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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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die Verbindung zu Malik hergestellt haben?«
    »Was soll mit denen sein?«
    »Haben Sie bereits mit ihnen gesprochen?«
    »Wir haben es bei einer der beiden versucht, aber sie war sehr misstrauisch, fast schon paranoid. Sie wollte uns kein Wort über Malik erzählen. Hören Sie, ich muss jetzt wirklich Schluss machen, Dr. Ferry. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    Kaiser legt auf.
    Ich rechne damit, dass Sean sofort wieder anruft, doch mein Telefon bleibt stumm. Ich unterdrücke das Verlangen, ihn anzurufen, und verlangsame den Audi auf der gewundenen Straße nach St. Francisville, wo John James Audubon zahlreiche seiner berühmten Vogelbilder gemalt hat.
    Zu meiner Rechten blitzt das Hinweisschild des angola penitentiary auf, und mein Magen krampft sich ein wenig zusammen. Angola hat in mancher Hinsicht Bedeutung für mich. Als Kind habe ich das Gefängnis-Rodeo besucht und mich daran erfreut, wie tollkühn die Sträflinge beim Reiten der Broncos und Bullen ihr Leben aufs Spiel setzten. Doch mehr noch ist es die Insel, die ich mit Angola verbinde: Die Gefängnisstraße ist zugleich der Weg, den wir nahmen, um vom Ostufer des Mississippi nach DeSalle Island zu gelangen. Der alte Kanal, der das östliche Ufer der Insel vom Festland trennt, musste die meiste Zeit des Jahres mit dem Boot überquert werden, doch während des Sommers betrieb eine Ölgesellschaft einen Niedrigwasserdamm, um die Förderpumpen auf der Insel zu warten. Dieser Damm führte in eine exotische Welt aus Licht und Schatten, aus Freude und Angst, aus Erinnerung und Vergessen. Ich hatte in meiner Kindheit Freunde auf jener Insel – Schwarze hauptsächlich –, die ich später durch die Realitäten einer Gesellschaftsordnung wieder verlor, von der ich nicht einmal wusste, dass ich ein Teil davon war. Ich beackerte den Boden, nur um mit ansehen zu müssen, dass von den Fluten davongespült wurde, was ich angebaut hatte. Ich kümmerte mich um die Tiere, um dann mit ansehen zu müssen, dass sie geschlachtet und zu Nahrung verarbeitet wurden. Ich lernte zu jagen und zu töten – und dann das Töten zu hassen.
    Der Tod und die Insel sind in meiner Erinnerunguntrennbar verbunden. Als ich zehn Jahre alt war, gelang vier hartgesottenen Mördern die Flucht aus dem Gefängnis, indem sie sich an einen Baumstamm geklammert den Fluss hinuntertreiben ließen. Die Bosse des Gefängnisses benachrichtigten meinen Großvater über Funk, dass die Flüchtigen möglicherweise von der Strömung nach DeSalle Island getrieben werden könnten. Sie schickten Männer mit Hunden, die einen ganzen Tag lang die Insel durchkämmten. Sie fanden nichts. In der folgenden Nacht ritten Großvater, sein weißer Vormann und zwei handverlesene schwarze Arbeiter mit vier preisgekrönten Bluthunden in die Dunkelheit. Bei Anbruch der Morgendämmerung hockten zwei der Flüchtlinge eingesperrt im Hundezwinger hinter der Scheune, an Händen und Füßen mit Draht gefesselt. Die beiden anderen lagen tot in der Scheune, die Leichen zerfetzt von Hundebissen und durchsiebt von Kugeln.
    Vergangenes Jahr starb meine Großmutter während eines Picknicks auf der Sandbank. Im einen Augenblick saß sie noch lachend da, im nächsten war sie verschwunden. Zusammen mit zehn Metern Sandbank in die Strömung gerissen. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Ich war damals nicht dabei, und das war für mich wahrscheinlich besser so. Sonst wäre ich wohl selbst ertrunken bei dem Versuch, sie zu retten. Ich kenne den Mississippi auf eine Weise, wie die meisten Menschen ihn niemals kennen lernen. Die meisten fürchten die schmutzigbraunen Fluten – ich respektiere sie. Als ich sechzehn war, habe ich den Mississippi durchschwommen – eine Mutprobe, um zu beweisen, dass ich vor nichts Angst hatte. Mein Leichtsinn hätte mich an jenem Tag fast umgebracht.
    Die Insel und der Fluss haben noch viele weitere Leben genommen, nicht nur das meiner Großmutter und der beiden Ausbrecher, doch ich will jetzt nicht darüber nachdenken. Denk nicht über die Probleme anderer nach, wie meine Großmutter immer zu sagen pflegte.
    Südlich von St. Francisville ist die Straße vierspurigausgebaut. Ich beschleunige wieder und jage mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Baton Rouge. Ich passiere die Ausfahrt der lsu, als Sean endlich wieder anruft.
    »Ich bin jetzt in Baton Rouge«, sage ich zu ihm. »Noch eine Stunde.«
    »Du kannst dir Zeit lassen, Cat.«
    Meine Brust zieht sich zusammen. Ich erkenne an seiner Stimme, dass es eine

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