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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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tot.«

61
    B ill beobachtet mich hasserfüllt, während ich den Cadillac über eine Piste steuere, die größtenteils aus Schlamm besteht. Immer wieder bricht das Heck des Wagens aus und zwingt mich, langsamer zu fahren. Trotzdem erscheint mir die Straße heute viel zu kurz. Als vor mir der Niedrigwasserdamm auftaucht, der hinüber zur Insel führt, deutet Billy Neal auf die Bäume zu unserer Rechten.
    »Los, da hinein. Der Untergrund ist fest genug. Ein Stück voraus liegt eine kleine Lichtung.«
    »Woher weißt du das?«, frage ich, während ich den Cadillac über die Stelle steuere, wo ich den Audi bei meinem letzten Besuch geparkt habe.
    Billy grinst gepresst. »Dort hab ich geparkt, als ich dir kürzlich gefolgt bin.«
    »Du hast mich in den Fluss gejagt?«
    »Wer, glaubst du, soll es sonst gewesen sein? Jesse Billups? Dieser Feigling würde im Sturm nicht mal dann auf den Fluss rausfahren, wenn sein Leben davon abhängt.«
    »Hat mein Großvater dich damals geschickt, um mich zu erledigen?«
    Billys Grinsen verblasst. »Was spielt es schon für eine Rolle? Fahr da drüben hin und halt an.«
    Vor uns hat sich eine Lichtung geöffnet. Zwischen den Bäumen ist reichlich Platz für den Cadillac, und das Blätterdach schützt uns vor der vollen Wucht des Regens. Billy greift zu mir herüber und stellt den Motor ab. Bald darauf höre ich nur noch das Knacken der abkühlenden Maschine und das sanfte Platschen von Wassertropfen auf das Blech.
    »Nett hier, wie?«, fragt Billy.
    »Ich dachte, du wolltest uns auf dem Damm erledigen?«
    »Hast du es eilig?« Er richtet die Waffe auf mich. »Dreh dich zum Fenster. Nimm die Hände auf den Rücken.«
    »Warum?«
    Er rammt mir den Lauf der Pistole unter den Kiefer. »Tu, was ich sage.«
    »Du kannst mich nicht erschießen. Du willst doch, dass es wie ein Unfall aussieht.«
    »Du hast Recht, ich würde es lieber vermeiden. Aber es macht mir überhaupt nichts aus, deine klugscheißerische Nigger-Amme abzuknallen. Niemand wird sich wegen dieser vertrockneten alten Schachtel aufregen.«
    Wird er Pearlie erschießen? Ja. Aber wenn ich zulasse, dass er meine Hände fesselt, welche Chance habe ich dann noch, uns zu retten? Eine kleine … Wenn er mich allerdings mit denHänden ans Lenkrad fesselt, bin ich in Schwierigkeiten. Kann er das tun? Jetzt schon? Er muss schließlich den Wagen noch irgendwie auf den Damm fahren …
    Es mag das Dümmste sein, was ich in meinem Leben getan habe, doch ich drehe mich um und schaue zum Fenster. Ich erwarte ein Seil, genau wie ich es bei Pearlie im Kofferraum gesehen habe; dann ertönt ein leises metallisches Klimpern, und Stahlbänder schließen sich um meine Handgelenke.
    Scheiße! Wenn ich mit den Handschellen ins Wasser gehe, wird es ernst.
    Billy steigt aus dem Wagen. Im ersten Moment denke ich, dass er Pearlie aus dem Kofferraum holen will, doch dann fängt er an, seine Jeans aufzuknöpfen. Ich wende mich ab in der Erwartung, ihn urinieren zu hören, doch stattdessen vernehme ich das Geräusch von Stoff gegen Fleisch. Dann lehnt er sich gegen die offene Tür.
    »He«, sagt er. »Sieh her.«
    Ich wende mich um. Er trägt schwarze zweiteilige Unterwäsche, und seine Augen leuchten.
    »Was soll das werden?«, frage ich.
    »Was denkst du?« Ein grausiges Grinsen. »Ich will eine Kostprobe von dem, was der Boss gehabt hat.«
    Er zieht seine Unterwäsche aus und steigt wieder in den Wagen ein. Die Waffe in der Linken spielt er mit der Rechten an sich selbst, während er sich setzt. »Du hast einen geilen Arsch, so viel steht fest. Und du hast keine Verwendung mehr dafür, wenn der heutige Tag vorbei ist. Also kann ich ihn mir genauso gut noch mal vornehmen, oder? Niemand wird etwas erfahren. Bleibt schließlich alles in der Familie, eh?«
    Mein Herz flattert plötzlich wie bei einem in Panik geratenen Vogel, der im Käfig gefangen ist und seine Schwingen zerfetzt. Mit den Handschellen hat Billy Neal mich in jenes hilflose kleine Mädchen zurückverwandelt, das ich war, wenn mein Großvater mich vergewaltigt hat.
    »Los, streck die Beine über den Sitz«, befiehlt Billy. »Ziehen wir dir die Jeans aus.«
    Ich schüttele den Kopf.
    Das glasige Leuchten in seinen Augen wird noch heller. »Dann steige ich eben aus und jage vier Kugeln in den Kofferraum.«
    »Du wirst Pearlie sowieso töten.«
    »Zugegeben. Aber besser später als früher, oder?«
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Meine Synapsen scheinen nicht mehr vernünftig zu feuern.
    »Es

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