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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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setzte sich auf Tinchens Schreibtisch. »Aber nun mal was anderes: Hast du die fehlenden Zimmer noch bekommen?«
    »Den halben Vormittag habe ich herumtelefoniert, aber es sind immer noch zwei zu wenig.«
    »Im Mirabell hätte ich noch zwei. Vielleicht sind deine Gäste bereit, statt nach Verenzi lieber nach San Giorgio zu gehen?«
    »Was heißt da vielleicht?« atmete Tinchen auf, »die müssen! Entweder Einzelzimmer in San Giorgio oder halbes Doppelzimmer hier. Kann ja auch sein, daß wir wieder mal Glück haben und ein Paar dabei ist, das sich schon während der Reise entschlossen hat, den Urlaub gemeinsam zu verbringen. So eine Nachtfahrt scheint den Drang zur Zweisamkeit erfreulicherweise zu fördern.«
    »Ist mir unbegreiflich. Nach diesen Ölsardinenbüchsen, die sich Liegewagen nennen, müßte
ich
Bewegungsfreiheit haben. Einen möglichen Zimmergenossen würde ich vermutlich bei der ersten Gelegenheit erdrosseln.«
    Tinchen staunte. »Hast du den Brandt etwa umgebracht?«
    »Fängst du schon wieder an?«
    »Nein, aber das wäre eine Erklärung für dein Zuspätkommen. Eine Leiche im Zimmer ist auf die Dauer reichlich unbequem. Wohin hast du sie denn gebracht?«
    »Ich lache nachher darüber, ja? Jetzt gehe ich erst mal einen Kaffee trinken.« Lilo fuhr sich mit der Puderquaste übers Gesicht, schüttelte die blonde Mähne in Form und stöckelte zur Tür. »Kommst du mit?« Sie sah auf ihre Uhr. »Den Laden können wir ruhig dichtmachen, jetzt sitzen alle vor der Futterkrippe.«
    Tinchen raffte ebenfalls ihre Utensilien zusammen. »Keine Zeit, ich will mir bei Lorenzo noch schnell die Bluse holen, die ich mir habe zurücklegen lassen. Gestern hatte ich nicht genug Geld dabei.«
    »Wie du willst! Sehen wir uns heute noch?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Tinchen schnell, »heute bin ich verabredet.«
    »Also deshalb der neue Fummel! Mein geschiedener Mann ist Werbefachmann. Er sagte auch immer, daß die Verpakkung wichtiger sei als der Inhalt! Tschüß!« Weg war sie.
    Vor Zorn hätte Tinchen heulen mögen! Immer war ihr Lilo einen Schritt voraus! Immer hatte sie eine bissige Bemerkung parat, während ihr, Tinchen, im passenden Augenblick nie etwas Gescheites einfiel. Mit einer treffenden Antwort ist es eben wie mit einer Fliegenklatsche. Wenn man sie endlich hat, ist der richtige Moment schon weg! Außerdem stimmte ja gar nicht, was sie Lilo erzählt hatte. Natürlich hatte sie keine Verabredung – mit wem wohl? –, aber sie wollte nicht zugeben, daß sie jeden Abend in ihrem Hotelzimmer saß, Kreuzworträtsel löste oder Strumpfhosen wusch und bestenfalls in der Küche mal mit Fritz Schumann klönte.
    Sie schloß die Tür ab und machte sich auf den Weg zu Lorenzo. Dessen Boutique lag in einem schmalen Seitengäßchen und war nur Eingeweihten bekannt. Touristen verirrten sich selten in diesen abgeschiedenen Winkel, weil es hier nichts zu fotografieren gab. Aber heute hatten doch zwei Urlauber von dem Lädchen Besitz ergriffen. Ein beleibter Mann wühlte in einem Stapel phantasievoll gemusterter Hemden, während seine nicht minder beleibte Frau Hosen probierte.
    »Haben Sie die hier nicht eine Nummer größer – äh, una numero molto grande?«
    Hilflos zuckte die Verkäuferin mit den Schultern. »Non capisco niente, nix spreken deutsch. Do you speak English?«
    »Will
ich
was verkaufen oder Sie?« moserte die Dame im geblümten Strandanzug. »Ich dachte, hier sprechen inzwischen alle deutsch.«
    Höflich fragte Tinchen: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ach, Fräulein, Sie schickt der Himmel! Können Sie italienisch?«
    Sie nickte selbstbewußt.
    »Sind Sie von Neckermann?«
    »Nein, ich bin Reiseleiterin bei Schmetterlings-Reisen.«
    »Siehste, Paul, ich hab’ ja gleich gesagt, wir sollten ruhig mal mit einer anderen Firma fahren!«
    »Was hat denn das mit deiner Hose zu tun?« knurrte der so Angesprochene und hielt sich ein mit Palmen bemaltes Hemd vor seine Brust. »Steht mir das?«
    »Dafür bist du zwanzig Jahre zu alt!« stellte seine Gattin gnadenlos fest. »Dieses nette Fräulein wird mir jetzt sicher helfen, das Richtige zu finden.«
    »Wird auch langsam Zeit! Ich verstehe nicht, Trudi, daß ihr Frauen heute genausolange zum Anziehen braucht wie früher, als ihr wirklich noch was anhattet!«
    Inzwischen hatte Tinchen der hilflosen Verkäuferin ein paar Anweisungen gegeben, und nun verschwand sie mit ihrer geblümten Kundin sowie einem Stapel Hosen in der Kabine.
    Nunmehr versuchte sich Paul in

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