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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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hatte gehofft, heute um das Valium herumzukommen, doch ich brauche doch noch eins für die Fahrt nach New Orleans. »Ganz sicher.«
    Er wirft einen letzten Blick auf sein Modell; dann trägt er es zurück zum Waffensafe. Während er mir den Rücken zuwendet, nehme ich eine Pille aus der Tasche und schlucke sie trocken. Bis mein Großvater wieder auf dem Sessel sitzt, ist sie in meinem Magen angekommen.
    »Erzähl mir von der Nacht, in der mein Vater gestorben ist.«
    Großvaters Augenlider scheinen mit einem Mal schwer zu werden. »Ich habe dir diese Geschichte schon wenigstens ein Dutzend Mal erzählt.«
    »Lass mir doch meinen Willen. Erzähl es mir noch einmal.«
    »Du denkst an das Blut, das du in deinem Zimmer gefunden hast, wie?« Er hebt sein Glas an den Mund und trinkt einen weiteren Schluck von seinem Scotch. »Es war spät am Abend. Ich habe hier in der Bibliothek gesessen und gelesen. Deine Großmutter war oben; sie litt an Unterleibsschmerzen. Pearlie war bei ihr. Ich hörte ein Geräusch hinter dem Haus. Ein metallisches Geräusch. Ein Herumtreiber hatte ein Metallfass umgestoßen, draußen im Patio, im Rosengarten.«
    »Hast du es gesehen?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich fand das Fass, als ich nach draußen ging.«
    »Warst du bewaffnet?«
    »Ja. Ich nahm einen Smith & Wesson .38 mit nach draußen.«
    »Was war in dem Fass?«
    »Pestizid, für die Rosen. Es war ein schweres Fass, also dachte ich, ein Hirsch hätte sich erschreckt, während er an den Rosen fraß, und hätte es umgestoßen.«
    »Warum hast du nicht die Polizei gerufen?«
    Er zuckt die Schultern. »Ich dachte, ich könnte selbst damit fertig werden. Dein Vater stand draußen vor eurem Haus. Ich dachte, er wäre zur Insel gefahren, aber er war in der Scheune und hatte an einer seiner Skulpturen gearbeitet. Er hatte ebenfalls etwas gehört. Luke hielt einen alten Remington-Karabiner in der Hand, den er aus Vietnam mitgebracht hatte.«
    »Den Karabiner, der bei uns über dem Kamin hing?«
    »Ja. Ein Remington 700.«
    »Also ist er ins Haus gegangen, um seinen Karabiner zu holen?«
    »Dem Anschein nach, ja.«
    »Und dann?«
    »Wir haben uns getrennt. Ich bin hinter Pearlies Haus nachsehen gegangen, und Luke hat hinter eurem Haus gesucht. Ich war hinter Pearlies Haus, als ich den Schuss hörte. Ich rannte nach vorn zum Garten und fand Luke tot unter dem Baum liegen. Ein Schuss in die Brust.«
    »Bist du sicher, dass er schon tot war, Großvater? Hast du seinen Puls überprüft?«
    »Ich habe ein Jahr im Pazifik gekämpft, Catherine. Ich weiß, wenn jemand von einem Schuss auf der Stelle getötet wurde, wenn ich die Wunde sehe.«
    »Hast du den Eindringling gesehen?«
    »Du weißt, dass ich ihn gesehen habe.«
    »Erzähl mir bitte nur, was du gesehen hast.«
    »Ein Mann, der zwischen den Bäumen hindurch nach Brookwood gelaufen ist.«
    »Hast du ihn gejagt?«
    »Nein. Ich bin ins Haus gelaufen, um mich zu überzeugen, dass du und Gwen in Ordnung waren.«
    Ich versuche mir die Szene vorzustellen. »Und? Waren wir?«
    »Deine Mutter hat geschlafen, aber du warst nicht in deinem Bett.«
    »Was hast du dann getan?«
    Er schloss die Augen, während er weiter erzählte. »Das Telefon läutete. Es war Pearlie, die aus dem Haupthaus anrief. Sie und deine Großmutter waren in Panik geraten. Sie wollte wissen, ob mit dir alles in Ordnung wäre. Ich sagte Ja, obwohl ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste.«
    »Hast du ihr gesagt, dass sie die Polizei rufen soll?«
    »Sie hatte die Polizei bereits angerufen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ich habe das Haus nach dir abgesucht.«
    »Und?«
    »Ich habe dich nicht gefunden. Ich machte mir Sorgen, aber der Mann, den ich gesehen hatte, trug kein Kind unter dem Arm, deswegen war ich nicht in Panik. Ich dachte mir, dass du dich wahrscheinlich irgendwo versteckt hättest.«
    »Hast du Mom geweckt?«
    »Nein. Ich wusste, dass Gwen nur unnötig in Panik geraten würde. Aber sie ist dann von allein aufgewacht. Sie wollte mir nicht glauben, dass Luke tot war, also brachte ich sie nach draußen, damit sie seinen Leichnam ansehen konnte.«
    »Hat sie gefragt, wo ich bin?«
    »Willst du die Wahrheit hören? Zuerst nicht, nein. Sie war in keiner besonders guten Verfassung. Sie hatte ein Schlafmittel genommen. Wahrscheinlich nahm sie an, dass du im Bett liegst und schläfst.«
    Wie viele Mütter würden unter diesen Umständen so etwas annehmen? »War viel Blut um Daddys Leichnam?«
    Großvater neigt den Kopf

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