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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht! Vielleicht ist er ein Heiratsschwindler? Man liest jetzt so viel darüber. Papa lacht nur und meint, ich soll Oma doch ruhig das bißchen Abwechslung gönnen. Das Krampfadern-Geschwader, mit dem sie sonst ihre Freizeit verbringt, sei ohnehin schon restlos verkalkt. (Er hat wirklich ›Krampfadern-Geschwader‹ gesagt, dabei können sich die Damen durchaus noch sehen lassen.)
    Vielen Dank für die beiden Fotos. Auf dem einen bist Du ja recht gut getroffen, aber das andere gefällt mir ganz und gar nicht! Findest Du nicht auch, daß der Mann neben Dir ein bißchen zu alt für Dich ist? Außerdem sieht er sehr bohemienhaft aus, irgendwie unsolide und gar nicht nach einer akzeptablen Herkunft. Bestimmt verdient er auch nicht viel. Frau Freitag hat nämlich die Karten für Dich gelegt und prophezeit, daß Du dort unten Dein Glück machen wirst. Der Herzbube hat direkt neben Dir gelegen, auch die Geldkarte. Aber darauf solltest Du nicht so sehr achten, ein ordentlicher Charakter und eine solide Grundlage reichen aus. Auf dieser Basis läßt sich viel aufbauen!
    Tinchen kugelte sich vor Lachen. Das war mal wieder typisch Mutsch! Da hatte Luigi seine neue Sofortbildkamera ausprobiert, ein paar Schnappschüsse gemacht, und gleich zog Mutti tiefsinnige Schlüsse! Nein, solide sah Fritz Schumann auf dem Foto wirklich nicht aus, aber er hatte gerade eigenhändig ein Spalier an die Hauswand genagelt und nur höchst widerwillig als Modell posiert. Sein Overall war drei Nummern zu groß, und ein Hemd hatte er auch nicht angehabt. Tinchen konnte also Frau Antonies Entsetzen nachfühlen. Der Jammer war nur, daß sie in jedem männlichen Wesen einen potentiellen Schwiegersohn sah.
    Amüsiert las Tinchen weiter:
    Da fällt mir noch etwas ein: In der vorigen Woche hat der nette Herr Bender bei Papa im Geschäft angerufen. Er wollte Deine Adresse haben, aber Papa wußte sie natürlich nicht. Jetzt habe ich sie ihm mitgegeben für den Fall, daß sich Herr B. noch einmal meldet. Du könntest ihm ruhig einen kurzen Gruß schicken, damit vergibst Du Dir nichts.
    So, mein liebes Kind, für heute lassen wir es gut sein. Wenn ich gleich die Schlüpfer zur Post bringe, nehme ich diesen Brief hier mit.
    Er wird bestimmt eher da sein als das Päckchen. Viele herzliche Grüße, auch von Papa und Karsten,
    Deine Mutti Antonie Pabst
    Ihr Bruder hatte selbst noch ein paar Zeilen daruntergekritzelt:
    Liebe Tine,
    ich hätte Dich doch lieber zum Bahnhof bringen sollen! Die Mathe-Arbeit habe ich restlos in den Sand gesetzt, und von der verhauenen Latein-Klausur ahnt Paps noch gar nichts. Du fehlst mir sehr, weil Du seine Unterschrift viel besser nachmachen kannst als ich.
    Die Fotos sind prima. Der Waldschrat neben Dir sieht aus wie Bud Spencer, und das andere Bild, auf dem Du so elegisch in die räudige Palme stierst, benutze ich immer zum Eierabschrecken!
    Gruß, Karsten
    Sieh mal an, dachte Tinchen, während sie den Brief zusammenfaltete und in das Kuvert zurücksteckte, der Florian erinnert sich also doch noch an mich! Ich werde ihm nachher eine Karte schicken, eine ganz große mit viel Meer und vielen Palmen drauf. Den Absender werde ich natürlich vergessen. Wenn er mir antworten will, dann weiß er ja, wo er meine Adresse erfahren kann. Man soll es den Männern nicht zu leicht machen!
     
    Natürlich war Lilo am nächsten Tag doch wieder nicht pünktlich im Büro, und natürlich war gerade der erste Besucher ein Gast aus San Giorgio, der sich über das Essen beschwerte.
    »Jeden Tag Nudeln vorweg, Pastaschuta heißt das Zeug, danach …«
    »Sie brauchen die Vorspeise ja nicht zu nehmen«, unterbrach ihn Tinchen.
    »Wovon soll ich denn sonst satt werden?«
    »Vom Hauptgericht!«
    »Da kann ich ja nur lachen!« Sein Bauch zitterte mit dem empörten Mann um die Wette. »Ein mageres Schnitzel, nicht mal paniert, keine Kartoffeln und Gemüse nach Wahl. Als ich den Kellner fragte, was denn zur Wahl stehe, sagte er Blumenkohl. Was anderes sei nicht da. Da hab’ ich ihn gefragt, wieso ich denn die Wahl hätte, und da sagte er, ich könnte wählen, ob ich den Blumenkohl will oder nicht. Das ist doch eine glatte Unverschämtheit! Ich bin zum ersten Mal im Ausland, weil ich mal was anderes sehen wollte, man kann im Verein ja schon gar nicht mehr mitreden, wenn man immer nur in Deutschland Urlaub macht, unser Kassenwart war sogar schon in Kanada, aber das nächste Mal fahre ich wieder in den Bayerischen Wald. Da gibt es ein anständiges Kotelett,

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