Bist du mein Kind? (German Edition)
gemalt auf meiner Terrasse sitzt und das schon vor dem Frühstück?“
Er zwinkert mir zu.
„Meine Holde, mein verehrte Prinzessin, meine Burgschönheit. Was soll mein altes verkrüppeltes Herz sagen, wenn Ihr Euch morgen in der Frühe in dieses seltsame Gefährt quetscht und in die Ferne verschwindet? Mich dünkt, ich werde für eine Weile in die Einsiedelei gehen und mich danach in allerlei Turniere stürzen zum Zwecke der Zerstreuung. Und doch wird es mir niemals gelingen, Euer teures Antlitz aus meinem Geiste zu verbannen.
Wenn ich jedoch bedenke, dass Ihr mit der Männer zwei genug beschäftigt seid und zur Klärung dieser in Euch tobenden Fehde schon genug zu tun habt, so glaubet mir vor allem, werdet Ihr erleichtert sein, uns französische Recken nicht immer beherbergen zu müssen!“
Er ist einfach wunderbar. Verpackt in einen Scherz genau das, was mich bewegt. Wie macht er das eigentlich?
„Mein lieber Auguste, kann ich dich nicht mitnehmen? Ich habe wirklich Probleme, eine Lösung für unsere Ménage à trois zu finden. Mein Herz will Beide, mein Kopf sagt, dass das nicht geht. Einer wird unglücklich werden. Und das will ich nicht.“
„Pass auf, dass du dabei nicht unglücklich wirst, meine Liebe. Du hast noch die ein oder andere Baustelle und das Wohlergehen deiner Familie hängt schon seit Jahren an dir. Davon solltest du dich als erstes freimachen und auch ein wenig an dich denken. Deine Jungs werden langsam flügge. Maxi will sicherlich nicht für immer bei euch leben, also hast du Zeit und Möglichkeiten für dich. Denke darüber nach. Und überlege nicht nur, wie du es vermeiden kannst, einen der Beiden unglücklich zu machen.
Wann gibt es Kaffee?“
Er steht auf und geht in die Küche. Jetzt erst fällt mir auf, dass keiner mehr auf die
Terrasse gekommen ist.
Habe sie alle Pause gemacht, um mich einen Moment mit Auguste allein zu lassen?
Plötzlich sind wieder alle damit beschäftigt, das Frühstück herzurichten!
Ich muss lachen und trage die restlichen Einkäufe in die Küche. Schließlich wollten wir ein paar von den tollen französischen Lebensmitteln mit nach Hause nehmen.
In der Küche lächelt Wolfgang mich an und sagt heiter: „Kopf hoch, das wird schon“.
Wie darf ich denn das nun wieder verstehen?
Beim Frühstück geht es zu wie immer: laut und lustig.
Alle plappern durcheinander, Witze werden erzählt, gegenseitig nehmen wir uns auf den Arm.
Idyllisch, von außen betrachtet. Dass hier Konflikte schwelen, würde ein Außenstehender wohl nicht sehen.
Mitten in diesem wunderbaren lebhaften Getöse schaut der Kopf unserer Vermieterin um die Ecke. Ob sie sich einen Moment zu uns setzen könnte, fragt sie.
Natürlich und gerne.
Sie zieht sich einen Stuhl an den Tisch und sagt in die für einen Moment schweigende Runde:
„Ich habe jetzt ein paar Tage Ihre fröhlichen Gelage hier verfolgt und wollte einfach mal sehen, wie
ein deutsches Frühstück aussieht“.
Leon, mein toller Leon, springt auf, flitzt in die Küche und kommt mit einem Gedeck und Glas für Orangensaft zurück. Alles stellt er ihr hin und ermuntert sie in perfektem Französisch, an unserem „Spätstück“ teilzunehmen.
„Wunderbare Kinder haben Sie Madame“, sagt sie zu mir und lächelt mich so freundlich an, dass ich es bedaure, dass wir uns nicht schon mal eher zusammengesetzt haben.
So geht also unser fröhliches frühstücken weiter.
Wir unterhalten uns nett mit allen und zwischendurch bin ich unsagbar traurig, dass wir am nächsten Morgen abreisen müssen.
Wir sitzen ziemlich lange an diesem Morgen. Irgendwann stürmen meine drei Jungs Richtung Pool und augenblicklich hören wir ihr typisches Geschrei und Geplansche. Schöne Geräuschkulisse.
Unsere Vermieterin verabschiedet sich auch. Auguste und Wolfgang machen sich zu einem Spaziergang auf und davon und Jean-Marie und mir fällt die undankbare Aufgabe zu, die Reste vom Frühstück zu beseitigen.
Wir arbeiten gut zusammen, reden viel und berühren uns immer wieder zwischendurch. Mal zufällig, mal gewollt und jedesmal fühle ich einen leichten Stromschlag.
„Findest du es nicht gefährlich, mit mir ganz alleine in einem Haus zu sein, in dem ungefähr sieben Betten stehen?
“Nein, Jean-Marie, denn ich weiß, dass ich diese Situation nicht ausnutzen werde“.
„Ja, korrekt bis ins Mark. Auch nicht ein ganz kleines bisschen?“
Er kommt auf mich zu und ich kann mich kaum gegen ihn wehren. Psychisch und physisch. Ich rieche ihn.
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