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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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seine Hand zurück und geht in die Küche.
    Langsam steige ich die Treppe hinauf und schalte das Licht im ersten Zimmer zu meiner Rechten ein. Die Wände sind blassgelb gestrichen, und das französische Bett ist mit einer weißen Steppdecke zugedeckt. Ich gehe zum Fenster und sehe, dass es auf das blau leuchtende Rechteck des Swimmingpools zeigt.
    Hier kann ich schlafen.
    Das Badezimmer ist voll ausgestattet mit Handtüchern und Toilettenartikeln. Sogar eine neue Zahnbürste ist vorhanden. Ich streife die Trainingshose und das T-Shirt herunter, die Michael mir mitgebracht hat, dann beuge ich mich in dieDusche, um die Wasserhähne aufzudrehen. Bevor ich das tun kann, ertönen die Anfangsnoten von U2’s »Sunday, Bloody Sunday«. Ich werfe einen Blick auf das Display meines Mobiltelefons, und mein Puls beginnt augenblicklich zu rasen. Es ist eine Nummer in New Orleans, die ich nicht kenne. Nathan Malik?
    Ich nehme das Gespräch an und halte das Mobiltelefon gegen mein Ohr.
    »Dr. Ferry?«, sagt ein Mann, der ganz anders klingt als Dr. Malik.
    »Ja?«, frage ich vorsichtig.
    »Hier spricht John Kaiser vom fbi. Ich muss mit Ihnen über Nathan Malik reden.«

34
    L ebt er noch?«, frage ich ohne jeden vernünftigen Grund.
    Das Schweigen, das sich nach meiner Frage ausbreitet, scheint kein Ende nehmen zu wollen. Ich sitze auf der Kante von Michael Wells’ Kommode und warte darauf, dass Agent Kaiser mich von meiner gefährlichen mentalen Klippe stößt.
    »Warum stellen Sie mir diese Frage?«, erwidert er schließlich. »Haben Sie nicht noch heute Abend mit Dr. Malik gesprochen?«
    Seans Warnung, dass das Gericht Malik möglicherweise zum flüchtigen Mordverdächtigen erklären könnte, kommt mir mit all ihren Konsequenzen in den Sinn. »Ja«, gestehe ich. »Kurz.«
    »Sie wissen, dass Dr. Malik sich vorsätzlich der Überwachung entzogen hat und als flüchtiger Rechtsbrecher behandelt wird, sollte er Louisiana verlassen?« Zwei Dinge werden mir auf der Stelle bewusst. Erstens: Kaiser spricht für eineTonbandaufzeichnung, und zweitens: Sean hat Kaiser offensichtlich von unserer Unterhaltung erzählt. »Ja. Ich denke, das wissen Sie. Hat Malik Ihnen gegenüber angedeutet, wo er sich aufhält, als Sie miteinander gesprochen haben?«
    »Nein, aber das haben Sie inzwischen sicher herausgefunden.«
    Eine kurze Pause. »Er hat von einem öffentlichen Telefon aus West Bank, New Orleans, mit Ihnen telefoniert. Bis wir einen Wagen dort hatten, war er verschwunden.«
    »Tatsächlich?«, frage ich, während ich versuche, meine Gedanken zu sammeln. Es ist desorientierend, diesen Anruf nackt im Badezimmer von Michael Wells entgegenzunehmen. In meinem eigenen Haus oder auch nur in meinem Wagen käme ich besser damit zurecht. Doch eines weiß ich – wenn Malik auf der West Bank war, als er mich angerufen hat, kann er unmöglich auf DeSalle Island auf mich geschossen haben.
    »Dr. Ferry«, fährt Kaiser mit leiserer Stimme fort. »Sie haben mich gebeten, Sie Cat zu nennen. Darf ich das nun tun?«
    »Sicher«, sage ich, während ich mein T-Shirt wieder anziehe.
    »Ich muss rasch eine Reihe von Dingen mit Ihnen besprechen«, sagt Kaiser. »Ich möchte, dass Sie mir alles sagen, was Ihnen in den Sinn kommt, während wir reden. Gibt es einen Grund, aus dem Sie meinen, Sie wären nicht dazu in der Lage?«
    »Beispielsweise?«
    »Beispielsweise eine Art von Loyalität gegenüber Nathan Malik.«
    Meine Wangen brennen. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich den Mann nicht einmal kenne! Sie haben jedes Wort unserer Unterhaltung in seiner Praxis mitgehört!«
    »Das habe ich, doch es ist offensichtlich, dass irgendetwas Sie beide miteinander verbindet. Vielleicht hat es mit einem ähnlichen medizinischen Hintergrund zu tun.«
    Ich schließe die Augen, während ich überlege, wie viel Kaiser über mein Privatleben weiß. Hat Sean ihm erzählt, dass ich sexuell missbraucht wurde? »Bitte schießen Sie los mit Ihren Fragen, Agent Kaiser.«
    »In Ordnung. Sind Sie absolut sicher, dass Dr. Malik Sie niemals als Patientin behandelt hat?«
    »Absolut.«
    »Hat Sean Regan Ihnen erzählt, dass wir endlich eine Patientin Maliks gefunden haben, die bereit ist, mit uns zu reden?«
    »Nein.«
    »Sie empfindet genau wie seine anderen Patienten große Loyalität gegenüber Malik, doch sie musste sich aus seiner Gruppentherapie zurückziehen. Sie war zu belastend.«
    Das weckt mein Interesse, genau wie Kaiser es wahrscheinlich vorhergesehen hat. »Belastend?

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