Bitte Einzelzimmer mit Bad
dem man dauernd in die Hände klatschen muß. Dann hatten sie Mona-Lisa-Cocktails bestellt und nach dem dritten ›La Paloma‹ gesungen.
Als Tinchen in den Waschraum ging, war Lilo hinterhergekommen. »Wo hast du denn diesen blendend aussehenden Mann aufgerissen?«
»Der ist mir hinterhergefahren, aber du kannst ihn gerne haben!« hatte Tinchen wütend geantwortet.
»Ist das dein Einst?«
Doch Tinchen hatte sich schon umgedreht und war hinausgelaufen. Zum Tisch war sie auch nicht mehr zurückgegangen, sondern schnurstracks ins Hotel, wo sie Bommel gesucht und beim Nachtportier gefunden hatte. Beide hatten geschlafen. Sie hatte sich den Hund geschnappt und mit auf ihr Zimmer genommen. Das arme Tier konnte doch nun wirklich nichts dafür, wenn sein Herr sich nächtelang herumtrieb, statt sich um das kleine, hilflose Baby zu kümmern. Sollte er Bommel doch suchen! Aber wahrscheinlich würde er ihn gar nicht erst vermissen! Der hatte anderes im Kopf!
Bommel hatte ihr die Tränen abgeleckt, und an sein weiches Fell gekuschelt, war sie endlich eingeschlafen.
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Kapitel 12
H inter der Zeitung, die er als Barrikade aufgebaut hatte, tauchte Florians Gesicht hoch. »Guten Morgen, Tinchen. Ausgeschlafen?«
Sie würdigte ihn keines Blickes, entfaltete die Serviette, goß Kaffee in die Tasse, suchte aus dem Brotkorb das noch am wenigsten pappige Brötchen, bestrich es mit Marmelade – schwieg.
»Schlechte Laune?«
»Warum sollte ich?«
»Eben!«
Die Minuten dehnten sich, zertröpfelten in lange Sekunden.
»Möchtest du vielleicht von der Zeitung was abhaben?«
»Nein.«
Schweigen.
»Himmeldonnerwetter, Tinchen, jetzt spiel’ nicht die beleidigte Leberwurst! Ich gebe ja zu, daß ich gestern ein bißchen über die Stränge geschlagen bin und zu viel getrunken habe, aber das ist noch lange kein Grund …«
»Mona-Lisa-Cocktails!! Deshalb bist du auch den ganzen Abend das dämliche Grinsen nicht mehr losgeworden!« Mit betont desinteressierter Miene stand sie auf. »Im übrigen ist mir dein Privatleben völlig egal!«
Der majestätische Abgang, den sie oben vor dem Spiegel geübt hatte, wurde durch den hereinstürmenden Bommel beeinträchtigt. Er kugelte laut kläffend in den Speisesaal, wieselte um Tinchens Beine und gab nicht eher Ruhe, bis sie sich hinabgebeugt und ihn ausgiebig gestreichelt hatte.
»Der muß heute nacht herumgestreunt sein!«
»Der hat heute nacht bei mir geschlafen«, berichtigte Tinchen.
Florian seufzte sehnsüchtig: »Warum kann ich nicht auch so ein Hundeleben führen?«
AUS TINCHENS TAGEBUCH
6. Juli
Lilo ist ein Miststück! Fragte heute früh ganz harmlos, ob ich wirklich keine Besitzansprüche auf Flox hätte. Sie hätte den Eindruck, daß er sich mir gegenüber verpflichtet fühle. Habe ihr erklärt, daß Kleinkinder zu starker Mutterbindung neigen. Darauf meinte sie, es sei Sache der Mutter, ihre Kinder frühzeitig genug abzunabeln. Im übrigen sei sie heute abend mit ihm verabredet.
Und wenn schon! Ich muß sowieso Strümpfe waschen.
8. Juli
Männer, die gut mit Frauen zurechtkommen, sind meist solche, die auch ohne sie fertig werden. Klaus gehört dazu. Blieb den ganzen Abend über reserviert. Schwärmte von Tante Josis Krankenkost und seiner Schwester Tanja, die sich jeden zweiten Tag telefonisch nach seinem Befinden erkundigt habe. Bekam ganze Krankengeschichte zu hören und zum Abschied väterlichen Kuß auf die Stirn. Wenn man wirklich so alt ist, wie man sich fühlt, dann bin ich 120.
Florian heute nur kurz gesehen. Buchte für Dienstag Busfahrt nach Portofino. Bot ihm ein paar Prospekte an, um sich über Wissenswertes informieren zu können, da er von seiner Reiseleiterin in dieser Hinsicht nichts zu erwarten habe. Lehnte ab mit der Begründung, er sei nicht an Sehenswürdigkeiten interessiert, sondern an netter Gesellschaft.
10. Juli
Gestern ganzen Nachmittag am Strand gelegen. Allein mit Bommel. Florian lag zwanzig Meter weiter links. Mit Lilo. Trug neuen rosa Badeanzug mit passender Sonnenbrille und machte auf Dame. Sollte ihn eigentlich warnen. Würde aber nichts nützen, er hat einen schalldichten Kopf.
Morgens um zwei heftiges Gewitter. Bommel noch mehr Angst als ich. Hunde wären viel nützlichere Haustiere, wenn sie bei Gewitter die Fenster schließen würden, statt sich wimmernd im Bett zu verkriechen.
11. Juli
War gestern offiziell bei Tante Josi zum Tee eingeladen. Allein. Mußte Sandkuchen essen und Fotoalben betrachten. Klaus
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