Bitcoin
möglich war, Ein- und Auszahlungen in US-Dollar auf dem bisherigen Niveau vorzunehmen, wurde der Betrieb eingestellt. Kurz zuvor war eine der größten europäischen Handelsbörsen, Bitcoin24, abgeschaltet worden. Polnische Behörden hatten die Konten der Betreiber wegen Geldwäscheverdachts gesperrt.
Noch werden nur einzelne Handelsplätze geschlossen, die zudem eher kleine Umschlagplätze sind. Wenn das Bitcoin-System jedoch in einigen der großen Industrienationen verboten würde, könnte es nicht mehr im Alltag eingesetzt werden. Auch sämtliche Tausch- und Handelsbörsen würden in diesen Ländern illegal werden. Die Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin wäre somit schlagartig beendet. Da Akzeptanz aber eine Grundeigenschaft jeder Währung ist, hätte Bitcoin bei einem internationalen Verbot keine Chance mehr, sich als alternative Währung zu etablieren.
Zwar kann ein Verbot von Bitcoin leicht ausgesprochen werden, es ist allerdings sehr schwierig umsetzbar. Das Bitcoin-Netzwerk ist dezentral und die verwendeten kryptografischen Verfahren sind auch bei anderen, regulären Geschäftsvorgängen im Einsatz. Würde man diese Verschlüsselungsverfahren verbieten, wären keine sicheren Kreditkartentransaktionen, kein Online-Banking und kein Online-Handel mehr möglich.
Staaten sind aber durchaus bereit, auch etablierte Zahlungsmittel zu verbieten, wenn es ihren Interessen dient. Selbst Gold, das seit Jahrtausenden zur Speicherung von Werten dient, wurde immer wieder verboten, wie etwa in den USA, wo für mehrere Jahrzehnte ein Goldverbot bestand. Am 5. April 1933 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt die Executive Order 6102, wonach der private Goldbesitz ab dem 1. Mai 1933 in den USA verboten wurde. Roosevelt wollte damit den Abfluss des amerikanischen Goldes in Folge der Weltwirtschaftskrise verhindern, denn zuvor hatten zahlreiche Kunden ihre Bankschließfächer geleert und das Gold ins eigene Heim oder ins Ausland geschafft.
Aufgrund des Erlasses musste das gesamte private Gold bei staatlichen Annahmestellen innerhalb von 14 Tagen zum festen Goldpreis von 20,67 US-Dollar pro Feinunze umgetauscht werden. Lediglich Goldmünzen und -zertifikate, die den Wert von 100 US-Dollar nicht überschritten, durften behalten werden. Entdeckten die Behörden danach bei einer angeordneten Durchsuchung von Tresoren und Schließfächern in Banken noch Gold, enteigneten sie dieses entschädigungslos.
Bei einem Verstoß gegen das Goldverbot konnte eine Geldstrafe von bis 10.000 US-Dollar oder eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren oder beides in Kombination verhängt werden. Dennoch wurde der private Goldhandel auch in den folgenden Jahren fortgesetzt und auch die Preise für Goldmünzen stiegen. Letztlich erzielte die Verbotsverordnung nicht den gewünschten Effekt, sondern erreichte genau das Gegenteil. Sie ließ die Schmugglertätigkeit an der kanadischen und mexikanischen Grenze sowie den Lufttransport von Gold zu einem neuen lukrativen Geschäft werden und führte gleichzeitig zu einer Kapitalflucht durch unkonzessionierten Kauf von Goldmünzen und -barren im Ausland. Das Goldverbot von 1933 hatte dennoch 41 Jahre lang Bestand, bis es am 31. Dezember 1974 von Präsident Gerald Ford aufgehoben wurde.
Das Goldverbot in den USA zeigt, dass staatliche Eingriffe bei Wertgegenständen nicht immer erfolgreich sind und sogar preissteigernd wirken können. Nun ist der Goldbesitz nicht mit dem Besitz von Bitcoin vergleichbar, dennoch könnte bei ihrem Verbot eine ähnliche Entwicklung einsetzen und die Währung könnte weiterhin in der Illegalität existieren.
Auch digitale Bezahlsysteme können sehr schnell von der Justiz geschlossen werden, wie Liberty Reserve erfahren musste. Das Unternehmen Liberty Reserve betrieb von Costa Rica aus ein kontobasiertes Internet-Bezahlsystem. Auf den Konten wurden die Einzahlungen realer Währungen in die Liberty-Währung „LR“ umgetauscht. Diese digitale Währung konnte dann an andere Kontoinhaber bei Liberty Reserve gesendet werden. Liberty Reserve kassierte bei jeder Transaktion ein Prozent an Gebühren, maximal 2,99 Dollar. Für zusätzliche 75 US-Cent wurde die Kontonummer des Überweisenden im System anonymisiert. Genauso wie im Bitcoin-System waren einmal abgeschlossene Zahlungen unwiderruflich. Da Liberty Reserve keinerlei Ausweis oder Identifizierung bei der Eröffnung eines Kontos verlangte, war de facto die anonyme Nutzung bei Angabe falscher Daten möglich.
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