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Bitcoin

Bitcoin

Titel: Bitcoin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kerscher
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Aufgrund der Anonymität wurden kriminelle Aktivitäten gefördert. Liberty Reserve wurde aber nicht nur von Kriminellen genutzt, sondern auch von Menschen in Regionen, in denen Firmen wie PayPal oder Western Union nicht verfügbar sind. Es stellte eine Alternative zu den anderen Bezahlsystemen dar.
    Im Gegensatz zu anderen Online-Bezahldiensten fanden bei Liberty Reserve keine direkten Zahlungen der Kunden an den Betreiber der Plattform statt. Ein- und Auszahlungen erfolgten über Drittanbieter, die dafür einen prozentualen Anteil der Summe als Gebühren behielten. Diese Drittanbieter, die hauptsächlich in Ländern mit sehr oberflächlichen Finanzkontrollen, wie Malaysia, Russland, Nigeria oder Vietnam, ihren Sitz hatten, kauften große Kontingente der virtuellen Währung LR bei Liberty Reserve und verkauften sie gegen eine Kommission von fünf oder mehr Prozent an die Nutzer weiter. Die Käufe und Verkäufe der Währung konnten mittels PayPal, Visa, MasterCard, American Express, Western Union, Banküberweisung, Paysafecard, MoneyGram oder Ukash vorgenommen werden. Einige Anbieter boten auch die Einzahlung von Bitcoin an.
    Sobald ein Kunde ein Konto eröffnet hatte, konnte er sein Bargeld in Liberty-Reserve-Währungen bei den Händlern tauschen. Anschließend konnte er mit der digitalen Währung handeln und sie bei einem weiteren Händler wieder in Bargeld umtauschen - an einem völlig anderen Ort der Welt. Dadurch konnte Geld über Landesgrenzen hinweg auf andere Konten transferiert werden ohne dass die Behörden davon Kenntnis nehmen konnten.
    Aufgrund der sehr laschen Identifizierungsvorschriften, die eine Kontoeröffnung nur mit Angabe eines Namens, einer Adresse und eines Geburtsdatums ohne jegliche Überprüfung ermöglichten, geriet Liberty Reserve schnell ins Visier zahlreicher Strafermittlungsbehörden und wurde verdächtigt, Geldwäsche, sowie illegalen Drogen- und Arzneimittelhandel zu unterstützen. Bei einer internationalen Aktion am 24. Mai 2013, die von der US-Justiz koordiniert wurde, verhafteten die Behörden den Betreiber von Liberty Reserve. Gleichzeitig wurden das gesamte System sowie die Internetpräsenz des Unternehmens vom FBI abgeschaltet. Der US-Staatsanwaltschaft zufolge soll das Unternehmen mindestens 55 Millionen illegale Transaktionen für mehr als eine Million Nutzer vorgenommen haben und dabei Geldwäsche im Volumen von insgesamt sechs Milliarden Dollar unterstützt haben.
    Das Beispiel von Liberty Reserve zeigt, dass ein komplettes und durchaus auch umfangreiches Bezahlsystem von heute auf morgen abgeschaltet werden kann, wenn sich die Behörden zum Handeln entschließen. Dennoch ist dieses Vorgehen, selbst in einer koordinierten internationalen Aktion, nicht auf das Bitcoin-System übertragbar. Zwar war Liberty Reserve auch eine digitale Währung, die gegen andere Währungen eingetauscht werden konnte, aber sie war in der Menge nicht limitiert. Solange es genügend Kunden gab, die LR kaufen wollten, konnte die LR-Menge in inflationärer Weise immer weiter aufgebläht werden. Das Bitcoin-System ist auf insgesamt 21 Millionen Stück begrenzt. Sie werden auch nicht von einer Firma mit einem bestimmten Geschäftsmodell herausgegeben, sondern in einem Peer-to-Peer-Computernetzwerk erzeugt. Der große Unterschied zu Liberty Reserve besteht aber darin, dass das Bitcoin-Netzwerk dezentral ausgelegt ist. Dadurch gibt es keinen zentralen Server, der einfach abgeschaltet werden kann. Wenn das Bitcoin-System durch einen staatlichen Eingriff ausgeschaltet werden soll, müsste jeder Rechner auf dem eine Version der Client-Software läuft, abgeschaltet werden. Das ist aber schon aufgrund der globalen Verteilung der zahlreichen Rechner unmöglich.
    Die Schließung von Liberty Reserve könnte die Nutzerzahl des Bitcoin-Systems sogar weiter ansteigen lassen. Leider ist damit zu rechnen, dass sich auch ein Teil der illegalen Transaktionen, die bisher bei Liberty Reserve abgewickelt wurden, in das Bitcoin-Netzwerk verlagert. Dadurch kann Bitcoin verstärkt ins Visier der Ermittlungsbehörden rücken. Da es aber keinen zentralen Server gibt, der abgeschaltet werden kann und es auch keinen Verantwortlichen gibt, der festgenommen werden kann, geraten die Handelsplattformen in den Fokus der Behörden. So ist es wenig überraschend, dass die größte Handelsbörse für Bitcoin, Mt.Gox, bereits zwei Tage nach dem Schlag gegen Liberty Reserve Maßnahmen ergriffen hat. Kunden müssen ihr Konto zukünftig

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