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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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so ist es.«
    »Die gute Nachricht ist, dass deine Therapeutin – wie heißt sie gleich? Dr. Goldman? – jetzt, nachdem du weißt, dass du missbraucht wurdest, imstande sein müsste, echte Fortschritte mit dir zu erzielen.«
    »Vielleicht. Aber im Augenblick möchte ich eigentlich nur so tun, als wäre es nie passiert. Selbst wenn es die Antwort auf alles ist, will ich nicht daran denken.«
    »Wer würde das schon wollen? Das ist eine ganz normale Reaktion.« Michael steht auf und fängt an, den Tisch abzuräumen. »Ich mache mir ehrlich gesagt viel mehr Gedanken wegen dieses Mordfalls, an dem du arbeitest. Ich meine, irgendjemand hat heute Nacht versucht, dir das Licht auszublasen.«
    Ich trage die Gläser zum Spülbecken, und er macht sich daran, die Teller abzuwaschen, um sie in den Geschirrspüler zu stecken. »Ich bin nicht sicher, dass es irgendetwas mit dem Mordfall zu tun hat«, sage ich.
    »Was denn sonst? Diese Enthüllungen von Missbrauch? Dein Vater ist schließlich seit zwanzig Jahren tot.«
    »Und was ist mit Vietnam?«
    »Du meinst, irgendjemand versucht zu verhindern, dass dreißig Jahre zurückliegende Gräueltaten ans Licht kommen? Du hast gesagt, Jesse Billups hätte in einer ganz anderen Einheit gedient als dein Vater. Ich glaube nicht, dass es damit zusammenhängt, Cat.«
    »Aber was dann?«
    »Ich denke, die Morde in New Orleans stehen irgendwie mit deinem Leben hier in Natchez in Verbindung. Mit deiner Vergangenheit. Vielleicht sogar mit deinem Missbrauch, auch wenn ich nicht sehen kann, wie. Doch sexueller Missbrauch ist das, was beide Fälle miteinander verbindet.«
    Es ist eine eigenartig vertraute Situation, in einer Küche zu stehen und mit einem Mann Theorien über einen Mordfall durchzukauen. Nur, dass der Mann, mit dem ich es tue, nicht vertraut ist.
    »Sowohl Pearlie als auch Louise haben dir gesagt, dass Tom Cage der Arzt deines Vaters hier in der Stadt war. Tom praktiziert seit mehr als vierzig Jahren, und er ist ein fabelhafter Bursche. Du solltest mit ihm über diesen Vietnam-Kram reden. Kennst du ihn?«
    Vor mir sehe ich das Bild eines groß gewachsenen Mannes mit einem grau-weißen Bart und funkelnden Augen. »Ich habe ich schon mal gesehen. Ich glaube, er mag meinen Großvater nicht besonders.«
    »Das überrascht mich nun wirklich nicht. Tom Cage ist das genaue Gegenteil von deinem Großvater. Er hat nie auch nur den geringsten Wert darauf gelegt, Geld zu machen. Er behandelt kranke Menschen, das ist alles. Ich rufe ihn gerne für dich an, wenn du möchtest, und vereinbare ein Treffen.«
    »Vielleicht morgen.«
    Michael schaltet den Geschirrspüler ein, dann nimmt er eine Schale Blue-Bell-Eiskrem aus dem Gefrierschrank und macht sich daran, den Inhalt auf zwei Schalen zu verteilen. »Das ist meine Belohnung dafür, dass ich heute Nacht eine gute Tat vollbracht habe«, sagt er mit einem Lächeln. »Ich habe nicht gefragt, ob du auch welche magst, weil ich wusste, dass du Nein sagen würdest. Ich muss morgen früh eine Extra-Meile laufen.«
    »Ich schätze, ich hatte mein Training bereits heute Nacht.«
    »Zweifellos. Hey, wer wusste eigentlich davon, dass du zu dieser Insel fahren wolltest?«
    Ich denke darüber nach, während wir zum Esstisch zurückkehren. »Pearlie. Mein Großvater und sein Fahrer. Wahrscheinlich hat es einer von ihnen Mom erzählt, nachdem ich weg war. Ich schätze, Mose, der Gärtner, könnte es ebenfalls erfahren haben.«
    Michael rührt langsam in seiner Eiskrem. »Nachdem du erst auf der Insel warst, hat sich die Nachricht von deiner Anwesenheit wahrscheinlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Trotzdem glaube ich nicht, dass irgendjemand von der Insel versucht hat, dich zu töten. Ich glaube eher, jemand ist dir gefolgt oder hat irgendwie erfahren, wo du bist.«
    »Ich verstehe das nicht. Wem könnte es nützen, mich zu töten?«
    » Nützen ist ein relativer Begriff. Was hat es genützt, die anderen fünf Opfer zu ermorden?«
    »Du hast Recht. Wenn ich das wüsste, hätte ich den Fall schon gelöst.«
    »Ich weiß, dass du glaubst, dieser Dr. Malik wäre nicht der Killer. Aber du bist im Augenblick nicht stabil genug, um eine derartige Einschätzung abzugeben.«
    »Ich weiß. Sobald ich runter bin von meinen Medikamenten, fühle ich mich viel lebendiger und im Hier und Jetzt, doch ich zahle einen Preis dafür. Mein Gedächtnis und meine Logik leiden definitiv darunter. Vielleicht kommt beides zurück, wenn ich völlig entwöhnt bin.«
    »Malik steht

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