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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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will.
    »Bist du feucht?«, fragt er und streckt die Hand prüfend zwischen meine Beine wie ein Mechaniker, der den Ölstand eines Motors kontrolliert. »Scheiße.« Er spuckt sich in die Handfläche und beschmiert seinen Penis mit dem Speichel. Dann spuckt er sich auf die Finger und schiebt sie in mich. »Das wär’s«, murmelt er vor sich hin. »Jetzt kommen wir der Sache näher.«
    Taubheit breitet sich in mir aus wie ein Narkotikum und maskiert jedes Gefühl außer dem plötzlichen, ruckhaften Akt der Penetration. Doch auch das macht mir nichts aus. Es ist nicht mehr als eine Wiederholung, ein Ritual, eine Rolle, die ich zu spielen gelernt habe, bevor ich irgendetwas anderes beigebracht bekam.
    Doch diesmal ist es anders. Dieser Mann hier will mich nicht nur benutzen. Er will mich töten. Wie die Männer in der Einheit meines Vaters, die White Tigers, die sich als Belohnung Mädchen aus den Dörfern gekidnappt haben, um sie die ganze Nacht hindurch zu vergewaltigen und anschließend zu erschießen, um sie am Reden zu hindern.
    Diese Mädchen sind meine toten Schwestern.
    Irgendetwas Metallisches knallt hinter mir, und für einen Augenblick bin ich zurück in der Gegenwart und sehne mich nach der alten Frau, die voller Todesangst im Kofferraum liegt. Doch Pearlie Washington muss jetzt allein mit ihrer Bürde zurechtkommen. In gewisser Weise ist sie diejenige von uns beiden, die mehr Glück hatte.
    »Ja …«, grunzt Billy und stößt mit der Wucht eines Zimmermanns in mich hinein, der Nägel in Bohlen schlägt. »Das ist gut … aaah.«
    Gut? Ist das gut? Diese Worte habe ich schon früher gehört. Doch sie ergeben keinen Sinn. Wie kann das gut sein? Und trotzdem sagt er mir, dass es gut ist, dass ich gut bin … und wichtiger noch, dass ich etwas Besonderes bin. Das ist gut. Ich will etwas Besonderes sein …
    »Du bist zu weit hinten …«, stöhnt er und stößt noch härter zu. »Los, rutsch runter, bis zur Sitzkante …«
    Ich gehorche.
    Pearlie hämmert weiter gegen den Kofferraumdeckel, ein bemitleidendes Geräusch, das schwächer und schwächer wird – wie der Todeskampf eines Erfrierenden. Ich stelle mir vor, dass sie betet, obwohl ich nicht weiß, warum. Als ich das letzte Mal von ihr weggegangen bin, hat sie gesagt, dass ich es vielleicht mit Gottes Hilfe schaffen würde. Doch Gott wird mir nicht helfen. Das habe ich schon immer gewusst.
    Wasser fällt mir ins Gesicht. Zuerst glaube ich, es wäre Regen, der irgendwie in den Wagen leckt, doch es ist Billy Neals Schweiß, der auf mich heruntertropft. Er schiebt meine Bluse hoch und reißt meinen BH herunter, bis meine Brüste entblößtsind. »Ja«, sagt er mit rauer Stimme, indem er sie derb knetet. »Scheiße. Jaaa.«
    Sein Mund ist zu einer Grimasse verzerrt, als verursachte ihm der Akt körperliche Schmerzen. Sein Atem ist schlecht genug, um meine Trance zu penetrieren. Ich erkenne auch die Ursache … seine Zähne sind in schlechter Verfassung. Er stößt wild mit den Hüften in mich hinein, hämmert mich gegen das Sitzpolster, und seine Nackenmuskeln sind so gespannt, als würde er Gewichte heben. Seine Halsvenen treten hervor wie zwei Schläuche, die so prall gefüllt sind, dass sie jeden Augenblick platzen. Ich bin nicht sicher, ob es der Anblick dieser Adern ist oder die Nähe seiner Zähne, die mich endgültig aus meiner Trance reißt, doch es muss eins von beiden sein. Weil mein Verstand ohne Vorwarnung mitten in sein wildes Stoßen hinein sehr schnell und mit klinischer Präzision zu arbeiten beginnt.
    Der Kaumuskel des Kiefers ist der stärkste Muskel im menschlichen Körper. Er kann einen Druck von vierzehn Kilogramm pro Quadratzentimeter Bisskraft erzeugen.
    Ein halbes Kilo pro Quadratzentimeter reicht aus, um ein menschliches Ohr abzutrennen. Das habe ich während meiner Zeit im Emergency Room gelernt, als ich noch an der Universität war.
    Was können vierzehn Kilogramm pro Quadratzentimeter mit einem menschlichen Hals anrichten, wenn sie einen Mund voller scharfer Zähne in die Haut treiben? Diese Frage wird plötzlich hochinteressant für mich, weil Billy Neals Hals frei und ungeschützt direkt über mir liegt und seine Adern so deutlich hervortreten von der heftigen Anstrengung, mit der er mich penetriert. Ein Höhlenmensch könnte mir die Antwort verraten. Nägel und Zähne waren die ersten scharfen Waffen, die Homo sapiens jemals eingesetzt hat. Das erzähle ich jedem Detective vom Morddezernat, wenn ich ihn über mein

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