Bisswunden
schlechte Nachricht ist. »Was ist passiert?«
»Maliks Gebissabdruck passt nicht zu den Bisswunden auf den Opfern.«
Ich blinzle verwirrt. »Bist du sicher? Wer hat den Vergleich vorgenommen?«
»Ein Typ vom fbi namens Abrams. Er sagt, die Abdrücke wären sich nicht mal ähnlich.«
»Scheiße. Abrams versteht sein Handwerk.«
»Sieht so aus, als wäre die Verbindung mit Malik nicht der Durchbruch, den wir erhofft hatten.«
Ich schere nach links aus und passiere einen klappernden Winnebago. »Sean, die Verbindung zwischen Malik und den Opfern kann unmöglich Zufall sein. Sie ist der Schlüssel zum gesamten Fall. Wir haben nur noch nicht herausgefunden, wie alles zusammenpasst.«
»Hast du eine Idee?«
Ich überlege fieberhaft. »Vielleicht passt Maliks dna zu den Speichelspuren, die wir in den Bissen gefunden haben.«
»Aber seine Zähne passen nicht zu den Spuren.«
»Vielleicht hat er die Zähne von jemand anderem benutzt.«
»Was?«
»Wie in diesem Buch, Roter Drache. Die Zahnfee hat die falschen Zähne seiner Großmutter benutzt, um die Opfer zu verstümmeln. Bei ihm gehörte es zur Mordfantasie dazu, aber bei Malik könnte es durchaus sein, dass er eine falsche Spur legen will.«
»Woher sollte Malik falsche Zähne bekommen?«
»Von irgendwoher! Er könnte ein Modell aus Dr. Shubbs Praxis gestohlen haben, könnte einen kurzen Abstecher ins Labor gemacht haben auf dem Weg nach draußen, und schon hat er ein funktionierendes Gebiss.«
»Und der Speichel könnte trotzdem von ihm stammen? Als hätte er die Wunden geleckt oder wie?«
»Genau. Vielleicht ist es auch der Speichel von jemand anderem, um uns von der Fährte abzulenken.«
»Ich gehe der Sache nach, aber sie scheint mir ziemlich abwegig. Das fbi hat dem dna-Test von Malik oberste Priorität eingeräumt, aber du weißt ja, was das bedeutet.«
»Verdammt.« Ich jage den Audi um einen Sattelschlepper herum. »Hat Malik Alibis für die Mordnächte?«
»Für zwei der vier. Er war bei Patienten, behauptet er.«
»Haben sie das bestätigt?«
»Scheiße, er verrät uns noch nicht einmal, wer diese Patienten waren! Er mauert, wo er kann.«
»Kommt er damit durch?«
»Nicht lange. Aber er ist ein verdammt harter Hundesohn, und bis jetzt zeigt er keine Spur von Nachgeben.«
»Hm. Vielleicht ist er ja tatsächlich unschuldig.«
»Warum sollte ein Unschuldiger so beharrlich Dinge vor uns verheimlichen? Ganz besonders, wenn das Leben weiterer Opfer auf dem Spiel steht?«
»Du denkst wie ein Cop, Sean. Wir alle haben etwas zu verbergen, das weißt du selbst sehr genau.«
»Ja, sicher. Ich bin ein Cop. Und ich will wissen, was dieser Hundesohn uns verheimlicht.«
»Vielleicht ist er der Ansicht, dass der Schutz der Privatsphäre seiner Patienten wichtiger ist. Er könnte denken, dass selbst die bloße Nennung der Namen die Gefahr für sie erhöht.«
»Er ist bloß ein Arschloch.«
Ich muss an den kalten Fisch denken, den ich unter dem Namen Jonathan Gentry kannte. »Du könntest Recht haben. Hörmal, wenn ich weiter so durchkomme, bin ich in vierzig Minuten in New Orleans. Wohin soll ich kommen?«
»Ich weiß es nicht. Kaiser ist nicht sicher, ob er die Trumpfkarte jetzt schon ausspielen will, und die Sonderkommission ist im Augenblick ziemlich paralysiert. Am besten ist wahrscheinlich, wenn du zuerst einfach nach Hause fährst.«
»Wo bist du?«
Statik knackt in die Stille. »Ich wäre gerne dort und würde auf dich warten.«
Ich schließe die Augen. Wenn wir uns in meinem Haus treffen, kann ich das Thema unter keinen Umständen vermeiden, das ich während der letzten drei Tage für mich behalten habe. Nicht ohne zu trinken jedenfalls. »Hilf mir, lieber Gott«, flüstere ich.
»Was?«, fragt Sean. »Hast du wieder einen Zusammenbruch?«
Irgendetwas in mir gibt nach. Die Ereignisse dieses Morgens auf Malmaison zusammen mit der Erwartung, Malik wegen der Morde festzunageln, hat für Stunden nahezu alles andere aus meinem Bewusstsein verdrängt. Jetzt stürzt die Realität über mir zusammen wie eine dunkle Flut. Ich bin schwanger – von einem verheirateten Mann. Und ganz gleich, unter welchem Gesichtspunkt ich die Sache auch betrachte, am Ende kommt immer das Gleiche heraus: Ich bin eine verdammte Närrin. Eine Schlampe. Nein, schlimmer noch, eine Hure …
»Cat? Bist du noch da?«
»Ich weiß nicht.«
»Was hast du gesagt?«
»Ich sagte, wir sehen uns in einer Stunde.«
13
I ch betätige den Funköffner für mein Garagentor
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