Bist du mein Kind? (German Edition)
Jahren.
„Weißt du, es ist nichts passiert. Wir sind immer noch die Eltern von drei tollen Jungs. Wir haben Maxi gefunden, beziehungsweise, er hat uns gefunden. Wir fahren morgen nach Hause und dann sehen wir weiter. Jean-Marie ist dir doch sehr wichtig oder? Und so eine intensive Emotion zu einem anderen Mann kann nur entstehen, wenn einem in der aktuellen Beziehung etwas fehlt, sagt Auguste. Und nun überleg mal, wie lange du schon für Jean-Marie schwärmst. Vielleicht ist aber auch erst alles passiert, als ich nach Wiesbaden gegangen bin. Wer weiß das schon so genau. Lass uns zuhause überlegen, was wir tun. Hier ist nicht der richtige Ort und nicht der richtige Zeitpunkt.“
Und wieder stimmt, was er sagt. Ich bleibe mit ihm stehen, wir umarmen uns und lehnen uns aneinander. Ein Auto fährt vorbei und hupt wie wild. Als es auf unserer Höhe angekommen ist, sehe ich Frederic. Er beugt sich aus dem Fenster und ruft lachend: „Oh l’amour. C’est difficile!“
Ja ja Frederic, die Liebe, die ist schwierig. Recht hast du. Und nun zurück zur Schule in den Kreis unserer inzwischen so angewachsenen „Familie“.
Die Kinder sitzen am Tisch und futtern Eis. Haben wir nicht gerade erst gefrühstückt?
„Mama, Frederic ist gerade angekommen. Wir haben ihm beim Auspacken geholfen, er hat lauter leckere Sachen mitgebracht“. Leon strahlt mich an. Ja, wenn es ums Essen geht, ist er immer vorne dabei.
Also, heute Abend Henkersmahlzeit mit allen. Und Frederic kocht. Mir gefällt der Gedanke an eine große Tafel mit vielen Menschen in dieser wunderschönen Atmosphäre. Deshalb schiebe ich alle dunklen Wolken beiseite und lasse der Vorfreude freien Lauf.
„So, ich packe jetzt schon mal im Groben die Dinge zusammen, die wir morgen nicht mehr brauchen. Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, wir würden nicht alle hier essen, weil wir dann vor der Abreise noch so viel aufräumen müssen, aber egal, ich freue mich auf heute Abend.“
Trotzdem würde mich mal interessieren, warum die Planungen immer so an mir vorbeilaufen. Aber egal.
Aus der Küche duftet es schon eine Stunde später so lecker, dass mir das Wasser im Mund zusammen läuft. Ich habe alles gepackt, soweit möglich und stiege die Treppe runter, um in die Küche zu gehen. Vielleicht kann mir Frederic ja noch ein paar kulinarische Tipps geben.
Als ich um die Ecke biege, strahlt er mich an.
„Du siehst gut aus. Jeder anderen Frau wäre zwei Männer zu viel, aber du blühst auf!“
Er grinst.
„Du bist ein böser Junge, wenn du an das denkst, was ich glaube. Ich habe hier viel emotionale Arbeit zu bewältigen. Also, mach dich nicht lustig über mich.
Ich freue mich so, dass du hier bist. Komm her und lass dich drücken“.
Er umarmt mich und ich merke, dass er sich auch freut.
Wir verbringen zwei weitere Stunden in der Küche und ich lerne so einiges über die französische Kochkunst.
Auf der Terrasse sitzt eine Horde Männer von jung bis alt und sie spielen irgendein Kartenspiel.
„He, genug gespielt, ihr könnt den Tisch decken!“
Vorsichtshalber sage ich das in zwei Sprachen, damit mich niemand missversteht.
Sie räumen murrend mit einem Zwinkern in den Augen die Karten weg und machen sich ans Werk. Gerade, als ich wieder in die Küche gehen will, sehe ich Isabelle und Claude um die Ecke biegen.
„Ah, wunderbar, da seid ihr ja. Ich weiß nicht, wer Euch Bescheid gegeben hat, aber offenbar funktioniert die Informationskette“, rufe ich ihnen zu und gehe ihnen entgegen.
Wir umarmen uns freundschaftlich und ich freue mich wirklich, dass sie heute Abend bei uns sind.
Es entsteht ein allgemeines Gewurschtel und nach gefühlten 30 Minuten ist der Tisch gedeckt.
Wir können uns setzen.
Frederic hat sich selbst übertroffen. Abwechselnd gehen wir ihm zur Hand, damit er bei uns sitzen und mit uns essen kann.
Wir alle sind guter und gelöster Stimmung und ich verdränge den Gedanken an den nächsten Morgen.
Zu fortgeschrittener Stunde, als alle satt sind, als der Tisch abgeräumt und die Küche aufgeräumt ist, sitzen wir wieder alle um den großen Esstisch auf der Terrasse und mir wird klar, dass gleich der Moment kommt, in dem es heißt, sich zu verabschieden.
Sich zu verabschieden von meinem Sohn, sich zu verabschieden von meiner Liebe, sich zu verabschieden von all diesen wunderbaren Menschen, die mir in der einen Woche so sehr ans Herz gewachsen sind.
Es heißt aber auch, zurück zu kehren in unser altes und trotzdem neues Leben,
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