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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Cayman Islands, inLiechtenstein, überall auf der Welt. Und jetzt, nachdem deine wirre Tante sich selbst den Rest gegeben hat, sind du und deine Mutter die beiden einzigen lebenden Erben im Testament des Alten. Soll man das glauben?«
    Ich glaube ihm jedes Wort. Großvater mag sich Söhne gewünscht haben, doch nichts würde ihn dazu bewegen können, auch nur einen Dollar außerhalb der legitimen Familie zu vermachen, nicht einmal an wohltätige Einrichtungen, solange er keine Gegenleistung bekommt.
    »Er hat sich in letzter Zeit mehr und mehr auf mich verlassen«, sagt Billy. »Und er hat gesehen, zu was ich imstande bin. Während du nichts als Scherereien verursacht hast. Du bist nur noch eine Belastung. Wenn du verschwindest, wird er aufatmen.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Billy sieht mich überrascht an, nickt jedoch zufrieden, als er seine Intuition bestätigt sieht.
    Der Highway 61 erstreckt sich vor uns, schlängelt sich durch die Hardwood-Wälder und führt uns immer weiter nach Süden. Im Südosten braut sich eine graue Wolkenmasse zusammen. Würden wir weiter nach Baton Rouge fahren, würden wir wahrscheinlich nichts davon abkriegen, doch der Hauptteil des Unwetters scheint sich über dem Fluss zu bilden, ungefähr dort, wo das Angola State Penitentiary liegt.
    Wie passend, denke ich, dass mein letzter Auftritt im Regen stattfindet.
    Wir sind seit zehn Meilen auf der Angola Road, als der Regen einsetzt. Das Geräusch des Regens auf dem Blech des Cadillac versetzt mich halbwegs in die Trance, die ich bereits kennen gelernt habe, bevor ich richtig denken konnte. Billy Neal scheint den Regen für ein gutes Omen zu halten. Er grinst zufrieden und stellt einen Country-Sender im Radio ein.
    »Magst du Regen?«, frage ich.
    »Heute schon.«
    »Warum ausgerechnet heute?«
    Er dreht sich zu mir und schürzt die Lippen, als wäre er unschlüssig, ob er mich einweihen soll oder nicht. »Weil du heute ersaufen wirst, Schwester .«
    Das erscheint mir so absurd, dass ich fast laut auflache. »Wie das?«
    »Du wirst vom Damm nach DeSalle Island abkommen.«
    Ist das alles, was Billy Neal einfällt? Wenn er mich in diesem Wagen ins alte Flussbett steuert, kann ich mich und Pearlie zum Ufer retten, ohne auch nur in Schweiß auszubrechen …
    »Ich sehe, wie du denkst«, sagt er. »Keine Sorge, ich weiß Bescheid über deine Tauchtalente. Du wirst viel zu lange am Grund festhängen, um dich zu retten.«
    »Wenn du mich fesselst, sieht es nicht nach einem Unfall aus.«
    Er grinst erneut sein geheimnistuerisches Grinsen. »Du bist nicht die Einzige, die gut schwimmen kann. Wenn du zwanzig Minuten unten bist, komme ich hinterher und nehm dir die Fesseln ab. Ganz einfach, Schwester. Eine besoffene Manisch-Depressive und ihre Nigger-Amme kommen in einem Gewitter vom Damm ab und fallen in den Fluss. Ein glasklarer Fall für die Polizei.«
    »Ich bin aber nicht betrunken.«
    »Keine Sorge, du wirst es sein.« Er öffnet das Handschuhfach und nimmt eine Halbliterflasche Taaka Wodka hervor. »Das hier hab ich im Sklavenquartier gefunden. Schätze, deine Mama mag ebenfalls Wodka.« Er schraubt die Flasche auf und hält sie mir hin. »Trink!«
    »Nein, danke.«
    »Nicht deine Kragenweite, wie?« Er drückt mir den Lauf seiner Pistole gegen die Schläfe. »Trink.«
    »Ich kann nicht. Ich bin schwanger!«
    »Schwanger?« Er lacht aus voller Brust. »Scheiße, du bist in einer Stunde tot!«
    »Das hast du schon gesagt.«
    Der Schlag mit dem Lauf der Pistole kommt so unerwartet und heftig, dass mir für eine Sekunde schwarz vor Augen wird. Ich spüre, wie ich die Kontrolle über den Wagen zu verlieren drohe, doch es gelingt mir, ihn wieder einzufangen.
    »Du wirst das hier trinken, verdammt!«, befiehlt er.
    »Nein.«
    Er spannt sich, um mich erneut zu schlagen, als der Abzweig zur Insel in Sicht kommt. »Da.«
    »Los«, befiehlt er. »Abbiegen.«
    Direkt vor uns verlässt eine schmale Geröllpiste die Straße und führt in dichten Wald. Wie oft bin ich als kleines Mädchen über diese Piste gefahren, voller Angst, es könnte regnen, wenn wir die Insel erreichen, ohnmächtig und ausgeliefert und nicht imstande, die Fahrt abzubrechen?
    Dreißig Jahre später hat der Kreis sich geschlossen.
    Billy Neal nimmt einen Schluck aus der Wodkaflasche, dann schraubt er den Deckel wieder auf und wirft die Flasche auf die Rückbank hinter uns.
    »Du wirst dieses Zeug trinken«, sagt er. »Oder ich schlag die Nigger-Amme vor deinen Augen

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