Bitte Einzelzimmer mit Bad
anderes sehen als die Schlußlichter des Zuges, der die 43 Schmetterlinge endlich Richtung Heimat befördern würde.
Der blaue Sportwagen holperte über die Wiese, gefolgt von einem chromblitzenden Autobus, auf dem unübersehbar in silberner Schnörkelschrift der Name Verucci prangte.
»Wie haben die denn hierhergefunden?« wunderte sich Tinchen.
»Weil ich deiner Lilo gesagt habe, wo sie ihre Gäste aufsammeln kann. Nur aus Egoismus! Der Bus ist nämlich groß genug, um noch ein paar von deinen Leuten aufzunehmen. Dann kommen sich die anderen wenigstens nicht wie Heringe in der Dose vor.«
Als professioneller Manager übernahm Enrico sofort die Leitung des ganzen Unternehmens, und bald schaukelten die vier Busse unter Luigis Führung Richtung Verenzi. Nur ungern hatten sich die Reisenden von ihrem Gepäck getrennt und sich erst dann zufriedengegeben, als der Zugreiseleiter heilige Eide geschworen hatte, jeden einzelnen Koffer wie Englands Kronjuwelen zu bewachen, wobei ihm noch völlig rätselhaft war, wie er das in der Praxis bewerkstelligen sollte. Andererseits sind alle guten Deutschen gegen nahezu alle Eventualitäten versichert, und ein möglicherweise doch verschwundener Koffer würde den Besitzer sicher nicht an den Bettelstab bringen.
»Ich glaube, wir können uns jetzt auch verkrümeln«, meinte Florian zufrieden, »wenn ich bloß wüßte, wo Sergio mit seinem Eselskarren hängt.«
»Um den ist mir nicht bange. Wir werden auf dem Bahnhof in Chiasso eine Nachricht für ihn hinterlassen, und dann wird er sich schon irgendwie durchwursteln. Clever genug ist er ja.«
»Steig ein, damit wir endlich Land gewinnen!« Angewidert überblickte Florian noch einmal die Wiesen, auf denen immer noch reges Campingtreiben herrschte. »Ich glaube kaum, daß die Bauern uns in guter Erinnerung behalten werden. Hier sieht es schon jetzt aus wie auf einer Mülldeponie! – Na ja, die Menschheit hat sich aus der Steinzeit hochgearbeitet, also wird sie sich auch aus dem Altpapierzeitalter wieder hochrappeln.«
»Sei nicht so optimistisch! Heutzutage ergibt eine Tüte Lebensmittel zwei Tüten Müll!«
Quer durch die Gänseblümchen kam Lilo auf sie zu. »Können wir jetzt endlich nach Hause fahren?«
»Wo denkst du hin! Erst müssen wir noch die Abreisenden Richtung Heimat in Marsch setzen.«
»Die sind doch längst weg!«
Sehr intelligent sah Tinchen nicht aus. »Ich denke, die sitzen auf Warteposition in irgendeiner ländlichen Pinte und lauern auf ihre Fahrkarten?«
»Ach wo, das ist doch schon lange erledigt. Enrico hat einen Scheck ausgeschrieben. Irgendwann wird er das Geld wohl zurückbekommen, nicht wahr?«
»Natürlich«, versicherte Tinchen sofort. Ihr war ein Stein vom Herzen gefallen. »Ich werde mich gleich morgen darum kümmern.«
»So eilig ist es nun auch wieder nicht.«
»Sag deinem Dottore herzlichen Dank. Bei nächster Gelegenheit hole ich es persönlich nach, dann kriegt er auch einen Orden. Jetzt muß ich erst einmal ein Telefon auftreiben und die Frankfurter verständigen, daß sämtliche Schmetterlinge auf dem Rückflug sind.« Spontan umarmte sie ihre Kollegin. »Heute hast du so ziemlich alles ausgebügelt, was du in den letzten Wochen verbockt hast!«
»Weißt du, Tinchen«, lachte Lilo, »Probleme lassen sich immer am besten mit anderer Leute Geld lösen.«
Hundemüde waren sie, als sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Lido eintrafen. Zweimal schon hatte Sergio angerufen – das erste Mal, um die glückliche Ankunft in Chiasso zu vermelden, das zweite Mal, als er endlich das bahnpolizeilich sichergestellte Gepäck gefunden und nach langen Debatten ausgehändigt bekommen hatte. Im übrigen sei der Sonderzug schon auf der Rückfahrt. Man habe die an- und abreisenden Passagiere mit Schweizer Bussen im Pendelverkehr über die Grenze gebracht, und abgesehen von der unvermeidlichen Verspätung sei alles komplikationslos verlaufen.
Fassungslos starrte Tinchen auf den Notizblock, den Schumann ihr zusammen mit einem doppelstöckigen Kognak über den Tisch geschoben hatte. »Ich glaube, den können Sie jetzt brauchen!«
»Florian, was sind wir für Idioten! Wenn wir ein bißchen weniger tüchtig und ein bißchen weniger schnell gewesen wären, hätten wir uns eine Menge Zeit und Aufregung sparen können!«
»Ganz zu schweigen von den doppelt bezahlten Fahrkarten!« Mit einem schmerzlichen Grinsen nahm er Tinchen das Glas aus der Hand und leerte es auf einen Zug. »Weißt du, was
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