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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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und beobachte nervös, wie sich die weißen Paneele nach oben schieben. Seans Wagen parkt in meiner Garage. Ein dunkelgrüner Saab Turbo, zehn Jahre alt.
    Ich gehe mit meiner Handtasche in der einen und einer Papiertüte in der anderen Hand ins Haus. Die Papiertüte enthält eine Flasche Grey Goose, bereits zur Hälfte leer. Ich schlurfe an der Küche und am Esszimmer vorbei wie ein erschöpfter Soldat und steige die Treppe zum Wohnzimmer hinauf, dessen Fenster einen wunderbaren Ausblick über den Lake Pontchartrain bieten. Sean wartet auf dem Sofa, das zum See hin zeigt. Auf dem Panoramafenster hat sich Kondensation gesammelt von der Klimaanlage, doch ich sehe immer noch Segel am Horizont.
    Sean beobachtet nicht die Segel. Er verfolgt ein Golfturnier auf espn. Er deutet auf die Papiertüte. »Haben dich die Neuigkeiten über Maliks Zähne so umgehauen?«
    Ich stelle meine Handtasche auf einen Glastisch in der Ecke. Dann nehme ich ein Longdrinkglas von einem Regal an der Wand, gieße zwei Fingerbreit Wodka hinein und nehme einen bittersüßen Schluck.
    »Ich denke nicht über Malik nach.«
    »Hey.« Sean steht auf und kommt zu mir. »Du brauchst eine Umarmung.«
    So ist es tatsächlich, allerdings nicht von der Sorte, die ihm vorschwebt. Als er mich an sich zieht, spüre ich die Versuchung, mich seiner Umarmung hinzugeben. Er drückt mich, zuerst sanft, während er mit den Fingerspitzen die Muskeln meines unteren Rückens bearbeitet. Noch vor einer Woche hätte ich es geliebt. Heute jedoch spüre ich einen irrsinnigen Druck, der sich in mir aufstaut. Vorhersehbar wie die abendliche Flut drückt seine Erektion gegen meinen Unterleib. Ich spüre nichts als Abscheu.
    »Hey«, sagt er, als ich ihn von mir drücke. »Was ist los?«
    »Ich mag das nicht.«
    Seine grünen Augen werden weich. »Kein Problem. Ich kann warten.«
    »Ich will es auch später nicht.«
    Sean lehnt sich nach hinten, um mich zu mustern, doch er lässt die Arme um meine Taille. »Was ist los, Baby? Was hat das zu bedeuten? Eine weitere depressive Phase?«
    Der gedankenlose Gebrauch medizinischer Worte macht mich noch gereizter. »Ich will einfach nicht, das ist alles, okay?«
    »Aber normalerweise willst du immer.«
    »Nein, du willst immer. Ich sage nur nie Nein.«
    Er starrt mich ungläubig an. »Du meinst, du schläfst mit mir, auch wenn du es gar nicht willst?«
    »Manchmal.«
    »Manchmal? Wie oft ist manchmal?«
    »Ich weiß es nicht. Mehr als ein paar Mal. Ich weiß, wie wichtig es für dich ist.«
    Seine Hände sinken von meiner Hüfte. »Und du hast mehr als ein Jahr lang gewartet, bevor du es mir sagst?«
    »Sieht so aus.«
    Der Ausdruck von Schmerz in seinem Gesicht erinnert mich an den dumpfen Schmerz eines Tieres, das ohne ersichtlichen Grund geschlagen wurde. Mein Gott, denke ich. Gibt es etwas Zerbrechlicheres auf der Welt als männlichen Stolz?
    Sean schluckt mühsam und starrt hinaus auf den See. Nach einer Weile sieht er mich wieder an, und sein Gesicht wirkt gefasst. »Du und ich, wir haben zusammen ’ne Menge durchgestanden. Deine Stimmungsschwankungen, ein paar schlimme Streitereien … Ich habe Nächte hier verbracht und nichts anderes getan, als dich zu halten, wenn deine Depressionen so unerträglich waren, dass du an Selbstmord gedacht hast.«
    Das stimmt, obwohl er in den meisten jener Nächte auch versucht hat, mit mir zu schlafen.
    »Du musst mir erzählen, was in dir vorgeht!«, drängt er weiter.
    Das will ich ja. Und trotzdem kann ich nicht. Ich nehme noch einen Schluck aus meinem Glas.
    »Warum hattest du mit dem Trinken aufgehört? Ich meine, ich finde das großartig, aber was steckt dahinter? War es nur wieder eine von deinen verrückten Ideen, wie Yoga? Und warum trinkst du jetzt wieder?«
    Es wäre so leicht, ihm alles zu sagen. Aber warum muss ich das überhaupt? Er ist ein Detective, Herrgott noch mal. Warum findet er nicht selbst heraus, was los ist, und sagt mir, dass es in Ordnung ist, ohne dass ich mit ihm darüber reden muss? Ist die Antwort denn so schwer zu erkennen? Gab es schon Mal irgendetwas anderes, das mich dazu veranlasst hätte, mit dem Trinken aufzuhören?
    »Cat«, fleht er leise. »Bitte.«
    »Ich bin schwanger«, sprudelt es aus mir hervor, und Tränen füllen meine Augen.
    Sean blinzelt. »Was?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Aber … wie? Ich meine, du nimmst doch die Pille, oder nicht?«
    »Ja. Habe ich. Aber als ich die Blaseninfektion hatte, habe ich Antibiotika geschluckt, und sie

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