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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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beschränkte sich dann aber doch auf einen barfüßigen Jungen, dem sie erst durch den Lockenkopf fuhr und dann eine Eistüte spendierte. Mit Sahne obendrauf.
    Florians Ankunft, der abendliche Bummel gestern, Arm in Arm wie die vielen anderen Paare auch, der harmonische Ausklang in der kleinen Kneipe – sie hatte schon beinahe vergessen, daß es noch etwas anderes gab als Namenslisten, fehlgeleitete Koffer und einsame Abende im Hotelzimmer. Natürlich war sie nicht verliebt in Florian, dazu kannte sie ihn viel zu gut, und ernst nehmen konnte sie ihn auch nicht. Er war nichts als ein guter Kamerad; jemand, mit dem man Pferde stehlen und bei dem man sich notfalls ausheulen konnte. Zur Liebe gehörte mehr! Man mußte seinen Partner respektieren können, zu ihm aufsehen – bei meiner Größe passiert das ja zwangsläufig, dachte sie –, ihn vielleicht sogar bewundern können, klug mußte er sein und natürlich Humor haben. Den hatte Florian wirklich, aber das allein war ein bißchen wenig. Egal, in den kommenden Wochen würde sie abends jedenfalls nicht mehr Kreuzworträtsel lösen müssen.
    Als sie die Tür aufschloß, klingelte das Telefon. Fünf vor neun, da mußte es aber jemand eilig haben! Sie griff nach dem Hörer: »Schmetterlings-Reisen, guten Tag.«
    »Guten Morgen, Aschenbrödel.«
    Der Schreck verschlug ihr die Sprache. Sie schluckte, die Knie fingen an zu zittern, sie tastete blind nach dem Stuhl, setzte sich, umklammerte krampfhaft den Hörer und – schwieg.
    »Hallo, Aschenbrödel, bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Ich weiß, was du jetzt sagen willst, und du hast ja auch recht, aber sag’ lieber nichts. Wenn du willst, kannst du mich im nachhinein noch bedauern. Ich hatte nämlich Mumps.«
    »Was hattest du?«
    »Mumps. Ziegenpeter, oder wie diese alberne Krankheit sonst noch heißt! Ich habe ausgesehen wie ein Hamster und mich aus diesem Grunde selbst aus dem Verkehr gezogen.«
    »Sechs Wochen lang?«
    »Und einen Tag! Als mein Kürbiskopf endlich auf eine normale Dimension abgeschwollen war und meine Stimme sich nicht mehr anhörte, als hätte ich mit Reißnägeln gegurgelt, kriegte ich die Masern.«
    »Und das soll ich glauben? Normale Menschen bekommen Kinderkrankheiten, wenn sie noch zur Schule gehen. Dann sind sie wenigstens nützlich.«
    »Ich bin eben ein Spätentwickler.«
    Tinchen wußte nicht, was sie sagen sollte. Wochenlang hatte sie auf diesen Anruf gewartet, hatte abwechselnd gehofft und resigniert, hatte Brandt nach einem Verkehrsunfall mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus gesehen oder auch mal als unbekannten Toten, zerschellt an irgendwelchen Klippen – aber ganz bestimmt nicht rotgesprenkelt in Tante Josis Bett.
    »Kann man mit Masern nicht telefonieren?«
    »Doch, man kann! Aber wie ich dich einschätze, wärst du doch sofort mit Blümchen und Pralinen an mein Schmerzenslager geeilt, und das wollte ich nicht. Ich esse nämlich keine Pralinen.«
    Jetzt mußte sie doch lachen. »Setzt du nicht ein bißchen zu viel Mitgefühl bei mir voraus?«
    Seine Stimme klang ernst: »Nein, Tina, das glaube ich nicht. Aber mir ging es wirklich miserabel, und ich wollte keinen Menschen sehen. Nicht einmal dich.«
    »Ein Kompliment ist das gerade nicht.«
    »Doch, Aschenbrödel, das ist eins. Alle anderen in meiner Umgebung habe ich vergrätzt, mit dir sollte mir das nicht passieren. Verstehst du das?«
    Sie verstand es nicht, aber sie glaubte ihm.
    »Der Arzt hat die Quarantäne aufgehoben. Sehen wir uns heute?«
    Tinchen zögerte. »Ich weiß nicht recht … Lilo ist mit dem Bus unterwegs, und ich habe Stallwache.«
    »Auch abends?«
    Sie wollte schon zusagen, als ihr Florian einfiel. Sie hatte doch versprochen, mit ihm nach Noli zu fahren, in das kleine Fischerdorf mit den Spezialitätenrestaurants; Muscheln wollten sie essen oder Krabben, je nachdem, was gerade frisch angelandet worden war. Nein, das konnte sie unmöglich absagen! Brandt hatte so lange nichts von sich hören lassen, jetzt konnte er auch nicht erwarten, daß sie auf Abruf bereitstand.
    »Es tut mir leid, Klaus, aber heute abend habe ich keine Zeit.«
    »Dann morgen?«
    »Da geht’s erst recht nicht. Mittwoch ist An- und Abreisetag. Ich weiß vorher nie, wann ich fertig bin.«
    Eine ganze Weile schwieg er, dann sagte er in gleichmütigem Ton: »Du willst also nicht?«
    »Doch, ich will!« antwortete sie schnell, »ganz bestimmt will ich, nur nicht heute und morgen. Versteh’ das doch! Wenn ich die letzten Gäste in ihrem

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