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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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jetzt schon Trübsal blasen?
    Die erwartungsvollen Gesichter der zweieinhalb Mannsbilder brachten sie in die Gegenwart zurück. »Wenn ihr alles schon bis ins kleinste organisiert habt, dann weiß ich gar nicht, weshalb ich überhaupt noch gefragt werde. Macht doch, was ihr wollt!«
    »Geht aber nicht«, bohrte Florian weiter. »Du bist quasi Schirmherrin der Veranstaltung. Irgend jemand muß doch die Begrüßungsrede halten und später der Miß Butterfly die Krone aufs Haupt drücken!«
    »Ganz bestimmt nicht ich!« protestierte Tinchen. »Habt ihr denn überhaupt eine?«
    »Was? Eine Krone? Kleinigkeit, die machen wir selber«, versprach Karsten. »Man muß bloß improvisieren können. Nicht umsonst bin ich in der Theater- AG unserer Penne schon seit drei Jahren als Requisiteur angeheuert. Für das letzte Stück brauchten wir einen Raubtierkäfig, und sogar den habe ich organisiert.«
    »Wo denn?«
    »In der Turnhalle. Allerdings fielen eine Zeitlang sämtliche Ballspiele aus, weil ich die Netze demontiert hatte.«
    »Also tut, was ihr nicht lassen könnt«, entschied Tinchen, »mir ist das egal. Es darf bloß kein Geld kosten.«
    »So ganz ohne geht es aber doch nicht.« Florian zählte auf, was an unvermeidbaren Ausgaben berücksichtigt werden mußte. »Die Plakate müssen bezahlt werden, drei Blumensträuße für die Siegerinnen und natürlich drei Präsente – klein, kleiner, am kleinsten. Nun denk mal nicht ans Geld, sondern an die Reklame, die wir für deinen Verein machen. Läßt sich alles unter Werbungskosten absetzen.«
    »Dafür ist meine Spesenkasse nicht vorgesehen.«
    »Laß man, Tine, mir wird schon irgend etwas einfallen«, tröstete Karsten und gab damit zu verstehen, daß man alles getrost in seine bewährten Hände legen sollte.
     
    Zunächst fiel ihm ein, daß er unbedingt etwas zum Anziehen brauchte, denn als Bruder der Schirmherrin konnte er unmöglich in ausgeleierten Jeans kommen, und Florians Hosen waren alle zehn Zentimeter zu lang. Da half auch keine Sicherheitsnadel, und Tesafilm war gänzlich ungeeignet; das hatte er vor ein paar Abenden feststellen müssen, als er von einer Minute zur anderen ständig über seine Hosenbeine gestolpert war.
    Seine Schwester bewilligte den Ankauf einer weißen Leinenhose, und weil sie nun schon einmal bei Lorenzo waren, konnte sie sich eigentlich auch etwas Passendes aussuchen. Die meergrüne Bluse von Oma hatte sie gleich in den ersten Tagen an Lilo verschenkt – verfrühte Konzession an eine gar nicht existente Freundschaft.
    Mit Kennermiene durchwühlte Karsten den Kleiderständer und entschied sich für ein mattgelbes Cocktailkleid mit einem ziemlich gewagten Ausschnitt. »Hier, zieh das mal an!«
    »Sieh erst nach, ob ein Name drinsteht. Steht einer drin, ist es sowieso zu teuer!«
    Es war keiner zu finden, und Tinchen verschwand mit dem Kleid in der Kabine. Es paßte auf Anhieb und stand ihr ausgezeichnet. Der straßbestickte Gürtel betonte ihre schlanke Taille, der weite Rock wippte bei jeder Bewegung, dazu noch die hochhackigen Sandaletten, die sie sich einmal aus lauter Übermut gekauft und noch nie getragen hatte … doch, sie würde bestimmt eine gute Figur machen. Wenn bloß dieser unanständig tiefe Ausschnitt nicht wäre!
    »Biste noch nicht rein- oder schon rausgewachsen, Tine?« Durch den Türspalt linste Karsten. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. »Steht dir prima, aber bücken darfste dich nicht!«
    »Ich weiß, das Dekolleté ist einfach polizeiwidrig!« Sie wollte das Kleid gerade ausziehen; als Lorenzo an die Tür klopfte. »Scusi, Signorina, aber Sie haben vergessen die Jakke.« Er reichte ein glitzerndes Bolerojäckchen in die Kabine. »Für den Fall, daß Sie verlieren die Courage!«
    Moralisch gestärkt durch das kleine Stückchen Stoff zahlte Tinchen den unverschämt hohen Preis, drückte Karsten die Tüte in die Hand und ging auf schnellstem Weg ins Büro. »Ich bin schon viel zu spät dran.«
    Zu ihrer Überraschung saß Lilo am Schreibtisch und manikürte ihre Fingernägel.
    »Hast du dich in der Adresse geirrt?«
    »Nein, aber ich habe um halb zehn Anprobe. Enrico läßt mir für den Ball ein phantastisches Abendkleid anfertigen.«
    »Für welchen Ball?«
    Irritiert sah Lilo hoch. »Du willst mir doch nicht erzählen, daß du noch nichts von dem Schmetterlingsball weißt?«
    »Ach, du meinst diesen Tanzabend? Natürlich weiß ich davon, ich kann mir nur nicht vorstellen, daß unsere Gäste große Abendgarderobe

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