ich eigentlich erlebt hatte. Anfangs glaubte ich an eine Verrückte geraten zu sein, doch nach und nach veränderten sich mein Verhalten und meine Gelüste. Die Kälte in meinem Inneren erreichte ihren Höhepunkt mit der Kälte meines gesamten Körpers, die bis zu dem Zeitpunkt anhielt, an dem ich dir begegnete. Getrieben von meinen Instinkten fand ich mich mehr
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