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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mich nicht leiden!«
    »Ich kann’s ihm nachfühlen«, murmelte Tinchen.
    »Uno momento, Signora!« Auf kleinen krummen Beinen schoß ein bärtiges Individuum quer durch den Corral, bot der hilflos auf dem Zaun hängenden Roswitha seine verschränkten Hände als Steigbügel und hob sie mit Schwung in den Sattel. Prompt rutschte sie auf der anderen Seite wieder herunter. Erst nachdem Wolf-Dieter Position bezogen hatte und seiner fülligen Amazone stützend zur Seite stehen konnte, wurde die Prozedur wiederholt. Endlich saß Roswitha fest im Sattel.
    Mit Renatos Hilfe hatten bald auch die anderen mehr oder weniger graziös ihre vierbeinigen Transportmittel bestiegen, und die Karawane setzte sich in Bewegung. Vorneweg Tonio, ein munteres Bürschlein mit pfiffigem Gesicht, das barfuß durch den dunklen Staub trottete, dann die Esel, einer hinter dem anderen, und zum Schluß Renato, der auf einer kurzen Stummelpfeife herumkaute und mit dem Knaster, der darin qualmte, sowohl die Fliegen weg- als auch die Esel vorantrieb. Auch er ging zu Fuß, und schon nach einer halben Stunde wußte Tinchen, warum.
    Hatten ihr anfangs der gemächliche Zockeltrab und das sanfte Gerüttel noch Spaß gemacht, so rutschte sie bereits nach kurzer Zeit auf ihrem Seegrassattel hin und her, krampfhaft bemüht, eine halbwegs bequeme Sitzposition zu finden. Außer der zerfransten Wäscheleine gab es auch nichts zum Festhalten, und als sie sich versuchsweise an die langen Eselsohren klammerte, nahm der das übel. Unwillig schüttelte er den Kopf und preschte los. In flottem Eselsgalopp stockerte er an der Karawane vorbei, während Tinchen haltsuchend seinen Hals umklammerte und immer mehr zur Seite rutschte, begleitet von dem brüllenden Gelächter der anderen Reiter. Sogar Tonio bog sich vor Lachen, bevor er schließlich in die Zügel griff und den rasanten Ritt beendete.
    »Maledetto cretino!« schimpfte Tinchen, eingedenk der Mahnung, daß Esel keine Fremdsprachen beherrschten.
    »Du mußt det Vieh bestechen, Tina«, empfahl Erwin und reichte ihr zwei Stück Würfelzucker hinüber, »ick hab meins vorhin erst mal jefüttert, und nu isset janz friedlich.«
    »Wie komme ich denn da vorne ran?«
    »Jib mal her, ick mach det schon!« Erwin manövrierte seinen Esel an Tinchens Seite und hielt dem kleinen Schwarzen den Zucker vors Maul. Der mümmelte genußvoll vor sich hin und machte keine Anstalten mehr, auch nur noch einen Schritt vom Weg abzuweichen.
    »Na siehste, ick hab’s doch jesagt. Hier sind sojar die Viecher korrupt!« Er hielt seinen Esel zurück, um sich wieder in die Schlange einzureihen. Prompt blieb auch Tinchens Esel stehen.
    »Nun los, weiter! Avanti! Marsch!«
    Das Tier rührte sich nicht von der Stelle. »Wie setzt man den wieder in Gang? Sergio, hilf doch mal!«
    Der hörte nicht. Er war vollauf damit beschäftigt, seiner blonden Begleitung die Schönheit der Olivenbäume zu erklären. Die sahen zwar auch nicht anders aus als unten im Tal, aber sie waren außer dem staubigen Trampelpfad und den Steinen rechts und links des Weges das einzig Abwechslungsreiche in dieser Gegend.
    Plötzlich trabte der Esel wieder los, aber nur, um neben Erwin erneut stehenzubleiben.
    »Mistvieh, elendes!«
    Endlich nahte Hilfe. Renato hatte sich aus einem Olivenzweig eine Gerte geschnitten und zog dem renitenten Grautier eins über. Erschrocken keilte es nach hinten aus, und Tinchen landete sehr unsanft auf der Erde.
    »Keine zehn Pferde bringen mich da noch einmal rauf!« Sie heulte vor Wut und Selbstmitleid, verwünschte ihre Idee, den Gästen unbedingt etwas ganz Originelles bieten zu wollen, noch dazu, wenn sie selbst die Ursache der allgemeinen Belustigung war, und überhaupt würde sie das ganze Unternehmen wieder abblasen, vorausgesetzt, sie bekäme noch einmal die Gelegenheit dazu.
    Inzwischen hatte die ganze Karawane angehalten. Die gutgemeinten Ratschläge reichten von »Am besten obendrauf anbinden!« bis zu »Mal andersrum raufsetzen und dann am Schwanz festhalten!«, aber sie war so stocksauer, daß ihr nicht einmal eine schlagfertige Antwort einfiel.
    Dann gehe ich eben auch zu Fuß! Was dieser alte Tattergreis mit seiner stinkenden Pfeife da hinten kann, kann ich schon lange! Ist auch viel gesünder! Ich habe in letzter Zeit sowieso viel zuwenig Bewegung gehabt, und für die Bandscheibe ist so ein Eselrücken bestimmt ganz verkehrt, man hört doch überall so viel von Frühinvalidität, alles wegen der Bandscheibe … Wenn ich mir

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