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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Inwiefern?«
    »Offensichtlich arbeitet Malik mit mehreren Patienten im gleichen Raum. Das ist höchst unorthodox. Die Erfahrung, anderen Frauen dabei zuzuhören, wie sie ihre Missbrauchserlebnisse geschildert haben, führte bei dieser Frau zu akuten Panikattacken.«
    »Und?«
    »Nun … genau den gleichen Attacken, die Sie an den Tatorten erlitten haben.«
    »Nun hören Sie aber auf. Panikattacken können durch alles Mögliche hervorgerufen werden.«
    »Trotzdem. Malik hat mehrere Gruppen in Therapie. Seine Behandlungsprotokolle variieren je nachdem, was die einzelne Gruppe nach Maliks Einschätzung zu tolerieren imstande ist. Bei einigen benutzt er Medikamente, bei anderen nicht. In der Gruppe dieser Frau hat Malik aggressive Konfrontationen mit Familienmitgliedern ermutigt, die seine Patientinnen in der Kindheit missbraucht haben. Malik verglich diese Konfrontationen mit den Soloflügen von Flugschülern. Der letzte Schritt in die Freiheit und Unabhängigkeit. Wie dem auch sei, die Frau kam damit nicht zurecht und verließ die Gruppe. Wirfanden sie durch den Psychologen, der sie ursprünglich an Malik überwiesen hat.«
    »Das klingt alles sehr interessant, aber ich weiß nicht, was es mit mir zu tun hat.«
    Kaisers Seufzer klingt unendlich müde. »Cat, eine Menge Leute bei der Sonderkommission sind verdammt wütend auf Sie. Ich gehöre nicht dazu, ob Sie mir nun glauben oder nicht. Ich denke, Sie haben echten Einblick in diesen Fall. Vielleicht wissen Sie selbst gar nicht, wie weit dieser Einblick reicht. Ich weiß auch, dass Sie Sean Regan bei der Aufklärung eines Serienmordes, für die er die Lorbeeren alleine eingeheimst hat, sehr geholfen haben.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Sean selbst.«
    »Das ist schockierend.«
    »Er mag Sie wirklich, Cat. Außereheliche Affären sind für alle Beteiligten schwierig. Trotzdem, Sean hält Sie für ein Genie.«
    Schmeichelei ist immer das Erste, was Männer versuchen, wenn sie eine Frau manipulieren wollen. John Kaiser bildet da keine Ausnahme. Die Drohung kommt später. »Ich bin kein Genie. Ich bin lediglich zwanghaft.«
    »Was auch immer. Sean hat mir berichtet, jemand hätte heute Abend versucht, Sie zu ermorden.«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer es war?«
    »Nein.«
    »Ist das Ihre Gary-Cooper-Imitation?«
    Ich kann nicht anders, ich muss grinsen. »Nein.«
    »Glauben Sie, dass der Anschlag auf Sie in irgendeiner Weise mit den Morden in New Orleans in Verbindung steht? Oder mit Ihrer Arbeit an diesen Fällen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin wegen einer anderen Angelegenheit hier oben. Eine persönliche Geschichte.«
    »Eine persönliche Geschichte.« Kaiser denkt darüber nach. »Sind Sie absolut sicher, dass diese Geschichte nichts mit den Morden in New Orleans zu tun hat?«
    »Absolut sicher kann man niemals sein, Agent Kaiser. Aber ich bin ziemlich sicher.«
    »Haben Sie Malik von dem Mordanschlag erzählt?«
    »Ja.«
    »War Malik der Meinung, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und den Morden in New Orleans gibt?«
    In mir ist plötzlich das Gefühl, als hätte Kaiser jedes Wort meiner letzten Unterhaltung mit Malik auf Band und als wollte er mit seinen Fragen nur meine Ehrlichkeit auf die Probe stellen. »Ich habe ihm genau diese Frage gestellt. Seine Antwort lautete Ja und Nein.«
    »Cat, ich möchte Sie zurück in New Orleans. Sie spielen irgendeine Rolle bei diesen Morden. Das sehen Sie doch sicherlich auch?«
    In Kaisers Stimme ist eine Ernsthaftigkeit, die mir verrät, dass er sich tatsächlich Sorgen um mich macht. »Ich räume ein, dass Malik irgendwie auf mich fixiert zu sein scheint, okay? Aber wenn er mich heute Abend von der West Bank in New Orleans aus angerufen hat, dann kann er unmöglich dreißig Minuten vorher auf DeSalle Island auf mich geschossen haben. Das ist vollkommen unmöglich.«
    »Ich bin nicht sicher, womit wir es hier zu tun haben«, gesteht Kaiser. »Aber ich weiß, dass Nathan Malik in die Morde verwickelt ist.«
    »Er weiß wahrscheinlich mehr, als er erzählt«, antworte ich. »Falls Sie erfahren wollen, was er weiß, dann besteht eine viel größere Chance, dass ich es herausfinde, wenn ich allein mit ihm rede, als wenn Sie lauschen.«
    »Haben Sie vor, erneut mit Malik zu sprechen?«
    »Wenn er mich anruft.«
    »Hm.«
    Ich kriege allmählich das Gefühl, dass Kaiser diese Ermittlungen auf seine Weise führen will, während seine Kollegen von der Sonderkommission eine striktere Vorgehensweise

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