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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Andeutung von einem Konflikt darin. »Wenn du mich fragst, ob ich denke, Luke wäre zum Selbstmord imstande gewesen, lautet meine Antwort Ja. Er litt einen großen Teil der Zeit an schweren Depressionen. Doch in jener Nacht … Es war alles ganz genauso, wie ich es gesagt habe. Er starb in dem Versuch, sein Heim und seine Familie zu schützen. Das rechne ich dem Jungen hoch an.«
    Erst als ich ausatme, wird mir bewusst, wie lange ich die Luft angehalten habe. Ich spüre eine solche Erleichterung, dass es einer fast übermenschlichen Willensanstrengung bedarf, um nicht aufzustehen und einen Schluck Wodka aus der Flasche im Sideboard zu nehmen. Stattdessen erhebe ich mich gemessen und sammle meine Faxseiten vom Tisch.
    »Du hebst kaum noch Geld von deinem Treuhandfonds ab«, bemerkt Großvater. »Gibst du etwa nichts mehr aus?«
    Ich zucke die Schultern. »Ich mag es, mein eigenes Geld zu verdienen.«
    »Ich wünschte, der Rest der Familie würde sich ein Beispiel daran nehmen.«
    Ich nehme diese Bemerkung als das, was sie ist, nämlich eine kaum verhüllte Beleidigung an die Adresse meiner Mutter und meiner Tante und mehr noch, an die meines Vaters.»Du mochtest ihn wirklich nicht, stimmt’s? Dad, meine ich. Sag die Wahrheit, Großvater.«
    Er blinzelt nicht einmal, als er antwortet. »Ich denke nicht, dass ich ein Geheimnis daraus gemacht habe. Vielleicht hätte ich deinem Vater eine Chance geben sollen, aber ich bin nun mal kein Heuchler.«
    »Warum mochtest du ihn nicht? Hat einfach nur die Chemie nicht gestimmt?«
    »Es lag am Krieg, nehme ich an. Lukes Krieg. Vietnam. Seine mentalen Probleme, schätze ich.«
    »Er wurde ebenfalls verwundet, genau wie du.« Ich erinnere mich gut an die Narben auf Vaters Rücken, verursacht durch Splitter von einem Artillerie-Blindgänger, den der Vietkong mit einer Sprengfalle versehen hatte. Mir lief immer ein Schauer über den Rücken, wenn Daddy das Hemd auszog.
    »Lukes körperliche Verwundung war nicht das Problem, Catherine.«
    »Du weißt doch gar nicht, was er in Vietnam durchgemacht hat!«, rufe ich aufgebracht, auch wenn ich selbst es ebenfalls nicht weiß.
    »Das stimmt«, räumt Großvater ein. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe ein paar Dinge mitgehört, die du zu ihm gesagt hast. Dass Vietnam kein richtiger Krieg gewesen wäre. Dass es nicht annähernd so schlimm gewesen wäre wie Iwo oder Guadalcanal.«
    Er starrt mich neugierig an, verwundert, dass ein achtjähriges Kind sich daran erinnern konnte. »Ich habe diese Dinge gesagt, Catherine. Und in der Zeit seither ist mir bewusst geworden, dass ich mich vielleicht geirrt habe. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Vietnam war eine andere Art von Krieg, und das war mir damals nicht klar. Aber bei Gott, ich habe Dinge gesehen im Pazifik, wie sie schlimmer nicht vorstellbar wären, und ich habe mich davon nicht betäuben lassen! Einige andere schon – gute Männer sogar –, und ich schätze, dass Luke vielleicht so war wie sie. Kriegsneurose, haben esdie Ärzte damals genannt. Oder Explosionstrauma. Wir nannten es, fürchte ich …«
    »Gelb!«, beende ich seinen Satz und versuche, den aufsteigenden Emotionen zu widerstehen. Meine Wangen brennen. »Warum hast du Daddy nicht erzählt, dass du gute Männer gesehen hast, die sich genauso verhalten haben wie er? Du hast ihm ins Gesicht gesagt, dass du ihn für einen Gelben hältst! Ich habe es gehört! Ich wusste damals nicht, was das bedeutet, aber ich habe es später erfahren.«
    Großvater verschränkt die immer noch kraftvollen Hände und fixiert mich mit einem Blick, in dem nicht eine Spur von Reue steht. »Hör mir zu, Catherine. Vielleicht war ich zu hart zu deinem Vater. Aber irgendwann spielt es keine Rolle mehr, was man alles durchgemacht hat. Man muss sich am Riemen reißen und weiterleben. Weil nämlich eines sicher ist – niemand sonst tut es für einen. Die Aufgabe deines Vaters war es, für dich und deine Mutter zu sorgen, und darin hat er ganz erbärmlich versagt.«
    Mir fehlen fast die Worte vor Empörung. »Wolltest du überhaupt, dass er Erfolg hat?«
    »Was willst du damit sagen? Ich habe ihm nacheinander drei unterschiedliche Jobs gegeben, und er kam nicht mit einem davon zurecht.«
    »Wie konnte er auch? Du hast ihn verachtet! Und hast du es nicht geradezu genossen, dass du der große Mann warst, der für jedermanns Essen und das Dach über dem Kopf gezahlt hat? Der uns alle kontrolliert hat?«
    Er sinkt tiefer in seinen Lehnsessel, und seine

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