Bisswunden
ist die menschliche Natur, ganz einfach«, sagt Billy, während er an sich spielt, bis er eine Erektion hat. »Die Menschen tun einfach alles, wovon sie glauben, dass es sie fünf Minuten länger am Leben erhält. Die Nazis wussten das. Sie haben es benutzt, um die Menschen zu kontrollieren. Bis zu dem Augenblick, wenn sie hinter ihnen die Türen der Gaskammern zugeworfen haben.«
»Du bist ein großer Fan der Nazis, wie?«
Er lacht. »Los, streck deine verdammten Beine aus!«
Billy hat Recht. Ich will jede Sekunde leben, die ich kann. Jede Sekunde länger ist eine neue Chance zur Flucht. Die Ironie ist exquisit. Mein ganzes Leben lang habe ich mit dem Gedanken an Selbstmord geflirtet, und jetzt sitze ich hier und wünsche mir nichts weiter als ein paar zusätzliche Augenblicke Sonnenlicht und Luft. Ich bin nur deswegen noch am Leben, weil dieser Mann Sex mit mir haben will. Und wenn ich mich zu heftig widersetze, wird er mich erschießen.
Billys Grinsen ist irre. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, an die du vielleicht nicht gedacht hast. Ich kann dich zuerst erschießen und dann ficken. Du wärst immer noch hübsch warm.«
Mein Mund wird trocken.
»Ich würde es zwar andersherum vorziehen, aber es ist deine Entscheidung.«
Wenn er mich zuerst erschießt, spüre ich wenigstens nicht,wie ich vergewaltigt werde. Ich würde nichts davon wissen. Doch dann dämmert mir: Ich muss es sowieso nicht spüren. Das ist der eine magische Trick, den ich als Kind gelernt habe – Dissoziation. Billy Neal kann mit mir tun und lassen, was er will, und ich kann ihm von der Galerie herunter dabei zusehen. Ein körperloser, unbeteiligter Beobachter.
»Ich schätze, du hast deine Entscheidung getroffen«, sagt er und steigt aus dem Wagen. »Die Nigger-Amme wird für deinen Stolz bezahlen.«
»Warte!«, rufe ich und strecke meine Beine gehorsam über die Vordersitze aus.
Er beugt sich in den Wagen hinunter, greift mit einer Hand nach meinem Gürtel und löst ihn. Dann öffnet er den Reißverschluss, gräbt seine Finger in den offenen Hosenschlitz und reißt brutal daran, bis meine Beine größtenteils nackt sind.
»Los, tritt sie runter«, befiehlt er schwer atmend von der Anstrengung.
Ich gehorche, als würde seine Stimme meine Gliedmaßen kontrollieren.
Er wirft meine Jeans auf den Rücksitz; dann richtet er die Pistole auf mein Gesicht und zerreißt mir das Höschen.
Es ist schon unheimlich, wie schnell ich von dem dissoziiere, was mit meinem Körper geschieht. Ich beobachte mich auf die gleiche Weise, wie ich die Figuren in einem Film beobachte – fasziniert und in kritischer Distanz zugleich. Ich habe sogar meine Liebhaber gebeten, dieses Szenario mit mir zu spielen: Vergewaltigung als Vergnügen. Viele normale Frauen haben wahrscheinlich das gleiche Spiel gespielt. Ich habe Männer gebeten, mich zu fesseln und zu würgen und zu schlagen. Und jetzt, wo es tatsächlich passiert, ist der Unterschied zu dem gespielten Akt gar nicht mehr so groß. Er sollte es eigentlich sein, das weiß ich. Er wäre es auch für eine normale Frau.
Nicht für mich.
Würden viele Frauen eine Vergewaltigung erdulden, um ein wenig länger zu leben? Oder würden sie bis zum letztenAtemzug kämpfen, um ihre so genannte Ehre zu verteidigen? Kämpfen wird Billy Neal nicht an seinem Vorhaben hindern. Es führt nur dazu, dass er mir noch mehr Schmerzen zufügt. Außerdem – was macht es schon aus, wenn ich noch einmal mehr vergewaltigt werde? Ich wurde so häufig vergewaltigt, dass ein weiterer Akt der Gewalt überhaupt keine Bedeutung für mich hat. Ich verstehe jetzt, dass ich sogar als Erwachsene noch vergewaltigt worden bin. Selbst wenn ich Ja gesagt habe, hat mich irgendetwas jenseits meines Begriffsvermögens dazu getrieben, die einzige Art von sexueller Vereinigung zu wiederholen, die ich kannte.
»Ich weiß Bescheid über Frauen wie dich«, sagt Billy, während er mich über den Sitz zieht, bis ich nach vorne zu liegen komme wie eine Beifahrerin auf einer Sonntagsfahrt. »Frauen, die jung zugeritten wurden. Frauen wie du wissen, wie man einem Mann Freude macht. Sie sind besser darin als eine Thai-Nutte.«
Er kniet vor mir auf dem Boden und wechselt die Pistole in die linke Hand. Mit der rechten Hand pumpt er seinen Penis, bis er hart geschwollen und rot ist. Der Anblick ist bizarr und dennoch vertraut: Ein Mann, den ich kaum kenne, steht im Begriff, in mich einzudringen. Es ist häufiger geschehen, als ich mich erinnern
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